Kritikunfähige Menschen?

9 Antworten

Hallo Alaskafrias,

das ist eine interessante Frage.

Meiner Meinung nach beschreibt das Wort "Kritikunfähigkeit" Menschen,

  • welche für den Hinweis auf unangemessene/falsche Verhaltensweisen nicht empfänglich sind, da sie dies nicht hören wollen,
  • Menschen, welche empfindlich reagieren, wenn man sie auf ihre Fehler aufmerksam macht,
  • Menschen, welche sich beleidigt fühlen, wenn man ihnen die Tatsachen offenbart und die Tatsachen abstreiten, da ihnen Tatsachen eben nicht gefallen,
  • Menschen, welche die Menschen als "böse" und/oder "gemein" empfinden, welche Kritik äußern, auf Fehler hinweisen und/oder auf unangemessene/falsche Verhaltensweisen aufmerksam machen,
  • Menschen, welche der Ansicht sind, dass sie mit allem, was sie sagen und tun, im Recht sind,
  • Menschen, die der Meinung sind, nie etwas Falsches zu sagen/zu tun,
  • Menschen, welche keine Einsicht zeigen.

Die letzten drei Punkte stehen zwar nur geringfügig in Verbindung mit der negativen Eigenschaft "Kritikunfähigkeit". Dennoch treffen die letzten drei Punkte ebenfalls auf eine Kritikunfähigkeit zu - nur weniger, dennoch präsent.

Beispiel zu Punkt eins:

Lisa ist seit zehn Jahren mit Julian befreundet. Lisa ist jedoch traurig, da Julian seit einem Monat Ausreden und Notlügen für die Verabredungen findet und sich deshalb seit einem Monat nicht mehr mit Lisa getroffen hat. Lisa spricht Julian deshalb darauf an. Julian reagiert jedoch beleidigt, geht darauf nicht weiter ein, "kehrt es unter den Teppich", da er nichts mehr davon hören will und macht weiter, wie bisher.

Julian war also nicht empfänglich für den Hinweis, dass er sich unangemessen verhalten und Lisa vernachlässigt hat.

Beispiel zu Punkt zwei:

David ist seit zwei Jahren mit Emily zusammen. David hat von einem Freund jedoch erfahren, dass Emily während der letzten Grillparty mit den Nachbarinnen und Nachbarn den Neffen von dem Nachbarn Georg geküsst hat, was Emily David aber verheimlicht hat. David spricht Emily darauf an, woraufhin Emily hysterisch, aggressiv im Ton und nervös wird und argumentiert, dass David maßlos übertreibt, dass es doch nur ein Kuss war und dass David sich doch nicht so anstellen soll.

Emily hat also empfindlich auf den Fehler, einen anderen geküsst zu haben, reagiert.

Beispiel zu Punkt drei:

Heike ist eine Raucherin und hatte vor drei Wochen einen Herzinfarkt, welchen Heike jedoch überlebt hat. Ihre Ärztin hält es für ein Muss, dass Heike aufgrund des Herzinfarktes das Rauchen aufgibt, da das Rauchen nach einem überlebten Herzinfarkt sehr schlecht ist. Heike gefällt das aber ganz und gar nicht, mit dem Rauchen aufzuhören und sagt daraufhin der Ärztin, dass das Rauchen sie schon nicht umbringen wird, findet, dass die Ärztin übertreibt, streitet ab, dass das wichtig ist, mit dem Rauchen aufzuhören, dass sie weiter rauchen wird und sagt der Ärztin, dass sie ja schließlich seit Jahrzehnten raucht und dass nie etwas passiert ist.

Heike ist also beleidigt, weil es eine Tatsache ist, dass sie mit dem Rauchen aufhören sollte und streitet diese Tatsache ab.

Beispiel zu Punkt vier:

Tatjana ist seit sechs Jahren mit Maximilian zusammen. In diesen sechs Jahren hat sich Maximilian so Einiges "geleistet". Maximilian hat mit anderen Frauen geflirtet, hat mit anderen Frauen geschrieben und hat sich mit anderen Frauen getroffen. Tatjana belastet es und spricht mit Maximilian darüber. Maximilian sagt Tatjana, dass Tatjana ihm das nicht "unter die Nase reiben" braucht und dass Tatjana ihm das nicht sagen muss. Maximilian dreht also den Spieß um und stellt Tatjana als die Böse dar, da Tatjana das Offensichtliche angesprochen und sich wegen dem falschen, verletzenden Verhalten von Maximilian beklagt hat, woraufhin Maximilian die Beziehung beendet, da er glaubt, dass Tatjana ein schlechter/gemeiner Mensch/Einfluss ist.

Maximilian betrachtet also Tatjana als die böse Person, weil sie ihn auf sein unangemessenes Verhalten und auf seine Fehler aufmerksam gemacht hat und mit ihm darüber reden wollte.

Die Punkte fünf, sechs und sieben sind, denke ich, eindeutig und verständlich, weshalb zu diesen drei Punkten keine Beispiele genannt werden müssen.

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Wie du siehst, ist eine Kritikunfähigkeit etwas Negatives; etwas, das einen Menschen daran hindert, etwas an sich zu ändern oder daran hindert, sich zu verbessern.

Eine Kritikunfähigkeit ist also wie ein Loch, das man sich selbst gräbt:

Entweder bleibt man kritikunfähig und ist somit in seiner eigenen Welt gefangen, oder man versucht, offen für Kritik zu sein, um sich somit zu verbessern und zu entwickeln.

Außerdem:

Menschen, die Kritik äußern, wollen nicht, dass ein kritikunfähiger Mensch sich so verändert, wie es andere gerne hätten. Menschen, welche Kritik äußern, zeigen dem kritikunfähigen Menschen nur, was er falsch gemacht hat und was er ändern/verbessern sollte. Er soll sich nicht anpassen - nur die Dinge beim nächsten Mal besser machen.

Denn Kritik ist nicht immer schlecht. Kritik wird nur als etwas Schlechtes empfunden, da Kritisieren das Zeigen der Kehrseite eines Menschen bedeutet - und welcher Mensch möchte sich denn schon von einer anderen Person seine Kehrseite aufweisen und sich somit kritisieren lassen???

Kaum ein Mensch zeigt freiwillig seine Kehrseite; seine Fehler und sein schlechtes Verhalten. Aus diesem Grund ist es wichtig und gut, dass es Menschen gibt, die kritisieren. Denn diese Menschen bewegen kritikunfähige Menschen zum Öffnen der Augen.

Doch es bleibt letztendlich jedem Menschen selbst überlassen, ob er sich ändern/verbessern/entwickeln möchte. Man kann keinen Menschen dazu zwingen.

LG, Toxic38

Aber wer wird schon gerne kritisiert?

Leute, die keine P*ssys sind, bekommen gerne konstruktive Kritik. Man macht als Mensch Fehler und es ist nett, wenn eine Person ihre Zeit aufwendet, dir diese Fehler bewusst zu machen. Wie soll ich etwas an mir ändern, was andere stört, wenn sie es mir nicht sagen? Natürlich liegt es in meinem Ermessen zu entscheiden, dass mich die Tatsache, dass es die andere Person stört, nicht ansatzweise Interessiert. Aber es ist schön zu wissen, welche Dinge ich in den Augen anderer Menschen anders machen soll.

meide Menschen, die mich kritisieren.

Arbeite an deinem verdammten Selbstbewusstsein. Wie kannst Menschen meiden, nur weil sie dich kritisieren? Wenn sie dir dauern damit auf den S*ck gehen klar. Aber nur weil sie dich konstruktiv darauf hinweisen, was Sache ist? Äußerst P*ssyhaft

Wer wird denn z.B. gerne auf sein Übergewicht angesprochen?

Wenn man nicht auf seine offensichtliche Faulheit angesprochen werden will, soll man einfach nicht Fett sein. Und wehe mir kommt hier einer mit Fatshaming. Fette Leute sind Krank und das ist ein Fakt. Sie haben eine geringere Lebenserwartung und ein höheres Risiko auf Krankheiten und Herzinfarkte. Ja, es gibt eine gewisse Anzahl von Personen, bei denen das Übergewicht durch eine Krankheit bedingt ist. Aber nur weil es die auch gibt, heißt das nicht, dass man einen Menschen, der einfach gerne Faul rumhängt und massenhaft Burger frisst nicht darauf hinweisen darf, dass er, wenn er weiterhin nicht seinen A*sch zum Sport bewegt, wahrscheinlich früher sterben wird.

