Kirchentonleiter mit Vorzeichen aufschreiben?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo Alice,

die Merkmale des Dorischen kann man sich auf verschiedene Weise merken:

  • die Stammtönen von d nach d, also ohne 'schwarze Tasten',
  • wie natürliches Moll, jedoch mit erhöhter 6. Stufe oder
  • eine Tonleier mit den Halbtonschritten zwischen 2. und 3. sowie 6. und 7. Stufe.

So kannst Du die dorische Tonleiter auf 'e' bilden:
Moll: e fis g a h c d e
Dorisch: e fis g a h cis d e

LG
Arlecchino

Alice740 
Fragesteller
 16.02.2021, 16:30

Ich habe folgende Tonleitern gebildet:

c-Mixolydisch: c d e f g a b c

g-Phrygisch: g as b c d es f g

d-lydisch: d e fis gis a h cis d

hier braucht man ja eine kleine Septime (vom d zum cis), es ist aber eine große. Wo liegt mein Fehler?

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Arlecchino  16.02.2021, 16:37
@Alice740

Verrückte Tonarten. Das hat es so nie gegeben. In den historischen Stimmungen war das nicht realisierbar.

Abgesehen davon: Alle drei Lösungen sind richtig, sehr gut!

hier braucht man ja eine kleine Septime 

Wer sagt das? Lydisch hat einen Halbtonschritt zwischen der 7. und 8. Stufe, somit eine große Septime zwischen 1. und 7. Stufe.

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Willy1729  16.02.2021, 16:43
@Alice740

Lydisch läuft vorzeichenfrei von F bis F, hat also den zweiten Halbtonschritt wie die Dur-Tonleiter bei 7 und 8 und bildet entsprechend keine kleine, sondern eine große Septime.

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Alice740 
Fragesteller
 16.02.2021, 16:37

oh, ich habe die lydische Tonleiter mit der mixolydischen verwechselt...

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Arlecchino  17.02.2021, 21:45
@Alice740

⭐️ ... und schönen Dank für die kleine Aufmerksamkeit! 😉

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Hallo,

am einfachsten ist es, wenn Du eine Klaviertastatur vor Augen hast.

Merk Dir die Reihenfolge Ionisch, Dorisch, Phrygisch, Lydisch, Mixolydisch, Äolisch.

Jede dieser Tonleitern läßt sich auf dem Klavier nur auf den weißen Tasten spielen, wenn Du jeweils mit dem richtigen Ton beginnst.

Beo Ionisch ist es das C, bei Dorisch das D usw. bis Du beim A angelangt bist (Äolisch).

Das Ionische entspricht also unserem Dur, denn es läßt sich ohne Vorzeichen auf dem Grundton C spielen, das Äolische unserem Moll, denn es läßt sich ohne Vorzeichen auf dem Grundton A spielen.

Dorisch ist dann D E F G A H C D, Phrygisch E F G A H C D E usw.

Natürlich kannst Du die Kirchentonarten auch auf anderen Grundtönen spielen; dann brauchst Du allerdings Vorzeichen.

Wo die liegen, siehst Du an den Grundtonleitern, da zwischen E und F und zwischen H und C immer ein Halbtonschritt liegt, während es sonst Ganztonschritte sind.

Bei Phrygisch liegen die Halbtonschritte zwischen dem ersten und dem zweiten Ton (E F) und zwischen dem fünften und sechsten (H C).

Möchtest Du jetzt zum Beispiel phrygisch G bilden, schreibst Du zunächst alle Töne von G bis G auf, also G A H C D E F G und siehst dann zu, daß Du die beiden Halbtonschritte mit Hilfe von Vorzeichen passend bekommst.

Dabei darf kein Stammton ausgelassen werden. So ergibt sich automatisch, daß Du entweder nur Kreuzchen oder nur b-chen brauchst.

Den ersten Halbton brauchst Du zwischen G und A. Da Du den Grundton der Tonleiter nicht verändern darfst, also aus dem G kein Gis machen darfst, mußt Du das A um einen Halbton erniedrigen: G As.

Vom As bis zum H wären es 3 Halbtonschritte, Du brauchst aber nur zwei. Daher mußt Du auch das H zu B erniedrigen. B C ist ein Ganztonschritt, C D auch, das paßt, doch jetzt bist Du bei den Stufen 5 und 6, zwischen denen wieder ein Halbtonschritt sein muß. D E muß also zu D Es verändert werden.

