Mathelehrer?

8 Antworten

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Glaub mir, ich habe hier schon sehr, sehr viel dümmere Fragen gelesen. Kein Problem.

Ich glaube, die meisten, die Lehrer werden, werden es, entweder weil die Eltern bereits Lehrer waren oder weil sie in der Schule über Jahre hinweg mit Lehrern konfrontiert wurden und es für sie sozusagen nur Lehrer gibt. Für einen Schüler sind gefühlt die Hälfte der Erwachsenen Lehrer. Gut vielleicht noch den einen oder anderen Busfahrer gibt es und das, was der Onkel oder die Tante macht.

Ich glaube also, dass es einer geistigen Bequemlichkeit geschuldet ist, dass viele Lehrer werden. Der Lehrer hat den Vorteil, dass er nicht Werbung für seinen Job machen muss. Auch ein Praktikum ist fast schon überflüssig, außer dass man im Praktikum vielleicht ein paar Lästereien aus dem Lehrerzimmer mitbekommt.

So, jemand will Lehrer werden. Warum ausgerechnet Mathelehrer?
Es liegt auf der Hand, dass diejenigen Mathe als Fach wählen, denen Mathematik besonder gut liegt.

Warum wir einen Lehrermangel haben. Widerspricht sich das nicht?

Ich glaube, das liegt vor allem an der pädagogischen Komponente. Schüler sind selbst noch nicht reif und müssen ihre Erfahrungen sammeln, sollen aber schon mit dem Gedanken spielen, andere zu erziehen. Wie spießig ist das denn? Um Lehrer zu werden - besonders Grundschullehrer - muss man in der Lage sein, sich geistig reif in der Zukunft zu sehen und sich die "kumpelhafte" altersmäßige Nähe wegzudenken.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Mathematik

Mathe kann ziemlich interessant sein wenn man sie versteht. Hört ja nicht bei dem auf, was man den Kids lernen will. Letztendlich ist Grundmathematik die einzige nicht widerlegbare Konstante in unserer Welt - wenn man so will, die einzige Wahrheit. Bei höherer Mathematik habe ich keine Ahnung wo das endet. Und trotzdem gibts nach wie vor noch Forschung auf dem Gebiet.
In meiner Abteilung arbeiten zu 70% Mathematiker. Wenn man sich mit denen unterhält merkt man erst, wie interessant das Thema werden kann. Du kannst damit zum Teil die Welt erklären. Du siehst Dinge, die Otto-Normalverbraucher nicht sieht. Kennst den Unterschied zwischen Statistik und Wahrheit und letztendlich kann dich keiner mit warmen Worten übern Tisch ziehen (wie Versicherungsvertreter, Banker und Konsorten).

Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen dass es jemanden gibt der SO viel Spaß an Mathe hat dass er sich denkt "joa das mache ich den Rest meines Lebens"

Doch, die gibt es. Wenngleich mein damaliger Mathelehrer tatsächlich gelangweilt wirkte. Dies war jedoch nicht aufgrund der Mathematik selbst der Fall. Vielmehr litt er wohl an Verstimmung, die darauf zurückzuführen war, dass ihn die Vermittlung des Schulstoffes anödete.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich denke rational. Kann ich nur empfehlen.

Kitharea  08.03.2023, 07:45

Das ist schade. Aber es hängt leider oft vom Lehrer ab. Ich war bis zur 4. begeistert von Mathe aber meine Lehrerin in der Oberstufe war so dermassen schlecht in erklären, dass das keinen Spaß mehr machte.
Gefühlt geht die Qualität der Mathelehrer leider generell zurück. Teilweise findet man in den Lösungsheften der Mathebücher Fehler. Hier in Österreich gabs bei der Zentralmatura (Abi) zb eine "unlösbare" Aufgabe vor 2 Jahren (?) (die ganze Aufgabe wurde danach "entfernt" und nicht angerechnet) - oder Mathelehrer, die sich auch aufs Lösungsbuch verlassen, anstatt selbst nachzurechnen - sowas DARF nicht passieren.

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Desparativum  08.03.2023, 09:07
@Kitharea
Ich war bis zur 4. begeistert von Mathe aber meine Lehrerin in der Oberstufe war so dermassen schlecht in erklären, dass das keinen Spaß mehr machte.

Ein ähnliches Bild darf auch ich zeichnen. Dieses wurde durch zahlreiche Nachhilfeschüler gestützt.

Oft lag die Aversion gegen das Lernen - leider beschränkt sich das nicht nur auf die Mathematik - nicht am Schüler oder seinen Fähigkeiten. Vielmehr wurde er systematisch seinem Interesse und seiner natürlichen Neugier beraubt.

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Kitharea  08.03.2023, 09:13
@Desparativum

Mein Sohn wollte die ersten 4 Jahre nicht zur Schule - kein Bock, langweilig, mag nicht lernen und so weiter. Standard. War Gym-Mittelstufe. Als er in die Oberstufe kam, meinte er einmal zu mir: Schule macht jetzt viel mehr Spaß - irgendwie haben die Lehrer mehr Interesse an den Schülern und bringen den Stoff lustiger rüber^^ So kanns auch gehen. Inzwischen redet er vom studieren was ich in den ersten 4 Jahren nie gedacht hätte

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Es gibt zwei verschiedene (mir bekannte) Zugänge zur Mathematik.

Der erste Zugang hat mit der Anwendbarkeit der Mathematik auf die Technik unserer modernen Zivilisation zu tun. Diese Anwendbarkeit ist nach Worten des Physiknobelpreisträgers Paul Wigners ein Geschenk, das wir weder verstanden noch verdient haben.

Der zweite Zugang entsteht dadurch, dass Mathematik eigentlich ein Teilbereich der Philosophie ist. Philosophieren heißt u.a. sich der Wahrheit zu erfreuen. Die Mathematiker versuchen dies.

Eine Synthese dieser beiden Zugänge entsteht, wenn es um die elementarsten Grundlagen der Physik geht. Die Suche nach einer Weltformel trägt kryptoreligiöse Züge. Der wohl am weitgehenste diesbezügliche Ansatz ist wohl die "Theorie der Uralternativen" von C.F. v. Weizsäcker, die inzwischen unter dem Namen "It from Qubit" weiterentwickelt wird. Dahinter steht die Frage von A. Einstein "Ob Gott bei Erschaffung der Welt eine Wahl hatte?". So etwas als langweilig oder uninteressant zu bezeichnen wäre dann reine Blasphemie oder reine Dummheit.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lehrer u. Fachbetreuer für Mathematik und Physik i.R.

Es gibt tatsächlich Leute die das gerne machen, auch wenns unvorstellbar ist. Die werden auch nicht mehr bezahlt oder so aber ich würds auch ned machen