keine Selbstbeherrschung gegenüber Pferd?
erstmal vorab: Ich weiß, dass ich mich schnellstmöglich bessern muss!!
also, Heute wollte ich mit meinem Pferd spazieren gehen & er war sowieso schon sehr guckig, nervös und hat gar nicht mehr auf mich geachtet. Ich habe wirklich versucht ihn zu beruhigen und das ganze ruhig zu regeln. irgendwann wurde er aber so kopflos, dass er mich wirklich in den Bush und Graben geschupst hat. Irgendwann wurde es wirklich gefährlich und da habe ich ihm dann einen klaps auf die schulter gegeben und wir sind weiter. Dann ist er wieder super kopflos geworden und ich wusste mir nicht anders zu helfen als zwei drei mal wirklich am Halfter zu rütteln. dann sind wir umgedreht ( ich hätte das schon viel früher machen müssen!!) . Dann hat er mich wieder wirklich krass zur Seite geschupst und da habe ich ihm drei mal gegen die Schulter gehauen/geboxt, weil er mich und sich wahrscheinlich verletzt hätte. mir tat das sofort unfassbar leid & den rest Weg habe ich versucht wirklich ganz ruhig zu bleiben. Ich habe mich dann auf der Koppel noch zu ihm gesetzt während er sein Heu gefressen hat, damit er mich nicht mit etwas negativem verbindet, wenn mans versteht? Wie kann ich mich in Zukunft besser beherrschen? Bitte ohne Schlechtes gewissen machen, das habe ich schon;)
9 Antworten
Was wäre denn die Alternative gewesen? Nicht WAS Du gemacht hast, war in meinen Augen verkehrt, sondern Deine Unsicherheit. Wie hast Du denn „wirklich versucht, ihn zu beruhigen“? Und was denkst Du, hättest Du statt dessen tun sollen, um dem Pferd zu sagen, dass Du hier der Käptn auf dem Dampfer bist?
Meines Erachtens war der einzige Fehler, dass Du nicht viel früher ein paar deutliche Ansagen gemacht hast. Man kann ein Pferd nicht „beruhigen“. Man kann nur durch entsprechende Aufgaben und deutliche (unter Umständen durchaus auch handfeste) Ansprache seine Aufmerksamkeit einfordern. Dabei sollte man natürlich nie aus dem Ärger oder hilfloser Aggression heraus agieren, sondern immer mit Ruhe und Bestimmtheit.
Absolut richtig reagiert. Das Pferd ist in deinen persönlichen Raum eingedrungen und hat die netten Anfragen vorher ignoriert. Dann scheppert's halt auch mal. Das tut dem Pferd ja nicht weh, im Gegenteil, Zurückweisungen innerhalb der Herde tun deutlich mehr weh.
Dennoch musst du am Grundproblem ansetzen: Das Pferd sieht dich nicht als Leittier und übernimmt selbst die Führung.
Was mir damals unheimlich geholfen hat: Ein Pferd hat dich nicht zu überholen! Sobald seine Schulter vor deiner ist, wird das Tier konsequent ein paar Schritte zurückgeschickt. Der Strick wird dabei nach oben geworfen (aber nicht los lassen) und berührt das Pferd nicht am Kopf. Du kannst auch nur deine Hände in die Luft werfen. Du schickst es energisch von dir weg. Dann wird angehalten. Dreht das Pferd den Kopf zur Seite, ist es unterwürfig. Loben, wieder los laufen. Die Übung wird immer und zu jeder Zeit wiederholt, in der das Pferd versucht, vor dich zu kommen.
Beachte: Sollte das Pferd auf das Schicken mit dem Strick so gar nicht reagieren, schiebe es aktiv ein paar Schritte rückwärts.
Das passiert übrigens auch in einer Herde. Das ranghöhere Tier schickt rangniedrigere.
Damit das Pferd dir nicht auf die Pelle rutscht, gibt es mehrere Möglichkeiten: Schwinge mit dem Strick um dich herum. Das stellt deinen persönlichen Bereich dar. Kommt das Pferd zu nah, schlägt der Strick gegen seine Schulter. Es wird weichen, sobald es diesen Impuls spürt. Geht es weg, aufhören, loben. Ignoriert es dich, semmelt es auch mal und das Pferd wird wieder zurückgeschickt (Vorgehen siehe oben).
Gehst du um eine Kurve, schickst du mit dem Strickende den Pferdehintern von dir weg. So kann es nicht näher kommen. Dazu musst du aber den Strick in beide Hände nehmen. Eine Hand am Pferd, die andere schickt die Kruppe rum. Man selbst steht dabei mit dem Rücken zum Pferd gewandt.
Und mit den Handflächen nach oben den Strick nehmen, so kannst du ihn automatisch länger lassen.
Was auch hilft: Lass los. Also nicht das Pferd, sondern den Druck. Ein lockerer Strick symbolisiert dem Pferd "no stress" und gibt dir die Möglichkeit loszulassen.
Zu guter Letzt: Finde dein Neutral-Null. Das ist ein von dir persönlich erschaffener Ort in deinem Inneren, der dir Ruhe und Entspannung signalisiert, ein Ort, an dem dein Atem ruhig fließt und du Harmonie verspürst. Das überträgt sich auch auf dein Pferd in solchen Momenten. Versetze dich ganz bewusst in dieses Neutral-Null, am besten ist es, wenn du es irgendwann automatisch abrufen kannst.
Nimm dir Zeit, werde nicht hektisch, atme durch und du wirst sehen, wenn du all das von oben konsequent verfolgst, wirst du mit ein wenig Arbeit bald ein entspannteres Pferd haben.
Gleich mal vorweg, Pferde untereinander sind viel ruppiger. Stell dir mal vor, er wäre so zur Leitstute gewesen... Es gibt welche, die fackeln nicht lange und ziehen gleich durch - also, die Leitstuten.
Wenn das Pferd schon "Ab Werk" - also am Stall guckig, nervös und nicht willens ist, dir zuzuhören, verlass den Hof nicht. Arbeite mit dem Pferd, das du heute hast, wer weiß, was dem über die Leber gelaufen ist an dem Tag.
Meiner macht gerne mal im Herbst ein Fass auf, wenn die Blätter von den Bäumen fallen, dann ist er in heller Panik, vermutlich, weil ihn so ein Laubblatt schwerst verletzten würde, wenn es auf seinen Kopf fällt...
Wir haben aber in der Bodenarbeit gelernt, uns zu regulieren, er sich selbst und ich mich.
Ich baue Richtungswechsel ein, halte an, richte Rückwärts, gehe wieder vor, stehe, wende ab, etc um den Panikschalter im Hirn an und wieder aus zu machen, sodass mein Pferd versteht: Ah so geht das, alles cool, okay.
Geht nicht über Nacht, und auch du musst ruhig bleiben, bis tief in dich rein musst du von deiner eigenen Ruhe so überzeugt sein, dass du dann andere beeinflussen kannst.
Habe das mal beim Sport erlebt, war klettern und hatte die totale Panik bekommen und mein Guide war so ruhig, hing da an der Felswand, chillte fast, dass seine Ruhe sich auf mich übertragen konnte. Geht nur, wenn du selbst quasi mit Ruhe geflutet bist, dass du überläufst.
Indem du keine Dinge mit deinem Pferd machst die du nicht Händeln kannst.
Also nicht spazieren gehen.
Indem du mehr über Pferde lernst, sie nicht vermenschlicht und ein guter Pferdemensxj wirst.
Dazu ist Unterricht und viel lesen angesagt.
Und mit lesen meine ich keine Wendy
War er denn nun kopflos und guckig oder war er so ungestüm dass er dich aktiv geschubst hat?
Die Lösung ist die Situation viel früher besser einzuschätzen. Es ist unverantwortlich mit einem Pferd über welches du keine Kontrolle hast den umzäunten Bereich zu verlassen. Nicht nur dir selbst und dem Pferd gegenüber sondern auch gegenüber Dritten. Dazu dann auch noch nur am Halfter.
Wieso bist du nun überhaupt so ein Risiko bewusst eingegangen? Das war sehr blauäugig und unverantwortlich von dir. Wenn doch schon offensichtlich war dass du keine Kontrolle hast, nicht beachtet wirst, das Pferd in dir keine Führungsperson bzw vertrauenswürdige Person erkennt und somit selbst entscheidet.
Du brauchst grundlegendes Training im Umgang mit Pferden. Sodass es möglich für dich ist gegenüber deinem Pferd verlässlich und sicher aufzutreten. Dass du es schaffst das Pferd zu erziehen und die Erziehung beizubehalten. Dies fehlt alles. Mit diesem Training verbessert sich auch deine Einschätzung, was kann ich, was kann ich mit diesem Pferd zusammen und was kann ich heute mit diesem Pferd. Sodass solch gefährlichen Tage wie heute nicht mehr vorkommen.
Mache dir bitte die Verantwortung klar welche du trägst, der Umgang mit einem Pferd birgt Gefahren und benötigt Sachkenntnis.
Deine Sorge sollte aktuell nicht sein ‚ist das Tier böse auf mich?‘ Sondern du solltest dich ärgern über dich selbst und fehlendes erkennen. Die Einstellung keine Grenzen setzen zu wollen weil Pferd dich dann nicht mehr mag ist eine gefährliche. Also wie gesagt, besorge dir Unterricht bei einer fachkundigen Person, sodass du früher Grenzen setzt, konsequent bist und dein Pferd dir dadurch vertraut.
Durch nur streicheln, lieb haben und nie nein sagen vertraut das Tier dir nicht, es nimmt dich nicht ernst. Wie du heute gemerkt hast.
nur einmal zum Verständnis, wir waren so gut wie direkt am Hof auf einer zufahrtsstraße, wir sind nach ca 300 m umgedreht. ( Immer noch zu viel lange, aber einmal zum Verständnis, wir waren nicht im Wald o.ä. wie es möglicher Weise rüberkam!!)
Wirklich super erklärt ! ;)