Es F und F G sind wieder Ganztonschritte, die da sind, wo sie hingehören.

Phrygisch G daher G As B C D Es F G.

Du mußt Dich immer von unten nach oben durcharbeiten und darfst keinen Stammton schlabbern, aber auch keinen doppelt haben. C und Cis gleichzeitig darf es in einer Tonleiter nicht geben.

Du kannst - wenn Du Dich mit dem Quintenzirkel auskennst - die Sache auch schneller erledigen. E-Dur hat vier Kreuzchen (Fis, Cis, Gis und Dis), während phrygisch E überhaupt kein Vorzeichen besitzt. Die phrygische Tonart hat also immer vier Kreuzchen weniger als die entsprechende Dur-Tonleiter.

Bildest Du phrygisch G und weißt, daß G-Dur nur ein Kreuzchen hast (das Fis), mußt Du einfach nur 1-4=-3 rechnen, wobei Du den negativen Zahlen b-chen zuordnest.

Phrygisch G muß demnach drei b (B, Es, As) haben. Das entspricht genau der Tonleiter, die wir aufgebaut haben.

Wenn eine Tonart Kreuzchen hat, tauchen sie immer in derselben Reihenfolge auf:

Fis, Cis, Gis, Dis, Ais, Eis, His; es gibt also keine Tonart, die nur ein Gis hat, weil das erst auftaucht, wenn vorher schon Fis und Cis da sind.

Ebenso die b-chen: B, Es, As, Des, Ges, Ces, Fes.

Wenn Du mal die Reihenfolge der Stammtöne vergleichst, die zu den Vorzeichen gehören, siehst Du, daß die Kreuzchen und b-chen genau umgekehrte Reihenfolgen haben.

Beschäftige Dich mal mit dem Quintenzirkel, dann erkennst Du das Prinzip.

Herzliche Grüße,

Willy.

Willy1729  16.02.2021, 16:34

In der Literatur begegnet einem hin und wieder auch Lokrisch,
H C D E F G A H mit Halbtonschritten zwischen 1 und 2 sowie zwischen 4 und 5.

Das hat aber nicht wirklich eine praktische Bedeutung. Vielleicht kennt jemand ein Stück, das in Lokrisch geschrieben wurde - ich wüßte keins.

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Alice740 
Fragesteller
 16.02.2021, 16:34

Ich habe folgende Tonleitern gebildet:

c-Mixolydisch: c d e f g a b c

g-Phrygisch: g as b c d es f g

d-lydisch: d e fis gis a h cis d

hier braucht man ja eine kleine Septime (vom d zum cis), es ist aber eine große. Wo liegt mein Fehler?

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Alice740 
Fragesteller
 16.02.2021, 16:37
@Alice740

oh, ich habe die lydische Tonleiter mit der mixolydischen verwechselt...

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Willy1729  16.02.2021, 16:41
@Alice740

Mixolydisch ohne Vorzeichen wäre G bis G, hat also ein Kreuz weniger als G-Dur.

C-Dur hat kein Vorzeichen. Für Mixolydisch mußt Du eins abziehen:

0-1=-1, also ein b. Wenn nur ein b auftaucht, kann es nur das erniedrigte H, also B sein. Also C D E F G A B C.

Phrygisch hat vier Vorzeichen weniger als die entsprechende Dur-Tonart, denn phrygisch E hat keine Vorzeichen, während E-Dur vier Kreuzchen besitzt.

G-Dur hat ein Kreuzchen. 1-4=-3, also drei b-chen, das können nur B, Es und As sein. G As B C D Es F G.

Lydisch läuft ohne Vorzeichen von F bis F, hat also eins mehr als F-Dur (-1, da das eine b negativ gezählt wird.

D-Dur hat zwei Kreuzchen (Fis und Cis), Lydisch D demnach eins mehr, also drei.

Zu Fis und Cis kommt noch das Gis hinzu:

D E Fis Gis A H Cis D.

Deine Tonleitern waren also korrekt.

Wenn Du meine Methode ein wenig geübt hast, bist Du ratzfatz mit solchen Aufgaben fertig.

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Willy1729  16.02.2021, 16:43
@Alice740

So etwas Ähnliches habe ich mir schon gedacht. Deine Tonleitern waren jedenfalls korrekt.

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