Können Großeltern die Rolle der Eltern einnehmen? Was meint ihr?

Das Ergebnis basiert auf 12 Abstimmungen

Ja warum nicht ? 75%
Teils Teils 17%
Nein auf keinen Fall ! 8%
Sonstiges 0%

14 Antworten

Nein auf keinen Fall !

Großeltern beantragen nur Pflegeelternschaft, wenn die Mutter oder der Vater nicht mehr die Sorge für ihr Kind tragen können - das heißt für das Kind, gerade in den ersten Lebensjahren, eine sehr starke Disposition für Krisen im späteren Leben.

Das Kind leidet besonders stark unter der Situation, wenn:

  1. Eines der Elternteile, oder beide eine Abhängigkeit von psychotropen Substanzen aufweisen; oder andersweitig kein gesundes Verhältnis zum Kind aufbauen können oder es vernachlässigen
  2. Ein ständiger Wechsel von Elternhaus und Großelternhaus erfolgt, kann z.B. im schlimmsten Fall zum Hospitalismus führen, zudem zu starken Verlustängsten oder Unfähigkeit zur Führung einer intakten Beziehung im Erwachsenenalter, da das Kind die Schuld des Hin und Her auf sich bezieht
  3. Die Großeltern, aufgrund des Altersunterschiedes, alte Erziehungsmethoden auf das Kind anwenden, z.B. Schlagen und ständige Ermahnung zum guten Benehmen 
  4. Ein Elternteil des Kindes befindet sich in einer psychiatrischen Klinik und das Kind besucht dieses häufig: oft Verbunden mit Klammern und Gefühlsausbrüchen vor dem Abschied, Schlaflosigkeit und mangelnde Konzentration in der Schule (Kind begreift die Abwesenheit der Mutter nicht; fragt nach Gründen für Klinikaufenthalt)
  5. Die Großeltern umsorgen ihr Kind zu sehr, haben Angst, zu versagen, da das Kind ja in einem Pflegeverhältnis steht und vom Jugendamt kontrolliert wird. Dem Kind wird alles abgenommen = löst sich in der Jugendphase nicht vom Elternhaus ab und wird unselbstständig, Unsicherheit
  6. Das Schwanken von: umsorgenden Großeltern und Eltern. Die Großeltern dürfen niemals die Eltern ersetzen! Das Kind erleidet in der Situation eine innere Spannung, führt zur Verwirrung. Dem Kind muss früh beigebracht werden, dass die Großeltern nicht die Eltern sind und es auch nicht "Mama" und Papa" sagen sollte. Im Kindergartenalter denkt das Kind, dass alle Kinder bei den Großeltern aufwachsen, hier sollte vorsichtig das Gegenteil erklärt werden, damit das Kind nicht zu hart auf den Boden fällt, wenn es irgendwann die Realität entdeckt.
  7. Das ständige Fragen der Mitschüler: Warum lebst du dort? Was ist mit deinen Eltern? Viele verunsichert das und man möchte es nicht gerne erzählen, empfindet im Falle auch Scham für seine Eltern (da versagt), Mitmenschen sollten nicht weiter fragen, wenn das Kind sagt, dass es bei Großeltern lebt, es erzählt es selber oder eben nicht!

Viele Theorien der Pädagogik sehen keinen Unterschied zwischen dem Heranwachsen bei Eltern, oder Pflegeeltern, wenn diese ebenso liebevoll mit ihrem Kind umgehen. Das ist aber nicht ganz richtig! Denn die besondere Bindung zu den Eltern bekommt das Kind schon in der Gesellschaft mit und es spürt selber, dass die Pflegeeltern nicht die Eltern ersetzen können. Als Kind bekommt man dies noch nicht so stark mit, mit Erreichen der Volljährigkeit wachsen meist die Gedanken um eine "gescheiterte" Kindheit (Junger Erwachsener kann nie mehr die Kindheit bei den Eltern durchleben), der junge Mensch hat große Probleme, dies einfach hinzunehmen. Viele verfallen in kindische Verhaltensmuster, klammern an ihrem Partner und sehen diesen als Vater- oder Mutterersatz.

Ich habe für "Nein auf keinen Fall" entschieden, da ich selber seit meinem 1. Lebensjahr aufgrund der Borderline-Störung meiner Mutter; und des jungen Alters meines Vaters, bei meinen Großeltern aufgewachsen bin. Ich kenne auch einige, denen es genau so ergeht, und diese haben ebenfalls Probleme.

Es kommt immer auf den Menschen an - es gibt auch viele, die sich normal entwickelt haben, da es ihnen nicht so viel ausmacht. Das kommt immer darauf an, wie man mit der Situation umgeht.

Falls noch jemand Fragen oder Kritik hat - gerne ^^

Warum sollten sie das nicht können, wenn sie gesundheitlich fit sind, und die Situation es erfordert? Sie haben ja wohl bewiesen, daß sie Kinder aufziehen können 😊😊😊

violatedsoul  23.06.2015, 13:52

Sie haben ja wohl bewiesen, daß sie Kinder aufziehen können 😊😊😊

Das haben nicht alle bewiesen.

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Merlina66  23.06.2015, 14:08
@violatedsoul

Stimmt....aber im Allgemeinen wohl schon....und die Frage war allgemein gehalten 😊

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Ja können sie. Ich bin auch bei meinen Großeltern aufgewachsen da meine Eltern mit der Verantwortung für 3 kleine Kinder einfach maßlos überfordert waren. Meine Eltern waren bzw sind für mich eher wie Geschwister. Meine Großeltern meine Eltern.

