Kennt sich jemand mit Flechten aus?
Ich habe vor ein paar Tagen beim Spazierengehen eine wunderschöne große Flechte auf dem Boden liegen sehen. Ich hab sie mitgenommen und möchte sie nun auf meinem Balkon haben.
Leider hab ich überhaupt keine Ahnung von diesen Pflanzen. Ich will nicht, dass sie eingeht, weiß aber nicht mal, auf welchen Untergrund ich sie setzen soll.
Aus dem Internet hab ich bloß erfahren, dass es generell sehr schwierig ist, Flechten zu kultivieren.
Kann mir da jemand einen Rat geben?
7 Antworten
Hallo,
Flechten sind zwar sehr genügsam, haben aber schon spezifische Ansprüche.
Zwar haben sie tatsächlich keine Wurzeln und verbinden sich insofern nicht wie Pflanzen mit dem Boden, aber trotzdem wachsen einige von ihnen nur auf bestimmten Untergründen als Krusten: manche nur auf Kalkstein, manche nur auf saurem Silikatgestein, andere nur auf Baumrinden.
Manche Flechten wachsen auf der Rinde von stehenden Baumstämmen und leben von dem Regenwasser, das bei entsprechendem Wetter den Stamm hinunterrinnt, und von den organischen Bestandteilen in den Staubpartikeln, die dieses ablaufende Wasser mitbringt, der Pilzpartner kann es zersetzen.
Da sie mangels Wurzeln und Spaltöffnungen, mit denen "höhere" Pflanzen dies tun, ihren Wasserhaushalt kaum selbstständig regulieren können, sind sie in viel stärkerem Maße darauf angewiesen, dass an ihrem Wuchsort ganz exakt die Bedingungen, zB bezüglich Luftfeuchtigkeit herrschen, unter denen sie wachsen können.
Nicht umsonst gelten manche Flechten als Zeigerarten, da sie besonders empfindlich auf Luftverschmutzung reagieren und auch im Wald nur dort wachsen, wo die Luft besonders sauber ist.
Es gibt nur wenige Flechtenspezislistrn, die sich da wirklich auskennen, die einzelnen Arten unterscheiden können und ihre jeweiligen Bedürfnisse und Ansprüche an den Standort kennen. Ich zähle nicht dazu und konnte dir hier nur einen Bruchteile der vielfältigen und je nach Flechtenart unterschiedlichen Ansprüche aufzeigen. Wo diese erfüllt sind, wird sich in der Natur eine Flechtenart (bzw beide Arten, die die Flechte bilden) mittels ihrer leichten, vom Wind transportierten Sporen irgendwann ganz von selbst ansiedeln. Wo dies nicht der Fall ist, kann man sie auch nicht künstlich kultivieren.
In der Natur müssen die genügsamen Flechten auch mehr oder weniger lange Phasen überdauern, in denen ihre Lebensvorgänge nicht ablaufen können, weil es zu kalt oder zu warm, zu trocken oder zu nass, ... ist. Sie tun dies als abgekapselte Dauerform, erst wenn wieder passende Bedingungen herrschen fahren sie wieder hoch. Das kann aber nur funktionieren, wenn von Zeit zu Zeit genau die Bedingungen, die sie brauchen, auch tatsächlich eintreten! Ist dies niemals der Fall, dann sterben sie irgendwann dich vollständig ab. Das heißt, du wirst deine Flechten eine Zeitlang so wie sie sind, unverändert, behalten können. Dass sie sich aber ansiedeln und weiterwachsen können, halte ich für sehr unwahrscheinlich.
Flechten sind Mischwesen aus Alge und Pilz, haben keine Wurzeln und von daher ist der Untergrund ziemlich egal...
...du kannst aber schauen wie sie in der Umgebung wächst und "deine" entsprechend unterbringen... ;o)
Die krustigen halten es auch auf trockener Wand aus - die "flauschigen" kommen eher bei hoher Luftfeuchte vor = das ist wichtiger als das Substrat selbst...
Alles klar, super Tipp! Langsam krieg ich eine Ahnung - danke dir! Ich glaub, es ist eine "flauschige", also feucht halten 👍
Ich hab da so ne Sprühflasche, die sprüht ultrafeinen Nebel - die geht?
Zum Beispiel...
...oder eben im Schatten, eher die Umgebung als die Flechte benetzen...
...suchen, wo in der Umgebung die gleichen Flechten vorkommen (alter Baum in der Nähe?) und am dortigen Wuchsort orientieren...
Einen Versuch ist es wert...
Ja, dar war tatsächlich viel Schatten, macht Sinn. Vielen Dank, du bist mir grad echt eine Hilfe! ♡♡♡
Es hat seinen Grund, warum manches zu wunderbaren, dekorativen Gebilden in der Natur wird. Wenn abgefallen, darf man aufsammeln und verwerten. Daheim auf Erhalt, weiteres Wachstum ist nicht zu hoffen, weil die Bedingungen dazu fehlen. Ein Blumenhasten ist denkbar ungünstig. Nur die Feuchtigkeit verhindert schnelles absterben.
Ja, dass ein Blumenkästen nicht das Wahre ist, hab ich mir auch schon gedacht. Jetzt hab ich sie auf den Holzdielen-Boden von unserem Balkon gesetzt - da wachsen interessanterweise auch Flechten (wenn auch andere). Kann also so verkehrt nicht sein, denke ich 🤔
Wie kann man Flechten denn verwerten?
Die Flechte hatte Gründe, da zu wachsen, wo sie gewachsen ist.
Setze sie auf einen gleichwertigen Untergrund.
Naja, ich hab sie gewissermaßen auf der Straße gefunden. Sie muss irgendwo abgefallen sein, und wenn ich wüsste, welcher Untergrund das war, würd ich hier nicht fragen ... "Gleichwertiger Untergrund" hilft mir in diesem Fall nicht besonders weiter, aber trotzdem danke! :)
Ich würde die Flechte auf ein Stück Holz oder Rinde setzen und regelmässig mit Regenwasser besprühen.
Eher so auf Mauern und morschem Holz? Mal schauen, ob ich auf meinem Balkon was Ähnliches finde. Danke!