Meine Erfahrung ist, dass Menschen, die Kritik üben damit nur dazu bewegen wollen, dass man das tut, was sie wollen. Tut man das nicht und bleibt man bei seiner Meinung, ist man "kritikunfähig".

Menschen, die Kritik ausüben, wollen dich darauf hinweisen, dass du etwas falsch machst. Oft ist es auch einfach nur in ihrem Weltbild falsch. Das kann ich aber keinem verübeln, denn "Normen und Werte" werden einem in frühen Kindheitstagen in den Kopf gebrannt und die meisten Menschen hinterfragen sie nie. Ja, bei nicht konstruktiver Kritik wird schnell aufkommen, dass du kritikunfähig bist, weil du nicht auf den Schwachsinn des "Kritisirenden" hörst.
Aber wenn du bei konstruktiver und richtiger Kritik einfach sagst. "Nein, das mach ich nicht, weil das ist zu ansträngend" oder sonst was, dann bist du einfach kritikunfähig. Beispiel: Übergwicht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Psychologie macht den Alltag um vieles einfacher
Alaskafrias 
Fragesteller
 03.09.2020, 07:35

Da muss man aber auch aufpassen. Denn es gibt schon einen Grad zwischen Kritik und Grenzüberschreitung. Ein übergewichtiger Mensch weiß sehr wohl, dass er Übergewicht hat und dass das nicht gesund ist. Das braucht man ihm nicht ständig unter die Nase zu reiben und schon gar nicht bei jedem Treffen.

Ich gehöre wohl eher zu der Kategorie, dass mir sowas schnell auf "den Sack" geht.

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Alle Menschen sind kritikunfähig. Ich geb dir also recht, das ist oft bloß ein Schlagwort.

Man kann es aber sicher auch zutreffend verwenden wenn sich jemand besonders hartnäckig gegen sinnvolle und in einer Situation wichtige Kritik versperrt.

Alaskafrias 
Fragesteller
 03.09.2020, 07:14

Danke, schön geschrieben.

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Wer niemals kritisiert wird, kann sich nicht unbedingt verbessern. Und wer Kritik so gar nicht abkann, sollte dringend etwas an seinem Selbstbewusstsein und seiner Einstellung arbeiten. Es ist bei weitem nicht jede Kritik negativ zu bewerten.

Alaskafrias 
Fragesteller
 03.09.2020, 07:44

Verbessern? In die Meinung des Kritisierenden? Bei vielen Dingen gibt es kein richtig oder falsch. Viele Dinge sind einfach Geschmacksache. Ich denke, da ist die Grenze zwischen Kritik und beleidigen oder dem anderen Menschen ein schlechtes Gefühl geben recht groß.

Ich meine mit Kritik nicht, wenn mich jemand auf einen Rechtschreib- oder Grammatikfehler hinweist. Für soetwas bin ich immer dankbar.

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Joy89  03.09.2020, 07:54
@Alaskafrias

Sagt der, der Kritik nicht so gut hinnehmen kann? Kritik ist ein weites Feld. Es kommt darauf an, wie der Gegenüber etwas sagt, wie man etwas auffasst, wie persönlich man es nimmt, was man alles hinein interpretiert.

Kritik kann einem auch helfen, evtl. Logikfehler oder sonst etwas zu erkennen. Ich weiß ja nicht, um was es für Themen geht. Wenn es sich um Geschmacksfragen oder diverses handelt, dann existiert das Problem nicht, denn da sind die Leute nun mal verschieden und du brauchst dich ohnehin nicht angegriffen fühlen.

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Alaskafrias 
Fragesteller
 03.09.2020, 13:51
@Joy89

In meinem Beispiel geht es darum, dass wir in einer Dreier Runde weggehen. Eine davon ist übergewichtig, nimmt aber auch Medikamente, die dazu führen. Die andere Freundin kritisiert sie jedesmal und macht das ständig zum Thema, was die Laune des Abends berdirbt. K. Weiß selbst, dass sie Übergewicht hat. Besagte Freundin macht das bei allem und jedem. "Deine Wohnung würde besser aussehen wenn, ...

Trage doch Kontaktlinsen; trag doch auch mal Röcke; es würde dir gut tun wenn, ...

