Konnten die durchschnittlichen Juden in der Römerzeit die Tora selbst lesen oder haben die Rabbis es ihnen vorgelesen?

6 Antworten

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Die damaligen Juden sprachen aramäisch.

Wenn sie lesen konnten, dann diese Schrift.

Nur Gebildete und Priester konnten Hebräisch sprechen und lesen.

Die Gebrauchssprachen waren Latein, von den Besatzern, und das Koine-Griechisch als Sprache des Mittelmeers und darüber hinaus.

Die damaligen Juden hatten keinen Zugang zu den in hebräisch geschriebenen Schriftrollen. Diese blieben im Tempel verwahrt und waren viel zu heilig, als dass man das Volk da drangelassen hätte. Nur Priester hatten Zugriff.

Dieses Problem, dass das einfache Volk nicht an Tanach und Thora kam, löste man mit der in Gebrauchsgriechisch gehaltenen Septuaginta LXX. Die war leicht verfügbar und dem Volk bekannt.

Damals mußte zu keiner Zeit stellvertretend durch ein Rabbi (Schriftgelehrter) vorgelesen werden.

Es ist eine biblische Vorschrift bei uns Juden, schon Kleinkinder das Lesen zu lehren. Bei uns können alle lesen und schreiben, beginnend vom 5. Lebensjahr. Und das seit über 2300 Jahren.

Noch heute können jüdische Israelis die Torah selber lesen. Wird jemand zur Torah aufgerufen, dann liest er den hebräischen Text selber laut vor.

Nur OIim Chadaschim (Neueinwandeter, wie ich) müssen das erst noch lernen.

Im Jahr 135 verbot der römische Kaiser Hadrian allen Juden das Lesen aus der Torah, alle jüdischen Feste und das Essen von ungesäuerten Brot. Wer sich nicht daran hielt, wurde entweder gekreuzigt oder erhängt.

Erst 80 Jahre später wurden die tödliche Gesetze gegen Juden durch Kaiser Carracella wieder aufgehoben.

Jedoch knapp hundert Jahre später durch Kaiser Konstantin wieder eingeführt und verschärft.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – אני יהודי ישראלי - Ich bin israelischer Jude.
Agnos2  28.05.2023, 12:16

Wieso steht da jetzt nicht ultra orthodox,wie sonst.

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Pfefferprinz  28.05.2023, 14:42
@Agnos2

Weil der Gute dann sofort in diese Schublade gesteckt wurde, mit entsprechenden Anfeindungen etc.

Wenn du dich als AfD-Wähler bekennst, wirst du auch in eine Schublade gesteckt und entsprechend angefeindet.

Nicht?

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Pfefferprinz  28.05.2023, 14:54
@Agnos2

Auf so viel Ehre verzichtet AriRosh dann doch lieber. Würde ich auch nicht wollen.

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AriRosh  28.05.2023, 19:05
@Agnos2
Wieso steht da jetzt nicht ultra orthodox,wie sonst.

Manchmal steht zu jüdischen Fragen sogar: Gelernter Strahlenschutz.

Hab da nicht immer ein Auge drauf.

Ist aber beides richtig. Ich bin ein Breslevis und das sind nunmal Haredim. Abwertend bezeichnet: Ultraorthodox. Ham die Britten erfunden.

Und ich lebe in Haifa.

Und bin Elektriker, Strahlenschützers....

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Agnos2  28.05.2023, 19:43
@AriRosh
  • Die Weltanschauung der Charedim steht jener der Mehrheitsbevölkerung häufig diametral entgegen. Sie akzeptiert als Grundlagen jüdischen Lebens und jüdischer Identität nur die Thora und die religiösen Gesetze (Halacha), ist ihrem Wesen nach antidemokratisch, setzt auf hierarchische Gesellschaftsstrukturen mit Rabbinern an der Spitze und ist weit­gehend azionistisch.
  • stimmt das
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AriRosh  28.05.2023, 23:23
@Agnos2

Gibt bei uns Chassiden gewaltige Unterschiede, man kann das nicht verallgemeinern. Es gibt ein sehr kleines Grüppchen Chassiden, die sind Antizionistisch. Die meisten sind jedoch proIsrael.

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najadann  28.05.2023, 12:23

Erst im Lauf des 16. Jahrhunderts verbreitete sich infolge der Massenproduktion von Texten die Lesefähigkeit in Europa auf rund 20% der erwachsenen Bevölkerung.

Schätzungen zufolge konnten im Spätmittelalter zehn bis 30 Prozent der städtischen Bevölkerung lesen und schreiben. Vor allem der Klerus, weite Kreise des Adels sowie Ratsherren und Kaufleute in großen Städten, doch zunehmend auch Handwerker und bäuerliche Schichten beherrschten diese Fähigkeiten.

Ich glaube nicht dass das Judentum eine Ausnahme darstellt.

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najadann  28.05.2023, 15:49
@Pfefferprinz

Willst du uns veräppeln? Was beweist das neue Testament über den Bildungsstand des gemeinen Volkes von damals?

