Klavier Noten lesen?
Ich kann Noten lesen. Woher wissen aber Musiker die nach Noten spielen welcher Finger für welche Note verantwortlich ist?
Bisher habe ich nur Noten gelesen bei denen die Zahl des Spielenden Fingers gezeigt wird gespielt und bin jetzt bei den etwas fortgeschrittenen Stücken etwas überfragt und ich habe auch Angst es mir falsch anzugewöhnen.
Vielen Dank
4 Antworten
Es gibt Standardfingersätze, z.B. für Tonleitern. Wenn die in einem Stück vorkommen, ist der bereits bekannte Fingersatz erste Wahl. Manchmal erfordert der größere Kontext einen anderen Fingersatz.
Grundsätzlich werden für nebeneinander liegende Tasten die Finger der Reihe nach verwendet und man vermeidet den Daumen auf schwarzen Tasten. Manchmal ist das aber auch die beste Möglichkeit.
Der optimale Fingersatz unterscheidet sich auch je nach Person. Für den einen funktioniert ein Fingersatz besser als für den anderen. Manchmal stellt sich auch im Nachhinein beim Üben und Probieren ein anderer Fingersatz als besser raus.
und ich habe auch Angst es mir falsch anzugewöhnen
Nicht nur den Fingersatz kann man sich falsch angewöhnen. Um das zu vermeiden, nimmt man am besten einen Klavierunterricht. Der Klavierlehrer kann dann gegebenenfalls korrigieren.
Im Prinzip ist es eine Sache der Übung und Erfahrung. Ich selbst spiele Orgel. Es gibt gewisse Muster für die ich feste Fingersätze habe, simples Beispiel gebrochene Akkorde. Aber im Normalfall schaue ich grob wo sich die kommenden Töne befinden und plane meinen Fingersatz dann so. Nach ein paarmal spielen eines Stückes hat man oft schon einen guten Ansatz. Dann geht es darum gewisse Abschnitte zu optimieren.
Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür und es wird immer leichter. Ich für meinen Teil schaue nicht welche Note als nächstes zu spielen ist, sondern ich sehe den Abstand der nächsten Note und dann wissen die Finger von alleine wo sie hin müssen. Ab einer gewissen Komplexität ist das Notenblatt auch eher eine Gedankenstütze, da man komplexe Stücke in hohem Tempo mit drei Notenzeilen (Violinschlüssel, Bassschlüssel und Pedal) nicht so schnell lesen und umsetzen könnte.
Entweder es steht schon ein Fingersatz im Text oder man muß ihn sich erarbeiten.
Der Standardsatz für C-Dur in der rechten Hand ist 1-2-3-1-2-3-4-5. Aufwärts wandert der Daumen dabei unter der 3 durch , abwärts die 3 über den Daumen drüber. Das funktioniert mit der 3 besser als mit den anderen Fingern.
Anfängern rät man, den Daumen nicht für schwarze Tasten zu verwenden, weshalb man für D-Dur dann 1-2-3-4-1-2-3-4 empfiehlt.
Unterschiedliche Tonfolgen erfordern unterschiedliche Fingersätze. Die muß man sich erarbeiten. Es gibt da die außergewöhnlichsten Kombinationen, Erfahrung hilft. Da kommt man um die 1 auf schwarzen Tasten dann manchmal nicht drum rum.
Profis arbeiten mit Fingerübungen, die alle möglichen Kombinationen ermöglichen, aber auch hier gibt es Kuriositäten. Horowitz z.B. hat bei noch so schnellen Läufen immer nur die ersten 3 Finger benutzt.
Ergänzend zu den bisherigen Antworten sei noch erwähnt, dass Klavier vorrangig aus dem Arm gespielt wird. Aufgabe der Finger ist im Grunde der letzte Schritt, die Detailarbeit (die Betätigung der Taste an sich). Der Fingersatz (also die Abfolge der zu nutzenden Finger) richtet sich also immer nach der jeweiligen Armposition. Dies kann (wie Mathmaninoff in seiner Antwort schon schreibt) durchaus auch mal dazu führen, dass ein Finger für eine Taste genutzt wird, den man aus dem Bauchgefühl heraus eigentlich nicht nutzen würde. Die Position innerhalb der Bewegung des lockeren Armes ist im Grunde das A und O. Und diese wiederum (damit verbunden auch das Gewicht des Armes) richtet sich in erster Linie nach der Klangvorstellung, die man (anhand des Notentextes) umzusetzen gedenkt.
Dieser Prozess (eine Mischung aus audio- und videomotorischem) ist die eigentliche Schwierigkeit. Weswegen (siehe ebenfalls die anderen Antworten) sich ein Lehrer empfiehlt, der einem dies beibringt. Wenn es nur darum ginge, mit einem konkreten richtigen Finger die konkrete richtige Taste zu drücken (die Vorstellung kommt in deiner Formulierung ein wenig so rüber), wäre das alles ja ein lässiges Kinderspiel, für das es keinerlei Ausbildung bedarf.
bin jetzt bei den etwas fortgeschrittenen Stücken
Im Falle konkreter Fälle wären natürlich Beispiele gut, falls es spezielle Probleme gibt.
lg up