Keine Freunde in Uni?
Ich (m) studiere Informatik, 2. Semester. In der Erstsemesterwoche wurden wir so Gruppen zugeteilt. Dort habe ich tatsächlich auch Leute kennengelernt, mit denen ich dann in der Vorlesung saß und die Gruppenaufgaben gemacht habe. Corona hat es nicht leichter gemacht. Aber ich fühlte mich, nie zu ihnen zugehörig. Jedes Mal, wenn ich ein Gespräch beginnen wollte, traf ich auf einen stummen Fisch. In Gruppengesprächen wurde ich vollends ignoriert. Es wirkte nicht so, als dass sie mich dazuhaben wollten. Nach Aufeinandertreffen mit ihnen fühlte ich mich einsamer als vorher.
Also habe ich mir im 2. Semester gedacht, nicht mehr mit ihnen auf Zwang interagieren zu wollen. Habe mich in den Vorlesungen woanders hingesetzt, neue Partner für Gruppenarbeiten gesucht. Ich fühlte mich tatsächlich besser als vorher, und hab sogar ein wenig mehr Leute kennengelernt. Doch mit keiner Person konnte ich ein Gespräch führen, keine Person schien auch nur das Interesse an ein bisschen Smalltalk zu haben.
Irgendwann traf ich jemanden meiner alten Schule wieder, welche auch an meiner Uni studiert. Lustigerweise hatte ich fast gar keinen Kontakt mit ihr in der Schule, aber es war das beste Gespräch seit langem mit ihr und ihren Freunden. Es war beeindruckend, dass sich tatsächlich jemand für mich interessiert, abseits meiner Familie. Das muss ja eigentlich niemand, mir reicht schon ein gutes Gespräch mit anderen.
Doch dann trennen sich die Wege wieder, bis man sich das nächste Mal wiedersieht. In solchen Momenten wird mir bewusst, wie einsam ich eigentlich bin. Wenn ich mit niemanden rede, bzw. mit keinem Kontakt habe, merke ich das eigentlich gar nicht. Zum Beispiel kann ich ohne Probleme Ferien 3 Wochen alleine verbringen, und fühle mich dann besser als sonst. