Das Werk
Es sollte ein originelles Thema, einen originellen ersten Einfall haben, der den Hörer unmittelbar anspricht und interessiert. Dann sollte die Verarbeitung ebenso originell sein, dem Hörer in der wortlosen Sprache der Musik interessant erzählen, poetisch oder dramatisch, gelegentlich auch tänzerisch, ihn 'packen' und über die Aufs und Abs der Spannungsbögen mitnehmen. Dabei spielt es keine Rolle, ob eine Fuge entwickelt wird, die dialektische Spannung eines Sonatensatzes aufgebaut oder ein freier Satz einfallsreich fortgesponnen wird. Im Prinzip spielt es auch keine Rolle, in welcher Zeit das Werk entstanden ist, ob es alte Musik oder Musik unserer Zeit ist.
Gute Musik muss Menschen mental, in ihrem Inneren, bewegen. Wenn Musik körperliche Bewegung oder einen ekstatischen Vortrag braucht, fehlt ihr etwas. Tanzmusik zum Beispiel ist Gebrauchsmusik.
Ein musikalisches Werk kann Persönlichkeit haben, man lernt es kennen, wird mit ihm vertraut, freut sich beim Wiederhören und empfindet nach langer Zeit mentale Heimatgefühle, vielleicht werden Kindheitserlebnisse wach.
Es gibt Werke, die einen Hörer unmittelbar ansprechen, dabei eine Tiefe haben, dass man sie auch nach vielen Jahren nicht bis ins letzte erfasst hat.
Die Qualität eines Werkes erschließt sich in der Analyse, nicht an einer Beliebtheitsskala.
Die Aufführung
Wenn ein musikalisches Werk stümperhaft vorgetragen wird, kann es nicht zur Geltung kommen und zum Leben erwachen. Es braucht also einen adäquaten Vortrag, der nicht von technischen Unzugänglichkeiten des Musikers beeinträchtigt ist. Zudem muss der Musiker mit der Werktreue vertraut sein und darf sich nicht selbst zum Mittelpunkt der Aufführung machen. Mit guter Kenntnis ist hier sehr viel möglich. Wie ein Werk adäquat aufgeführt wird, ist keine Sache des Geschmacks sondern der musikalischen Bildung.
Abschließend: Das alles hat - wie schon angedeutet - mit Geschmack nichts zu tun. Es muss nicht jedes große Werk gefallen, und man kann auch durchaus eine Affinität zu mittelmäßiger Musik entwickeln.
Wer oder wieviele Menschen machen gute Musik?
Das ist eine Frage des Anspruchs. Wo enden weiß oder hell? Wer eher wenig Musik kennt, wird da toleranter sein. Mit der Kenntnis wächst das Bewusstsein, dass es sehr viel mehr Musik gibt als man in seinem Leben hören kann, und damit wird man wählerischer.