An was denkt man bei der Meditation?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich bin Buddhist und gebe mal meinen Senf ab

Wenn du der Meinung bist, dass du Meditation ohne eine Zielsetzung üben willst, dann solltest du dir natürlich auch keines setzen.

Wenn du dir "das Glücksgefühl vom Anfang" wünscht, oder aber "nicht denken" willst, dann sind das allerdings bereits sowohl Gedanken, als auch Ziele. ;-)

Ein paar Tipps:

Erwarte nichts besonderes. Zu meditieren bedeutet nicht automatisch von tiefer Ruhe durchströmt zu werden, oder Glücksgefühle zu spüren.

Meditation soll dich nicht zu etwas besserem machen, also rechne auch nicht mit irgendeiner Verbesserung. Wenn du auf ein bestimmtes "Ergebnis" wartest, nimmst du andere Dinge gar nicht wahr.

Meditation ist  ein bisschen wie ein Medikament für das Immunsystem gegen eine hartnäckige Erkrankung. Du spürst nicht sofort eine direkte Wirkung, aber langfristig wirkt es sich positiv aus und hat einen dauerhaften Effekt.

Also meditiere einfach, um des meditierens willen, nicht weil du dir etwas besonderes davon erhoffst.

Alles was man bei der Meditation spürt, entsteht ohnehin nur in unserem Nervensystem und ist daher eigentlich nichts besonderes, was jetzt überinterpretiert werden sollte, egal wie toll es sich anfühlt.

Meditation ist eigentlich keine Technik, sondern ein Zustand von entspannter Achtsamkeit und Bewusstheit. Also hänge nicht an der Technik.

Achtsamkeit kann man beispielsweise durch Atembeobachtung schulen.

Spüre wie der Atemstrom durch die Nase einströmt und ausströmt. Atme nicht besonders langsam oder tief, sondern lass lange Atemzüge lang und kurze einfach kurz sein. Sei der Beobachter.


Wann immer Gedanken auftauchen, bekämpfe sie nicht, denn das beschäftigt nur deinen Geist. Gehe stattdessen mit der Aufmerksamkeit wieder zum Atem zurück. Einatmen....Ausatmen...

Dabei kommen natürlich genau die von dir genannten Gedanken auf "Essen machen...Hausaufgaben...Playstation zocken....Lernen....Mucke hören..."

Lass sie einfach kommen und gehen. Manchen Menschen hilft es, wenn sie diese Gedanken kurz "benennen" und dann zur Atmung zurückkehren.

Ich halte diese Form der Meditation übrigens für natürlicher, als ständig eine Formel, möglicherweise sogar in einer fremden Sprache zu wiederholen.

Meditiere nicht zu lange. Da verspannt man sich geistig, wird ungeduldig und das läuft ja dem Sinn der Meditation entgegen.


Gerade am Anfang können sich schon fünf Minuten wie eine unendlich lange Zeit anfühlen, so dass man sich fragt, ob man tatsächlich den Wecker richtig gestellt hat, oder ihm plötzlich der Strom ausgegangen ist.

Setze dich nicht unter Druck. Du musst keine Rekorde aufstellen - weder in der Zeit, noch in der Konzentration. Die Meditation kennt kein Leistungsdenken.


Meditation ist also Bewusstheit und deshalb auch nicht auf einen bestimmten Ort, oder an bestimmte Bedingungen gebunden.

Wenn du von deinem Sitzkissen oder Stuhl aufstehst, dann lass die Meditation nicht dort zurück, sondern nehme sie mit in den Alltag.

Es ist nicht notwendig, die Beine zum Lotossitz zu verknoten (auch wenn das meiner Meinung nach Vorteile mit sich bringt), Räucherstäbchen anzuzünden, oder vor einer Buddhastatue zu sitzen.


Wenn man an der Bushaltestelle wartet, macht man vieles - mit dem Smartphone spielen, Musik mit dem mp3-Player hören, oder Kindle lesen. Warum nicht zur Abwechslung mal meditieren?

Deinen Atem nimmst du überallhin mit, du kannst also überall meditieren, ganz ohne irgendetwas besonderes machen zu müssen.

Man gerät im Alltag oft in Trance - man steigt in den Zug ein, er fährt los, man schaut aus dem Fenster...und plötzlich ist man drei Stationen zu weit gefahren. Der Geist war völlig auf Durchzug gestellt, unbewusst.

Genau so kann man den Alltag aber auch zur Meditation machen. Schon drei bewusste Atemzüge helfen dabei, aus dem Gedankenkarusell, oder der Alltagstrance auszusteigen.

Lies dir die Hinweise von Balurot noch mal durch, da ist eigentlich all das, was ich hier ausführlich erkläre, gut zusammengefasst.


Hoffe, meine Antwort war hilfreich.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren Praxis buddhistischer Meditation
BelaFarinRod300 
Fragesteller
 08.10.2015, 13:35

Deine Antwort war mehr als hilfreich, geduldig und sehr gut erklärt! Vielen Dank! Du erhältst, so bald ich das kann die hilfreichste Antwort.
Wünsch dir noch einen schönen Tag!

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Enzylexikon  10.10.2015, 00:56

Vielen Dank für den Stern. :-)

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Gehe doch mal in ein buddhistisches Zentrum. Dort kann man Dir sicher Tipps und Erfahrungen mitgeben.

Meines Wissens SOLL man beim Meditieren an gar nichts denken, das wäre das Ziel, deshalb sagt man ja "Om" etc. Man soll ggf. etwas fühlen (z.B. Mitgefühl für andere?). An die Prüfung etc. soll man nicht denken.

Vielleicht hilft es Dir, mal an einem anderen Ort zu meditieren oder mit anderen Zusammen (s.o. - buddhistisches Zentrum?). Meines Wissens dürfen Gedanken beim Meditieren kommen, man soll sie aber quasi "ziehen lassen", also nicht weiter verfolgen. Vielleicht bist zu "zu verbissen" dabei? Sich wirklich mehrere Minuten nur auf ein Mantra oder so zu konzentrieren, muss man lernen, das kann man selten von heute auf morgen.

Wichtig ist, dass Du Dir bewusst bist, welches Ziel Du bei der Meditation hast. Was ist Dein Ziel bei der Meditation?

Die Gedanken kommen und gehen beim Meditieren. Nach meiner Erfahrung ist es unmöglich, sie abzustellen. Darum ist es das Beste, sie kommen und gehen zu lassen. Ich finde auch, Du solltest nicht länger als 15 Minuten pro Tag meditieren. Du hast ja auch andere Sachen, die Du zu tun hast, die für Dich wichtig sind. Es hat ja alles keine Eile.

das hängt von dir ab, welches thema du wählst, du kannst beispielsweise auf besondere achtsamkeit meditieren, meditieren kann aber auch voellig still sein, dass da keine besonderen gedanken nun anstehen. schau mal in youtube nach unter jack kornfield, der meditiert manchmal auf bestimmte themen, geht aber nur wenn du englisch verstehst. du kannst auch unter ajahn brahm nachschauen, ein engländer, buddhistischer mönch, lebt in australien, mein guru und auch meine buddhistische gemeinde. auch hier gibt es einige videos zum thema meditation.

Man kann nicht "meditieren", doch man kann einen "meditatieven Zustand" haben (das ist ein bestimmter Bewusstseinszustand). Dieser Zustand ist jenseits von Gedanken.