Hallo Xeniamarike,
das ist eine heikle, unangenehme und traurige Situation für BEIDE. Denn:
Wir haben einen Mann, der klar und deutlich gesagt hat, dass er keine Kinder möchte und die Partnerschaft beenden wird, weil es gegen seinen Willen dazu gekommen ist, dass ein Kind entsteht.
Wir haben eine verzweifelte Frau, die einerseits ihren Partner nicht verlieren will, aber eine Abtreibung verständlicherweise ablehnt.
Ich denke, anstatt sofort zu urteilen, sollte man versuchen, für beide Seiten Verständnis aufzubringen. Sowohl für die Frau, als auch für den Mann.
Verständnis für den Mann, weil:
Er war ehrlich gegenüber der Frau und hat bereits zu Beginn der Partnerschaft klargestellt, dass er keinen Nachwuchs möchte. Eine Schwangerschaft gegen seinen Willen sorgt aber dafür, dass er sich hintergangen, sich nicht berücksichtigt und missachtet fühlt. Das, was er auch möchte, spielt also keine Rolle. Auch von einem Mitspracherecht ist er ausgeschlossen. Nun sind also Umstände für ihn entstanden, die er nicht einsieht, mit zu ertragen, eben deshalb, weil er sich hintergangen fühlt, nicht danach gefragt wurde und weil er nun denkt, dass es eh egal ist, was er zu sagen hat. Als Konsequenz dafür entscheidet er sich für das Aufgeben der Partnerschaft, da er unter diesen Umständen nicht einsieht, auch weiterhin an der Partnerschaft festzuhalten. Der Grund für die Trennung war also, dass die Frau seinen Standpunkt, also das, was er überhaupt nicht wollte, missachtet hat. Das ist für den Mann ganz klar eine Grenzüberschreitung und ein Trennungsgrund.
Es ist verständlich, dass der Mann eine Trennung wählen würde.
Verständnis für die Frau, weil:
Die Schwangerschaft ist auch für die Frau selbst eine unangenehme Situation, da ihr durchaus bewusst ist, dass der Mann diese nicht wollte. Die Schwangerschaft zwingt somit die Frau dazu, eine Entscheidung zu treffen. Entscheidet sie sich für den Mann, müsste sie die Schwangerschaft abbrechen. Das könnte sie jedoch früher oder später bereuen und psychisch belasten, worunter die Partnerschaft leiden wird. Entscheidet sie sich wegen dem Zeitdruck jedoch für eine Abtreibung, wird sie die Abtreibung nicht für sich, sondern in erster Linie für die Partnerschaft durchführen lassen. Das heißt, dass sie selbst die Abtreibung eigentlich nicht durchführen lassen wollte, sich aber dazu gezwungen gefühlt hat, da sie ansonsten den Mann, den sie liebt, und die Partnerschaft verloren hätte. Sie entscheidet sich aber doch für die Abtreibung. Nun ist das Kind mithilfe einer Abtreibung beseitigt worden und die Partnerschaft gerettet. Aber da die Frau die Abtreibung eigentlich nicht selbst wollte, macht sie sich immer mehr Vorwürfe und beginnt nun, unter der eigentlich nicht gewollten Abtreibung zu leiden. Sie hinterfragt die Entscheidung für die Abtreibung und macht am Ende den Mann für ihr psychisches Leid verantwortlich, da auch von seiner Seite Druck ausgeübt wurde. Nun hinterfragt die Frau auch die Partnerschaft mit dem Mann; fragt sich, wie sie nur so dumm sein und sich seinetwegen für die Abtreibung entscheiden konnte, kann diesen Mann nicht mehr in die Augen sehen und beendet die Partnerschaft also am Ende selbst.
Es ist verständlich, dass sich die Frau nicht für eine Abtreibung entscheiden möchte.
Fazit:
Ich kann beide Seiten durchaus verstehen. Aber da das Leid einer Frau, die sich ungewollt, aus Angst und nur allein aus Liebe zum Mann für eine Abtreibung entscheidet, viel größer ist, als der Trennungsschmerz, würde ich mich auf die Seite der Frau stellen und sagen, dass sie von einer Abtreibungen absehen sollte, solange sie diese nicht von sich aus möchte.
Ich würde mich also auf die Seite der Frau stellen. Aber ohne, den Mann zu verurteilen, da auch er Rücksichtnahme auf SEINE Entscheidung, die Partnerschaft zu beenden, verdient, weil:
Die Schwangerschaft ist immerhin gegen den Willen des Mannes entstanden. Deshalb kann die Frau auch nicht von dem Mann erwarten, dass der Mann das einfach hinnimmt. Doch auch der Mann muss verstehen, dass eine Abtreibung nicht eingefordert werden kann.
Aber letztendlich:
Eine Trennung wäre so oder so zustande gekommen. Da bin ich mir sicher. Denn ob sich nun der Mann von der Frau trennt, weil gegen sein Willen ein Kind entsteht und er sich nun mal kein Kind unterjubeln lassen will, oder weil sich die Frau trennt, weil sie unter der Abtreibung leidet, die sie selbst nicht wollte, den Mann verantwortlich macht und ihn nicht mehr in die Augen sehen kann; es wäre wahrscheinlich so oder so zu einer Trennung gekommen.
LG, Toxic38