Lohnt sich Studium der Wirtschaftswissenschaften überhaupt?

5 Antworten

Ich bin selber WiWi und kenne keinen WiWi, der arbeitslos ist. Daraus könnte man ableiten, dass sich das Studium lohnt.  Allerdings gibt's  - allen Vorurteilen der  Nicht-WiWi's zum Trotz - nicht für jeden Platz in der Chefetage. Macht man das Studium, weil man unter 200 TSD € im Jahr nicht arbeiten will, dann lohnt sich's definitiv nicht.

Zu den Voraussetzungen. Die Mathematik ist mit durchschnittlichen Abi-Kenntnissen machbar, schon alleine deshalb, weil es zumeist um angewandte Mathematik geht. Es rechnet sich einfach leichter, wenn es auf "das praktische Ergebnis" ankommt. 

Mein Studium ist allerdings schon 20 Jahre lange her.

Ja, ein Studium der Wirtschaftswissenschaften lohnt sich - wenn man die richtigen Fächer im fortgesetzten Studium wählt. Und die "richtigen" Fächer sind meist relativ Mathe-lastig, z.B. Finanzwirtschaft, Statistik und Ökonometrie, die meisten VWL-Fächer. Ich bin selbst an der Uni und kenne etliche Leute, die WiWi studiert haben und anschließend einen sehr guten Job bekommen haben. Mit den richtigen Tiefenfächern brauchten sie dafür auch nicht viele Bewerbungen zu schreiben. Da werden fähige Absolventen sehr gesucht.

Ohne Mathe sieht das schon anders aus. Ich würde niemandem, der mit Mathe auf dem Kriegsfuß steht, empfehlen, WiWi zu studieren. Inzwischen braucht man in fast jedem Fach mathematische Grundlagen - selbst z.B. im Marketing für Marktananalysen, im Controlling für die Prognose von Steuerungsmaßnahmen, im Steuerrecht zur Abschätzung der Wirkung von Abschreibungsmodellen... Da wird teilweise recht anspruchsvolle Mathematik benötigt, was von Studienanfängern grundsätzlich unterschätzt wird.

Die Masse der WiWi-Studis versucht es zunächst mit minimaler mathematischer Grundausstattung. Entweder scheitern sie aber am Studium oder sie schaffen es mit schlechten Noten und mit für spätere Berufsaussichten unattraktiven Tiefenfächern. So quälen sie sich durch ein anstrengendes Studium und machen hinterher oft etwas ganz anderes, weil die Konkurrenz sehr hoch ist (viele WiWi-Absolventen, denen es ähnlich geht).

Dabei gibt es vielleicht bessere Alternativen, Wirtschaftsrecht, Jura oder Deutschlehrer kommen mit geringeren Mathekenntnissen erfolgreicher durchs Studium. Oder die Überlegung, ob es denn unbedingt ein Studium sein muss, nur weil man das Abi geschafft hat? Gute Handwerker verdienen oft mehr als mäßige Akademiker...

Ich möchte Dich nicht vom WiWi-Studium abhalten. Es ist ein interessantes Studium, nicht so schwierig wie ein Mathe-Studium, aber durchaus anspruchsvoll. Die Berufsaussichten sind vielseitig und sehr gut - unter oben genannten Voraussetzungen.

Es gibt viele gute Lehrbücher zum Thema Mathe für Wiwis, vielleicht hilft Dir ein Blick in die Bücher, um einen Eindruck zu bekommen, was bereits im 1. Semester auf Dich zukommen wird. Damit kannst Du vielleicht abschätzen, ob das für Dich schon "zu viel Mathe" oder noch ok ist.

Milkyway94 
Fragesteller
 24.02.2015, 04:07

Vielen Dank für den ausführlichen und hilfreichen Kommentar. Da Sie ja Wirtschaftsrecht als Alternative genannt haben hätte ich noch eine weitere Frage, da ich mich über diesen Studiengang, der ja an vielen FHs angeboten wird, auch schon informiert habe. Da wurde mir aber von den meisten Leuten empfohlen lieber ein WiWi oder Jura Studium zu machen und mich dann Richtung Wirtschaftsrecht zu spezialisieren. Und eigentlich halte ich das für mich persönlich auch für die bessere Option, weil ich mir so 100% sicher auch noch nicht bin und mit einem Wirtschaftsrecht-Studium würde ich mich ja schon weitestgehend festlegen. Was halten Sie denn von einem Wirtschafsrecht-Studium? Ein richtiges Jura-Studium kommt für mich allerdings nicht in Frage. Eigentlich nur noch WiWi oder Wirtschaftsrecht. Wäre über eine erneute Antwort dankbar. Liebe Grüße

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Muecke4444  24.02.2015, 04:46
@Milkyway94

Ehrlichgesagt fand ich die Vorlesungen zum Wirtschaftsrecht teilweise richtig spannend, habe aber nie die Argumentationskette der Juristen nachvollziehen können, warum welcher Paragraph auf welchen Fall angewendet werden muss. Ich lag - wie früher im Deutschunterricht - mit meinen Interpretationen meist ziemlich daneben... Bin halt eher der logisch-mathematische Typ... Jura hat bestimmt auch irgendeine Logik, ich bin nur noch nicht dahinter gekommen, welche.

