Lange Beziehungen?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ab wann ist man älter und ab wann die Beziehung "lange"?

Ich (w, 43) bin mit meiner Frau (wird 60) über 24 Jahre jetzt zusammen. Wir sind immer noch verliebt ineinander und unsere Beziehung leben wir sehr leidenschaftlich.
Die Jahre haben uns viel enger zusammengeschweißt, gerade zwei Erlebnisse, die eigentlich auch tödlich hätten enden können, aber seitdem sind wir noch viel mehr zusammengerutscht.
Wir sind zwar beide...oder besser, im Fall meiner Frau, waren beide sehr unabhängig, aber wir verbringen seit Beginn an gerne sehr viel Zeit miteinander und seit dem Übergriff an meiner Frau, durch den sie pflegebedürftig wurde, noch mehr.

Aber wir reden auch offen über unsere Befindlichkeiten, sehr offen. Darüber, was wir fühlen, empfinden, was uns bewegt usw.

Bei uns gab es nie Eifersucht oder Streit und trotzdem lieben wir uns.

Man muss nicht immer denken, bei lange dauernden Beziehungen oder bei langen Beziehungen älterer Personen, dass sie nur noch zusammen sind, weil der Ehering halt nicht vom Finger geht...sprich, sie die Werte mitbekommen haben, dass Scheidung verpönt ist, dass man das nicht tut oder weil man einfach aneinander gewohnt ist (oder sich so gerne miteinander streitet, dass man ohne den anderen nicht kann).
Sicher mag das bei einigen so sein, zweifellos.

Aber was spricht dagegen, dass es auch Paare gibt, die sich von Beginn bis, dass der Tod sie scheidet, einfach lieben...?

Funktionieren...das klingt, als wären wir Maschinen, die man nur mal warten oder nachrüsten müsse, damit sie wieder richtig arbeiten.
Die Wortwahl zeigt aber, wie unsere Gesellschaft tickt. Wir müssen funktionieren. Ob beruflich, als Mensch oder in einer Beziehung.

Die ganze Frage macht irgendwie den Anschein, als würde es im Alter keine tiefe Liebe mehr zueinander geben oder gar (sexuelle) Bedürfnisse, die man sehr gerne miteinander erfüllt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – lesbisch/lesbische Beziehung

Ich bin jetzt 15 Jahre mit meinem Lebensgefährten zusammen (wir wohnen gemeinsam, sind aber nicht verheiratet, w51/m50) und ich kann dazu sagen, dass die Partnerschaft sich im Laufe der Jahre verändert, was aber nicht mit Gleichgültigkeit oder einer Oberflächlichkeit gleichzusetzen ist. Das, was in den ersten Jahren Leidenschaft und Verliebtheit wahr, hat sich in Liebe, Zuneigung, tiefe Freundschaft und einen hohen Grad an Gemeinschaftlichkeit verwandelt. Über die Jahre hinweg hat man so viel erlebt und gemeinsam durchgestanden, voneinander gelernt und ist somit zusammengewachsen. Manches ist ruhiger geworden, aber dafür weiß man, was man an seinem Partner hat - nämlich Zuverlässigkeit, Freundschaft, gegenseitige Unterstützung, vergleichbare Ansichten (weswegen es so gut wie keinen Streit mehr gibt), Zusammengehörigkeitsgefühl, Vertrauen, gemeinsame Interessen. Eifersuchtsgefühle sind deutlich weniger geworden - aber nicht aus Gleichgültigkeit, sondern weil man vertrauen kann und weiß, wie der Partner tickt. Großartige Dramen brauchen wir beide nicht, sondern können zusammen reflektiert miteinander kommunizieren und nach Lösungen suchen.

Vielleicht klingt das für junge Leute langweilig, aber es hat große Vorteile und ist ziemlich stressfrei. Auch ihr werdet älter und werdet euch mit den Veränderungen einer langjährigen Beziehung auseinandersetzen, ganz bestimmt. Gut ist, dass mit dem Alter meist mehr Gelassenheit und Reflektiertheit in eine Beziehung und auch in der ganzen Persönlichkeit beider Partner einzieht. Wichtig ist in jedem Fall die Grenzen des Partners zu berücksichtigen, immer Respekt zu bewahren und persönliche Freiräume zu gewähren.

Ich hoffe, ich konnte dir mit dieser Antwort helfen.

Ältere Menschen haben i.d.R. noch andere Werte verinnerlicht und akzeptiert, daß Beziehung gemeinsame Arbeit bedeutet und eben nicht bei Unzufriedenheit gleich den nächsten Partner zu suchen

Früher haben die Menschen repariert, wenn etwas kaputt war, auch Beziehungen. Heute leben wir leider in einer Wegwerfgesellschaft… außerdem liegt es aber auch daran, das es früher eben nicht gern gesehen war, wenn man sich getrennt oder hat scheiden lassen. Viele Paare haben in einer Ehe gelebt, wo keine Liebe war, sondern eher wie in einer „Wohngemeinschaft“. Aber grundsätzlich denke ich, das die Technik uns heute sehr im Weg steht… früher haben die Menschen eben noch mehr soziale „reale“ Kontakte gepflegt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich denke, dass liegt eher daran, dass die Leute a.) ihren Partner kennen und sich auf deren Macken eingestellt haben und b.) diese Personen aus einer Zeit kommen, wo ne Beziehung repariert statt weggeschmissen wird. Dies hat null damit zu tun, dass die Beziehung oberflächig sind. Dies ist auch nicht möglich, weil sich diese Paare sonst nix hätten aufbauen können.