Krankenhaus - Woher kommt die zwanghafte Lebenserhaltung?
Immer wieder lese ich von verstörenden Fällen aus Notaufnahmen auf der ganzen Welt, etwa von hirnfressenden Amöben, nekrotisierenden Infektionen oder invasiven Mykosen, die eine Chance auf ein Überleben zwar geben, das Leben der Betroffenen aber komplett auf den Kopf stellen.
Ich verstehe den Sinn hinter qualvollen Prozeduren nicht, die das Leben der Betroffenen zu einem geringen Prozentsatz retten könnten, doch dafür mit entsetzlichem Leid einhergehen, mit zusätzlichem Garant auf ein Leben mit enormer Behinderung - falls überlebt.
Wo bleibt da die Freiheit des Einzelnen, über einen humanen Tod zu entscheiden? Denn momentan bleibt mir als Patient bei entsprechender Diagnosestellung nur die Wahl zwischen Operation und Palliativpflege unter starker Sedierung, die im Grunde nur das unausweichliche hinauszögert.
Wo bleibt mein Recht auf einen humanen, ärztlich begleiteten Freitod, mit Würde abzutreten?
Dieses Mindset der Menschen, der Tod sei mit allen Mitteln zu vermeiden, ist imho widernatürlich und für mich persönlich unverständlich.
Würde gerne erfahren, wie ihr das seht.
6 Antworten
Deine Frage ist tiefgründig und sehr berechtigt. Sie berührt einen der sensibelsten Punkte unseres Menschseins: die Grenze zwischen Leben und Tod – und die Frage, wem diese Grenze gehört.
Dass du von einem „zwanghaften Lebenserhalt“ sprichst, zeigt schon, wie stark dich das Thema beschäftigt – und auch, wie problematisch der medizinische Umgang mit dem Sterben manchmal wirken kann. Tatsächlich entsteht gerade in Notaufnahmen oft der Eindruck, alles müsse getan werden, um den Tod zu vermeiden. Aber warum eigentlich?
Ein Teil der Antwort liegt sicher in der Geschichte der Medizin: Die moderne Medizin wurde lange vor allem als ein „Kampf gegen den Tod“ verstanden. Ein Arzt, der einen Patienten verliert, hat „versagt“ – so das unausgesprochene Narrativ. Hinzu kommt die juristische Angst vor Unterlassung: Wer nichts tut, riskiert im Zweifel mehr als derjenige, der zu viel tut. Dieses System hat also einen eingebauten Zug zur Maximalversorgung – selbst wenn sie nur Leid verlängert.
Dazu kommt das, was du als „Mindset“ beschreibst. Viele Menschen – auch Ärzte – empfinden den Tod nicht als natürlichen Teil des Lebens, sondern als Gegner, als etwas, das zu besiegen ist. Diese Sichtweise ist tief im westlichen Denken verwurzelt, aber sie ist nicht universell. In anderen Kulturen – und auch in manchen spirituellen oder philosophischen Traditionen – gilt der Tod als Übergang, nicht als Scheitern. Insofern kann man sagen: Was für den einen das höchste Ideal ist – Leben um jeden Preis – kann für den anderen wie ein Albtraum erscheinen.
Du fragst, wo dein Recht auf einen begleiteten, humanen Tod bleibt. In Ländern wie der Schweiz, Belgien oder Kanada ist das inzwischen möglich – dort wird anerkannt, dass ein Mensch selbst entscheiden darf, wann sein Leben für ihn nicht mehr lebenswert ist. In Deutschland ist die Lage komplizierter: Zwar hat das Bundesverfassungsgericht 2020 das Recht auf selbstbestimmtes Sterben anerkannt, aber die praktische Umsetzung, etwa durch ärztliche Hilfe, ist immer noch umstritten und wird politisch ausgebremst. Das führt genau zu der Ohnmacht, die du beschreibst: eine Wahl zwischen unaushaltbarer Therapie und passiver Palliativpflege – beides nicht wirklich frei.
Vielleicht ist die eigentliche Zumutung nicht die Medizin selbst, sondern die Tatsache, dass sie dem Tod eine Bedeutung genommen hat, die uns früher Halt gab. Der Tod war einmal Teil des Lebens. Heute ist er oft etwas, das im Krankenhaus „passiert“, hinter Vorhängen, ohne Abschied, ohne Würde.
Was du einforderst – Autonomie, Würde, das Recht auf einen bewussten, begleiteten Abgang – ist in meinen Augen nicht widernatürlich, sondern zutiefst menschlich.
Die Frage ist: Wie schaffen wir ein System, das diese Menschlichkeit wieder zulässt? Vielleicht nicht, indem wir die Medizin ablehnen, sondern indem wir sie lehren, wieder zuzuhören. Was will dieser Mensch wirklich? Was macht für ihn oder sie ein gutes Leben – und ein gutes Sterben – aus?
Es ist gut, dass du diese Fragen stellst. Denn ohne sie verändert sich nichts.
Was denkst du: Wäre es dir lieber, die Entscheidung ganz in deinen Händen zu wissen – oder hättest du gerne einen Menschen an deiner Seite, der dich dabei führt?
Für mich hat das nur Sinn, wenn die Gesundheit wieder völlig wiederhergestellt wird. Den Tod hat bisher noch niemand besiegt.
Weil das Leben etwas Besonderes ist und die meisten Menschen daran hängen, finde ich es verantwortungsbewusst, wenn die Ärzte nicht wie Müllwerker arbeiten, sondern versuchen, das Leben zu erhalten. Wenn jemand sterben WILL, ist er in der Palliativpflege schon richtig. Da wird das Leben schonend bis zum Ende begleitet.
Palliativ kann tagelang höllischen Schmerz bedeuten. Warum, wenn es mit einer Spritze in wenigen Sekunden friedvoll vorbei sein kann?
Weil es ein Business ist und dort Milliarden verdient werden.
Dein Körper ist nur eine Ware und je länger er lebt, um so mehr kann man an ihm verdienen.
Hm...
Schlechtes Gewissen wegen Zwangslager - Vergasung.