Leitfrage zu Wilhelm dem zweiten?

4 Antworten

Um zu einer Leitfrage zu kommen, empfehle ich, an zeitgenössische Urteile anzuknüpfen. Was meine ich? Ich denke an den Versailler Vertrag. Dort heißt es in Art. 227 Satz 1:

"Die alliierten und assoziierten Mächte stellen Wilhelm II. von Hohenzollern, ehemaligen deutschen Kaiser, unter öffentliche Anklage wegen schwerster Verletzung der internationalen Moral und der Heiligkeit der Verträge."


Entsprechend könnte eine Leitfrage ungefähr so lauten:


War der politische Einfluss Wilhelms II. ausschlaggebend für Verstöße des Kaiserreiches gegen internationales Recht und für den Ausbruch des Ersten Weltkrieges?

MfG

Arnold


Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.
earnest  17.04.2017, 19:35

Das ist eine höchst interessante Frage, wäre aber wohl schon fast Thema einer Doktorarbeit.

Die Komplexität  des Thema wäre meiner Ansicht nach bei einer schlichten Präsentation eine Überforderung von Vortragendem und Zuhörern.

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Am deutschen Wesen wird die Welt genesen...waren seine Worte... deutscher Militarismus hat binnen30 Jahren das exakte Gegenteil bewiesen..da würde ich ansetzen.. 

Udo107  15.04.2017, 23:56

Indirekt gibst du mit dieser Behauptung dem deutschen Militarismus die Schuld für den Ersten Weltkrieg.
Wer so argumentiert macht sich dieses heikle Thema viel zu leicht als das es ihm gerecht würde ..

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MKausK  16.04.2017, 00:24
@Udo107

Ich Kann dich jedenfalls, die nationale Ehre betreffend, in sofern beruhigen - da es  dadurch der deutsche Pazifismus mit absoluter Gewissheit nicht gewesen sein kann!

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earnest  16.04.2017, 07:39
@Udo107

Möchtest du bestreiten, Udo, dass der deutsche Militarismus ein gerüttelt Maß an Schuld am Ausbruch des Ersten Weltkriegs trug?

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DerSchopenhauer  16.04.2017, 01:07

"Am deutschen Wesen wird die Welt genesen...waren seine Worte"

Das waren so nicht seine Worte - zudem ist es immer problematisch, ein Zitat nicht nur völlig aus dem Kontext zu lösen, sondern den Kontext falsch herzustellen.

Da auch schon damals Reden protokolliert wurden bzw. das Redemanuskript erhalten geblieben ist, ist der genaue Wortlaut bekannt:

"...Dann wird unser deutsches Volk der Granitblock sein, auf dem unser Herrgott seine Kulturwerke an der Welt aufbauen und vollenden kann. Dann wird auch das Dichterwort sich erfüllen, das da sagt: An deutschem Wesen wird einmal noch die Welt genesen..."

Das "Dichterwort" meint das Gedicht von Franz Emanuel August Geibel "Am deutschen Wesen mag die Welt genesen" welches 1861 entstand; damit war das geeinte deutsche Staatswesen gemeint, von dem eine Friedenswirkung auf das europäische Staatengefüge ausgehen werde.

Die Rede hielt Wilhelm II. bei einem Festmahl für die Provinz Westfalen am 31.08.1907 im Landesmuseum Münster.

Er bezieht sich ausschließlich auf den innerstaatlichen Zusammenhalt.

"In diesem Geist sollen alte und neue Landesteile, Bürger und Arbeiter sich zusammentun und einheitlich in gleicher Treue und Liebe zum Vaterlande zusammenwirken.

Das schöne Bild versöhnlicher Einheit, welches die Provinz Westfalen dem Beobachter zeigt, würde Ich gern auf unser gesamtes Vaterland übertragen sehen."

Der gesamte Text der Rede ist hier nachzulesen:

http://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/portal/Internet/finde/langDatensatz.php?urlID=1271&url\_tabelle=tab\_quelle

Das Zitat ist also weder als Aufforderung zum Krieg oder zu Eroberungen noch zur Bildung von Kolonien zu verstehen gewesen - dieser falsche Kontext wurde später mißbräuchlich und plakativ hergestellt.

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Verkörperte Wilhelm II Deutsche Großmannssucht ? Eigentlich bietet sich zu diesem Kaiser statt einer Leitfrage, besser eine Leitidee an.

Es ist das geistige Aroma hiesiger Schulen, dass sie meist abgehoben und alltagsuntauglich agieren. Warum soll man eigentlich bei Wilhelm II was fragen, warum nicht einfach feststellen?

Wie wirkt sich W.d.2 Persönlichkeit auf sein politisches Handeln aus?

MKausK  15.04.2017, 23:26

In diesem Zusammenhang erwähnenswert, das Willy II. Körperlich behindert war, durch missgebildeten Arm, und daraus resultierend einen ausgeprägten Minderwertigkeitskomplex hatte, den er mit Größenwahn, der auf echter Macht beruhte kompensierte...

War immer eine gefährliche Kombi Minderwertigkeit durch ein körperliches Defizit und mit anvertrauter absoluter Macht versehen...das ging nie gut aus

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