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Pfefferprinz  28.05.2023, 15:57
@najadann

Jesus wurde in der Synagoge seiner Heimatstadt Nazareth die Schriftrolle gereicht, damit er daraus einen Abschnitt vorlese. Das ist in allen Synagogen seit Menschengedenken so üblich, daß jedes männliche Gemeindglied im Gottesdienst einen Abschnitt aus der Schrift vor der versammelten Gemeinde vorliest. Wenn ein Junge 13 Jahre alt geworden ist, darf er das erste Mal vorlesen, und das wird feierlich begangen (Bar Mitzwah). Voraussetzung dafür ist natürlich, daß der Junge lesen gelernt hat.

Auch im Mittelalter hatten die jüdischen Bürger ihren christlichen Nachbarn voraus, daß diese lesen und schreiben konnten.

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najadann  28.05.2023, 16:33
@Pfefferprinz

Das ist eine Geschichte, nicht die Realität und keine Statistik, zudem verweilte Jesus unter den Gelehrten, nicht zu vergleichen mit dem gemeinen Volk (Bauern und Co) ohne Schulbildung.

Die Tatsache das damals vorgelesen werden musste, kein Buchdruck, keine Schulpflicht, müsste dich zum Nachdenken anregen. Selbst heute, können noch nicht alle lesen und schreiben.

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Pfefferprinz  28.05.2023, 16:49
@najadann

Jesus war Zimmermann, und seine ersten Jünger waren Fischer. Also verweilte er unter dem gemeinen Volk, da er selbst dazu gehörte.

Ich wüßte nicht, was mich jetzt zum Nachdenken anregen sollte. Fakt ist, daß Juden schon immer großen Wert auf Lesen und Schreiben legten. Das hat nichts mit humanistischer Schulbildung zu tun, wie wir sie heute kennen.

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najadann  28.05.2023, 17:12
@Pfefferprinz

Als Religionspädagogiker weisst du sehr wenig über Jesus. … und ja vorlesen muss man wenn das gemeine Volk eben nicht lesen kann. Ohne Buchdruck keine Bücher zum lesen, ausser ein paar handgeschriebene Skripte für die Gelehrten.

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GandalfAwA  28.05.2023, 13:48

Hallo AriRosh, wow , das ist wirklich super! 😊 🙏

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AriRosh  28.05.2023, 19:12
@GandalfAwA

Jedes Mal wenn ich deinen Namen lese, schaue ich auf meine Vorsteherpfeife mit dem langen Holm. Aber nicht so eine Gandalf-Pfeife, ist zu schwer zu reinigen. Sondern einen normalen Bogenkopf, dem ich einen 22cm Holm spendierte.

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GandalfAwA  28.05.2023, 20:40
@AriRosh

😊 Ich war früher Fan von den Herr der Ringe Büchern und ich mochte den "weisen Zauberer" der immer wusste, was zu tun war. 😉

Klingt sehr gemütlich & genussvoll Deine Pfeife mit 22 cm Holm. 👌

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AriRosh  28.05.2023, 23:30
@GandalfAwA

Beim TV schauen oder zum Lesen ist sie nahezu perfekt. Am PC ist dann die mit kurzem Holm besser.

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AriRosh  28.05.2023, 23:40
@GandalfAwA

Hab in den 70ern Mal angefangen Tolkien zu lesen, aber offen gestanden war das überhaupt nicht meine Richtung. Ein Fünftel gelesen und wieder weg gelegt.

Die Filme auch ein Mal geschaut, die waren noch schrecklicher als das Buch. Irgendwie war das ne ganz andere Geschichte.

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GandalfAwA  29.05.2023, 18:34
@AriRosh

Hallo AriRosh,

Ja, alles gut, 🙏 😊 - Ich mochte die Filme auch nicht, und das Buch von Tolkien habe ich zuletzt glaub ich mit 19 gelesen. Also schon über 20 Jahre her. 😉

Nur der Nickname, den habe ich quasi als schöne Erinnerung beibehalten. 😊

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AriRosh  29.05.2023, 20:20
@GandalfAwA

Gandalf blieb mir auch in angenehmer Erinnerung. Er und seine Pfeife animierten mich auch, einen längeren Holm an meine Pfeife zu stecken.

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Freaking0ut  29.05.2023, 08:26

Normalerweise macht jemand, der zur Torah aufgerufen wird nur den Segensspruch, und es liest jemand anders vor, der zum "leinen" bestimmt wurde. Theoretisch sagt der, der laut vorliest nur das nach, was der Aufgerufene vorsagt, aber praktisch liest der, der laut vorliest.

Und wer Torah leinen kann, kann sich ja für diesen Job melden.

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Soviel ich weiss war damals der Alphabethisierungsgrad in der männlichen jüdischen bevölkerung hoch.

Beides. Die Juden waren und sind ein gebildetes Volk. Selbst wenn damals nicht alle Familien ihre eigenen Buchrollen hatten, konnten sie lesen und hörten auch zu, wenn in ihren Synagogen vorgelesen wurde. Was auch Jesus tat.

Aus dem Neuen Testament erfahren wir, dass es zur Zeit der römischen Besatzung bereits üblich war, dass man sich in der Synagoge auch als normaler Jude zum Vorlesen melden konnte (Lk 4,16). Das lässt darauf schließen, dass auch „Nichtgeistliche“, wie der Zimmermann aus Nazareth, im Lesen der Heiligen Schriften unterrichtet wurden.