Das nervt und nimmt kein Ende. Klar kann man mal was sagen aber ständige Kritik? Wozu? Ich entscheide selbst, wie ich mich anziehe, ob ich lieber eine Brille trage, wie ich meine Wohnung einrichte. K. entscheidet selbst, ob sie viel isst oder wenig. Ich störe mich nicht an ihrem Gewicht.

Da verteidige ich meine Grenzen.

Es geht mir nicht darum, dass man mir keinen Tipp geben darf. Es geht um das ständige kritisieren.

Und natürlich bin ich nicht beleidigt, wenn man mich auf offensichtliche Fehler hinweist. Z.B. dass man ein spezielles Medikament nicht auf nüchternen Magen einnehmen darf oder soetwas in der Art.

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Joy89  03.09.2020, 14:04
@Alaskafrias

Wieso macht dir das zu schaffen, wenn jemand anderes kritisiert wird? Das kann dir doch nun wirklich egal sein, damit hast du nichts zu tun. Wenn jemand ständig an dir rum meckert, frag dich mal, ob der andere nicht doch Recht hat (sehr viele Menschen übersehen den Dreck und das Chaos in ihrer Wohnung). Und wenn dein Gegenüber nun so gar nicht Recht hat, gib Gegenwind oder lass es an dir vorbei ziehen. Zum einen Ohr rein, zum anderen wieder raus. Wenn du es zulässt, dass die Menschen dich ärgern, machen diese liebend gern weiter, also lass diesen emotionalen Kram doch einfach bleiben.

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Alaskafrias 
Fragesteller
 03.09.2020, 16:08
@Joy89

Ich bin selbstbewusst. Habe besagte Freundin auch in ihre Schranken gewiesen.

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Es gibt auch positive Kritik. Im Sinne von "ich zeige dir was du falsch machst, zeige dir einen Weg es richtig zu machen".

Kritikunfähig.... man nimmt jeden Hauch von Kritik persönlich. Ein "Danke das du die Decke gewaschen hast fürs Baby, hast du den Weichspüler gewechselt? Die Decke riecht sehr stark nach dem Weichspüler" wird als persönlicher Affront wahrgenommen (mein Ernst, einem Verwandten kamen die Tränen und sie/er wurde motzig).

Durch Kritik hat man die Möglichkeit etwas fehlerhaftes an sich/ an dem Werkstück/ an einer Handlung zu erkennen. Dadurch kann man erkennen "Hey, das kann/ sollte ich verbessern". Um daraufhin dann daran zu arbeiten.

Das was du da als Beispiel genannt hast... "auf das Übergewicht ansprechen" ist erst mal lediglich eine Feststellung. Und der Betroffene weiß das ja auch selbst, schließlich lebt er/sie mit dem eigenen Körpergewicht so wie es ist. Ich würde als Angriff werten: "Boah bist du fett, du passt ja fast nicht mehr durch den Türrahmen". Ich würde als (positive) Kritik werten: "Ich denke du solltest eine Ernährungsumstellung in Betracht ziehen um deine Gesundheit zu schützen"

Oder ein anderes Beispiel:

Ein Kind das grade rechnen oder schreiben lernt macht entsprechend automatisch auch mal Fehler. Soweit alles normal. Doch wenn es keine Kritik in Form von "Da ist der und der Fehler" erhält, kann es nicht daraus lernen und wird diesen Fehler immer weiter und weiter machen.

Alaskafrias 
Fragesteller
 03.09.2020, 07:21

Schöne Beispiele. Das mit dem Weichspüler empfinde ich jetzt nicht als Kritik.

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Rockige  03.09.2020, 12:13
@Alaskafrias

Tja, das sah mein Verwandter anders damals. Und ich war damals noch so darauf konditioniert das ich anschließend ein schlechtes Gewissen hatte und mich dafür entschuldigte etwas gesagt zu haben.

Aber mal ehrlich, durch die dreifache Menge an Weichspüler verbessert man den Geruch einer Wolldecke nun wirklich nicht - und bei nem Baby das direkt darauf liegen soll ist das nun wirklich keine gute Lösung.

Wie auch immer... mit so jemandem umzugehen ist schwierig, es kommt einem Tanz auf rohen Eiern gleich. Und darauf hat nicht jeder Lust.

Schlimm wirds dann, wenn jene betroffene Person mit zweierlei Maß misst (also jeden Hauch von Kritik persönlich nimmt, andererseits aber mit Kritik nicht hinterm Berg hält gegenüber anderen).

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