Lehrer Gespräch vermeiden?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Lehrer sind Menschen, die für mehr da sein sollen, als für die bloße Weitergabe von Wissen. Lehrer sollen Kinder und Jugendliche beim erwachsen werden begleiten. Das ist natürlich immer eine schwierige Frage für Lehrer, wie sehr man da nachfragt oder das Gespräch sucht, denn sie sollen für euch da sein, wenn ihr das wollt, sich euch aber nicht aufdrängen, das ist durchaus eine Herausforderung. Dabei kannst Du dir aber sicher sein, dass sie dir helfen wollen und es aus guter Absicht tun. Hast Du dir mal überlegt, die Hilfe anzunehmen? Auszusprechen, was dich beschäftigt?

Psychologen und Therapeuten beispielsweise sind vor allem deswegen so sinnvoll, weil sie 1. verpflichtet sind zu schweigen und 2. außerhalb der Sitzungen nicht im alltäglichen Leben vorkommen. Du könntest versuchen, Lehrer auch so zu sehen. Auch Lehrer schweigen, erzählen nicht rum was Du ihnen anvertraust. Im alltäglichen Leben sind sie bei einem Schüler zwar schon, aber auch nur im schulischen. In deinem Privatleben nehme ich an hast Du eher weniger mit deinen Lehrern zu tun. Das könnte also durchaus eine Chance für dich sein, denn wenn Du davon erzählst, wie Du das Weinen unterdrückt hast, scheint es auf jeden Fall etwas zu sein, was dich sehr beschäftigt, da kann es sehr befreiend und hilfreich sein, mit jemandem darüber zu reden. Klar, ich würde mich auch eher guten Freunden öffnen, manchmal möchte man aber auch genau das nicht, weil die vielleicht auch selbst zu nah an der Situation sind oder aus irgendwelchen anderen Gründen.

Wenn Du wirklich überhaupt nicht mit denen darüber sprechen willst, dann solltest Du das ganz ehrlich sagen. Dann geh ins Gespräch mit ihnen und sag am besten ganz offen, dass dich etwas sehr beschäftigt, Du das aber nicht mit ihnen besprechen kannst oder willst. Ansonsten wie gesagt wäre meine Empfehlung, es einfach mal zu probieren. Fühl dich zu nichts gezwungen, sei dir aber bewusst, dass sie es gut meinen und helfen wollen.

paulklaus  09.10.2019, 15:07

An den FS:

Wenn ich coaching im Zusammenhang mit Lehrern höre, schrillen bei mir alle Alarmglocken ! Lehrer machen eine EINTÄGIGE (!) so genannte "Fortbildung" und dürfen sich dann COACH nennen.

Überlass die Gespräche WIRKLICHEN Experten !

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guitarbassman  09.10.2019, 16:00
@paulklaus

Darum geht es doch überhaupt nicht. Sprichst Du nicht mit Freunden über Dinge die dich bedrücken oder über Probleme, nur weil diese kein Expertise im Coaching haben? Manchmal reicht es auch einfach nur, Dinge mal auszusprechen. Abgesehen davon, was machen Lehrer denn im Studium? Däumchen drehen und Fachbücher über ihre Fächer lesen? Pädagogik und Psychologie sind Bestandteile des Lehramtstudiums, eine gewisse Grundlage ist also durchaus gegeben, um mit Menschen umzugehen. Außerdem arbeitet man doch stets "von unten nach oben". Mal angenommen es gab einen kleinen Streit zwischen Schülern, der im Handgemenge endet, dabei stößt der eine dem anderen unabsichtlich den Ellbogen oder sonst was gegen die Nase worauf hin er Nasenbluten hat. Soll der Lehrer jetzt Polizei und Anwalt anrufen, weil er keine Expertise in Sachen Körperverletzung hat? Nein. Er versucht es zu lösen, sollte das aber doch deine Expertise überschreiten weil es öfter zu auch schwereren Fällen von Körperverletzung kommt dann kann er immer noch die Polizei einschalten. Man muss nicht gleich immer an die höchsten Instanzen gehen, die dann keine Zeit mehr für andere Dinge haben, wenn man es noch nicht einmal in einer niederen Instanz versucht hat. Zum Arbeitsbereich eines Lehrers gehört definitiv auch, dass man sich ein Netzwerk aufbaut. Ein Netzwerk von Menschen, Institutionen, Vereinen, etc., an die man Schüler weiterleiten kann, wenn die Schule selbst eben nicht genug Expertise oder Handlungsmöglichkeit hat.
Wir sind glücklicherweise inzwischen weit davon entfernt, Lehrer als Wissensenzyklopädien zu sehen, die nichts anderes tun als in 45minütigen Stunden ihr Wissen runterzuleiern. Lehrer sind eben auch Bezugspersonen, Schüler verbringen Jahrelang in der Umgebung von Lehrern. Viele Kinder und Jugendliche haben leider nicht das Privileg, ein Elternhaus zu haben, in dem die Eltern als Bezugspersonen in Frage kommen, da ist es auf jeden Fall sinnvoll, Lehrer insofern im Bereich Pädagogik und Psychologie zu schulen, dass sie Schülern durchaus helfen können, wenn diese das wollen.