Hmm, also das Studium Wirtschaftsrecht kenne ich nicht wirklich. Es gibt hier einen relativ aktuellen Beitrag, der zu den beiden Studiengängen WiWi und Wi-Recht Stellung nimmt. Einer der Hauptunterschiede: viel versus wenig(er) Mathe.

Ob man sich mit Wirtschaftsrecht mehr festlegt? Tendenziell ja, aber wenn die überwiegend mathematischen Sachen eh nicht in Frage kommen, läuft's fast aufs Gleiche hinaus, so zumindest ist meine Einschätzung.

Ein wesentlicher Unterschied wäre noch die Frage FH oder Uni. Dazu habe ich mal eine Antwort abgegeben, die Dir auch weiterhelfen könnte.

Im Weiteren gibt es ja auch die Möglichkeit, mit einem Studiengang anzufangen und bei Nicht-Gefallen in den anderen zu wechseln. Oft werden einige bereits absolvierte Prüfungen im anderen Studiengang sogar anerkannt. Es kann allerdings Probleme geben, wenn das Studium per Bafög finanziert wird. Da wird i.a. nur der erste Studiengang unterstützt.

Es hörte sich nach Deiner Frage ja nicht so an, dass Mathe "gar nicht" geht. Mathe durchschnittlich ist eventuell genug. Ich denke, Du solltest wirklich mal an der Uni/FH Deiner Wahl nachfragen, was an Mathekenntnissen erwartet wird.

Ein WiWi-Studium ist schon breiter ausgelegt - allerdings muss man auch da aufpassen. Nicht jede Uni/FH bietet die gleichen Schwerpunkte an, es gibt erhebliche Unterschiede! Am besten, man hat schon ein WiWi-Studium hinter sich, damit man die passende Hochschule auswählen kann... Jedenfalls so ungefähr... ;-) Aber im ersten Jahr unterscheiden sich die WiWi-Studiengänge kaum, so dass man dort einen guten Einblick für mögliche spätere Vertiefungen (und einen eventuellen Studienstandort-Wechsel) bekommen kann.

Also 1. Mathekenntnisse prüfen und 2. überlegen, welche Richtung Du denn einschlagen könntest. Eher BWL oder eher VWL? Eher große oder kleine Unternehmen? Oder öffentlicher Dienst? Oder Selbstständigkeit? Branche? Und dann: Welcher Bereich könnte für Dich interessant sein? Marketing? Steuern? Controlling? Wirtschaftsprüfung? Beratung? Investitionen? Regulierung? ... Und danach mal gucken, welcher Studiengang und welche Hochschule Deinen Vorstellungen am nächsten kommen.

Viele Grüße!

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Bei Wirtschafstwissenschaften hast du eben den Vorteil, dass du vielseitig dich danch orientieren kannst. Sprich ein Tourimus-BWLer kommt meist eben auch nur im Tourismus unter oder der Sport-BWLer eben mehr in Vereinen, Verbänden oder Fitnessstudios. Mit Wiwi kannst du dir dein Feld (je nach Schwerpunkt) eigentlich selbst aussuchen. Das mit Mathe ist so eine Sache. Es ist nicht schwer die 20 Formeln für Wirtschaftsmathe zu können. Bei Statistik sieht das schon anders aus. Das kann man oder man kann es nie, so war es zumindest in meiner Abiklasse und im Studium. Ich bin froh, dass ich es kann, bzw. konnte^^. Dann haste eben noch in VWL und KLR ein wenig rechnen, aber letztendlich ist Wiwi nicht so sehr mathelastig.

Verdienen nach dem Studium, da musst du sowieso erst einmal klein anfangen, denn ohne Berufserfahrung oder Kontakte der Eltern/Verwandten findest du dich auf einer Stufe mit den Abiturienten, die eine Ausbildung haben,falls du überhaupt zum Vorstellungsgespräch kommst. Das hängt natürlich auch von deinen Noten ab. Also gute Noten, viele Praktika oder Werkstudent sein, dann wird das schon. Zudem ist es immer besser erst eine Ausbildung zu machen und dann zu studieren. Denn auch bei mir kamen die meisten Studenten nach ihrem BWL Studium irgendwo unter und haben dann den Master gemacht oder waren arbeitslos. Jobs haben nur die gefunden, die Kontakte hatten, Glück mit der Praktikumsstelle oder eben eine Ausbildung zuvor.

Aber das ist nicht die Regel, sondern eine hoher Trend. Kann sein, dass du mehr Glück hast ^^.

Wirtschaftswissenschaften zu studieren ist sicher gut, wenn Dir eine Bankenkarriere vorschwebt. Im Bankfach sind Wirtschaftsfachleute gefragt. Ich meine jedoch, auch für andere Branchen, etwa Versicherungen, Import/Export, Handel kann Dir ein Wirtschaftsstudium sehr von Nutzen sein.

Was meinst du mit "lohnt" und wieviel ist "solide"?