Ja warum nicht ?

Dass es geht, hat mir mein Opa sehr eindrucksvoll bewiesen. Er hat mich erzogen, weil es im Elternhaus massive Probleme gab und bis heute gibt, insbesondere zu meiner Mutter habe ich keine Bindung aufbauen können. Ich habe meine Kindheit und Jugendzeit zu 98-99 Prozent bei meinen Großeltern bzw. nach dem Tod meiner Oma beim Opa verbracht. Er hat in dieser Zeit echt alles dafür getan, um mir eine schöne Kindheit zu ermöglichen, was ich ihm auch nie vergessen werde! Wir hatten es nicht immer einfach, aber ich werde diese Zeit & meinen Opa ewig lieben!

Unser Leben spielte sich praktisch fast komplett in seiner beschaulichen "Rentnerwelt" ab, aber mir hat das sehr gut getan & es hat mir zu einer vorausschauenden, gemütlichen "abwarten und Tee trinken"-Lebenseinstellung verholfen, die ich praktisch 1:1 von meinem Opa übernommen habe.

Mein Opa, der vor wenigen Jahren im hohen Alter verstarb, hatte zwar altershalber diverse (harmlose) gesundheitliche Probleme, die die "jungen" Eltern meiner Mitschüler/Freunde nicht hatten.. große Urlaubsreisen und Ähnliches waren kaum möglich, aber wir waren jedes Wochenende mit meinem Onkel im alten 230er Mercedes unterwegs & mein Opa hat mir eine tolle Kindheit/Jugendzeit geboten!! Er war sich echt für nichts "zu schade", wir waren sogar gelegentlich bei McDonalds :) Und auch in den Ferien gab's immer ein schönes Programm.. auch meine Freunde waren immer willkommen bei ihm & zur Mutter meiner "Kindergartenfreundin" hatte er ein ganz tolles, freundschaftliches Verhältnis. Er war so ein lieber Mensch, alle die ihn kannten haben ihn in bester Erinnerung.

Wir waren zwar des öfteren die "Mobbingzielscheibe" von Eltern meiner Mitschüler, vor allem wenn mein Opa für mich Elternabende besucht hat oder sonst irgendetwas gewesen ist..  zumal die meisten Eltern aus der Realschulklasse sehr materialistisch & oberflächlich dachten.. Aber wir hatten immer unsere Freunde, ein intaktes soziales Netz, eine gesunde Lebenseinstellung die mein Opa mir vererbt hat & vor allem UNS beide!! Das half uns. Gemeinsam haben mein Opa und ich so ziemlich alles gemeistert, was man sich nur irgendwie vorstellen könnte :)

Und was andere sagten hat uns nie was ausgemacht, mein Opa hat alles ihm mögliche für mich getan! Wir waren ein Super Team ein Leben lang bis zu seinem Tod & alles was ich heute bin, bin ich nur durch ihn! Das habe ich ihm auch mehrfach mitgeteilt. Seine Reaktionen waren berührend, ich habe noch  heute Gänsehaut wenn ich dran denke... Ich möchte das, was mein Opa mir gezeigt & ermöglicht hat, nicht missen zumal ich ganz deutlich sagen muss, dass ich das bei meinen Eltern NIE hätte bekommen können, aber das ist ein anderes Thema.

Miramar1234  25.06.2015, 07:53

Sehr anschaulicher und Schöner Bericht.Man sieht auch an der Fragestellung das früher etwas völlig übliches und notwendiges,wie das Einspringen von den Großeltern,bei Verhinderung,Streitigkeiten ja Tod der Eltern,durch die "ständige Verfügbarkeit am Arbeitsmarkt,das Verlassen der näheren Heimat,durch gesetzliche oder gesellschaftliche Anforderungen,dazu geführt hat,das diese Möglichkeiten heute immer seltener gegeben sind.Familienleben unter einem Dach oder in der näheren Umgebung unter Einbezug der Großeltern ist in Deutschland die Ausnahme.

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rotesand  26.06.2015, 09:09
@Miramar1234

Vielen Dank! Mein Opa war auch echt klasse drauf & hat bis ins hohe Alter - er ist mit fast 90 verstorben & war bis zum Schluss noch ziemlich vital - (fast) alles mitgemacht, was gesundheitlich machbar gewesen wäre :) Auch mit meinen Freunden (wir sind heute alle Mitte 20) hat er es echt gut verstanden, es war fantastisch.. ich danke für die tolle Zeit, die ich mit meinem Opa verbringen durfte.

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Ja warum nicht ?

Ja, warum nicht? Ich finde sie geeignet dafür, weil sie schon Erfahrungen mit der Erziehung von Kindern haben und generell liebevoll und nachsichtig mit dem Nachwuchs umgehen. Sie haben mehr Verständnis als die Eltern, sind geduldiger und vor allen Dingen haben sie mehr Zeit, sich mit den Kindern zu beschäftigen. In der Regel sind sie noch fit, interessieren sich für alles, was in der Welt passiert und sind ‘Up-To-Date‘, was Mode, neue Musik und Filme angeht. Viele ‘Alte‘ haben auch durchaus Computer-Erfahrung und kennen sich mit dem Metier bestens aus. Sie sind nicht gestresst, haben eine meist gute und auch verdiente Rente und Zeit haben sie sowieso.