Lehrer werden - eine gute Option?

3 Antworten

Lehrer ist ein Beruf und das kommt von Berufung, wenn du dich also zu dieser Tätigkeit hingezogen fühlst, folge deinem Gefühl

Ukuwiwi 
Fragesteller
 27.11.2019, 15:42

Naja nicht wirklich. Deshalb brauch ich ausschlaggebende Argumente. Für vieles ist mein NC einfach schlicht zu schlecht.

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Leisewolke  27.11.2019, 15:46
@Ukuwiwi

und Lehrer abschliessen und dann Abendschule ? Oder VHS? Wenn dein NC nicht überwältigend ist , warum willst du dann studieren? Mache eine Ausbildung in einem Beruf in dem du dich wohler fühlst

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Ich hatte mir in meinem BWL-Studium die Möglichkeit für eine Anerkennung als 1. Staatsexamen geschaffen (Fächerwahl, Pädogogik als Nebenfach) und war sogar bei mehrwöchigen berufspraktischen Übungen an einer Berufsschule dabei. Gut dass es die Übungen gab,denn die haben mir dann doch wieder komplett davon abgebracht.

Meinen Fall kann man aber nicht verallgemeinern! Ich glaube auch nicht, dass ich ein guter Lehrer geworden wäre. So ist das den Schülern, aber auch mir selbst erspart geblieben. LOL!

Ich bin selbst keine Lehrkraft, aber meine Eltern waren es und mein bester Freund ist es, dadurch habe ich einigen Einblick in diesen Beruf.

Mein Vater war Psychologielehrer an einer reinen Mädchenschule und wurde von seinen Schülerinnen sehr geliebt. Die schrieben ihm nach der Pensionierung noch Postkarten und Briefe, dass sie ihn vermissen. Er meinte immer, die meisten waren brav. Später erfuhr ich von einer seiner Schülerinnen, dass er wohl als "total netter Lehrer" und seine Stunden als "Erholung" zwischen den ganzen harten Fächern galten. Er half an jeder Ecke, damit die Schülerinnen am Ende gute Noten bekamen und eine 6 hat er nie vergeben. So kann man als Lehrer natürlich eine halbwegs ruhige Kugel schieben, wobei er schon manchmal am Wochenende einige Stunden über seinen Vorbereitungen brütete. Durch die vielen Ferien konnten wir als Familie immer ausgedehnt gemeinsam urlauben, was so in der Privatwirtschaft einfach nicht möglich ist. Mein Vater empfand den Beruf als sehr dankbar und sinn-erfüllend.

Meine Mutter war hingegen Grundschullehrerin und mit ihrem Job nicht glücklich. An ihrer Schule gab es einen hohen Migrantenanteil und Schüler, die sie regelrecht gemobbt haben. Sie suchte zweimal um eine Versetzung an eine andere Schule an, doch es war an allen zugewiesenen Grundschulen hier in der Großstadt gleich. Die Eltern waren ungemütlich, beschimpften sie teilweise. Es gab kaum Unterstützung durch die Schuldirektion oder Kollegen. Jeder kämpfe für sich gegen die unerzogenen Kinder. Meine Mutter ging in Frühpension und hat durch ihren Beruf eine chronische Depression bekommen, die ihr bis heute mit Mitte 60 nachhängt. Zwei, drei nette Schüler und Eltern pro Klasse waren ihr Lichtblick, aber der Rest machte ihr das Leben zur Hölle.

Mein bester Freund ist Lehrer an einer Realschule. Auch er genießt die langen Ferien extrem und ist laut seiner Aussage mit dem Gehalt sehr zufrieden. Wenn der Stundenplan passt, dann hat er auch so sehr viel Freizeit. Er klagt aber darüber, dass der Lehrerberuf ihn in Partnerschaften belastet, weil automatisch erwartet wird, dass er diverse Aufgaben im Alltag übernimmt, weil er ja "soviel Zeit hat". Die psychische Belastung wird von Nicht-Lehrern gerne unter den Teppich gekehrt. Auch ist es nicht möglich, mal eben eine Woche Urlaub zu nehmen, wenn der Partner gerade frei hat. Der Urlaub ist zwar reichlich, aber eben nie dann, wenn er ihn gerne hätte, sondern dann, wenn alle Schüler auch Urlaub haben. Einen Sonderurlaubstag zu bekommen, um mit Freunden aus der anderen Berufen etwas zu unternehmen, ist nahezu unmöglich. Das ist aber Beschweren auf hohem Niveau.

Was ihm deutlich mehr zu schaffen macht, sind die rotzfrechen Schüler und die Eltern, die ihre Erziehungsaufgaben bei jeder Gelegenheit an die Schule abwälzen wollen. Er hat mit gewalttätigen Migrantenkindern, Mobbing in der Klasse und ständigen Störern zu kämpfen. Er berichtet jede zweite Woche über Schüler, die ihn mit provokanten Fragen oder Diskussionen unterbrechen wollen. Da kommen dann jede Stunde so Aussagen von Schülern wie "Hitler ist doch ein Held, oder?", bis zu "Haben Sie schon mal Gras geraucht?" oder "Ist das da ihr Profil auf Tinder?"

Er sagt, er kann garnicht alle, die stören, ständig zum Rektor schleifen oder die Eltern vorladen, weil er sonst nicht mehr zum unterrichten käme. Auch er meint, man kämpft auf verlorenem Posten. Er meint, an manchen Tagen resigniert er einfach vor der allgemeinen Dummheit, die ihn umgibt. Mir persönlich ist auch aufgefallen, dass er sich seit er Lehrer ist, verändert hat: Von einem ausgeglichenen, gemütlichen Menschen mit sehr friedlichen Ansichten, zu einem, der oft gestresst wirkt und düstere Zukunftsprognosen malt. Er meint oft, wenn die Schüler, die er unterrichtet, repräsentativ für die künftige Gesellschaft stehen, dann "Gnade uns Gott"...

Also locker ist der Beruf sicher nicht. Es kommt aber wohl auf die Schule an. Ich hoffe, das hilft dir weiter.