So ganz verstehe ich wirklich nicht, was Du eigentlich aussagen willst... Wenn ich ein Problem als Lehrer habe, das beispielsweise meine Stelle betrifft, muss ich doch nicht gleich im Ministerium anrufen und die Bildungsministerin verlangen, erstmal kann ich doch versuchen, dass mit Kollegen und Rektor(en) zu lösen, wenn das Problem größer ist, und nicht gelöst werden kann, wende ich mich natürlich anderen Instanzen zu. Aber was für ein Arbeitsaufwand wäre das denn, wenn sich die Ministerin um die Probleme eines jeden Schülers und Lehrers kümmern müsste? Oder wenn ich Freunden meine Probleme nicht mehr anvertrauen würde und stattdessen jedes mal wenn mich etwas beschäftigt einen Psychologen konsultieren würde?

Stimme dir ja durchaus zu, Lehrer haben nicht die selbst Expertise wie andere, aber die pauschale Aussage, dass sie dafür nicht taugen, mit Schülern auch über Dinge zu reden, die über die Schule hinaus gehen, finde ich dann doch etwas gewagt.

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paulklaus  09.10.2019, 16:56
@guitarbassman

Ohne Ironie: Danke für die Ausführlichkeit der Reflexionen. Vermutlich haben wir aneinander vorbei geredet. Mir geht es NUR darum klarzustellen, dass man des Coachens nicht unbedingt fähig ist, weil man mal einen entsprechenden Schnell-Kurs (auf Drängen des Schulleiters) absolviert hat. - Natürlich muss der Lehrer für Probleme aller Art Ansprechpartner sein; doch fatal ist es, wenn er wider besseres Wissen falsche Ratschläge gibt, was OFT passiert.

pk, bis zum Alter von 69 (!) 42 Jahre Lehrer am Gymnasium gewesen, davon UNunterbrochen zwölf Jahre als Vertrauenslehrer...

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Erstmal tut es mir leid, dass du in einer schwierigen Lebenszeit zu sein scheinst und ich hoffe du kommst da bald wieder raus!

Selbst wenn die Coaching Gespräche verpflichtent sind, kann dich kein Lehrer dazu zwingen über dein Privatleben zu sprechen. Wenn also dein(e) LehrerIn fragt "xy, du scheinst in letzter Zeit so verändert, geht es dir nicht gut?" ist es dein gutes Recht zu antworten "danke für das Angebot, aber ich möchte nicht mit Ihnen darüber sprechen" das ist vermutlich auch besser als zu behaupten, dass es dir gut ginge.

Ansonsten ist es eine tolle Chance die deine Lehrer dir da bieten, wenn du zu einem von ihnen viel Vertrauen hast oder ihn/sie ganz sympathisch findest, kannst du es auch einfach versuchen, wenn du dann im Einzelgespräch sitzt und nicht darüber reden kannst, darfst du auch einfach wieder gehen.

Ansonsten sprich z.B. auch mit deiner Freundin, wenn sie eine gute ist.

Alles Gute! LG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung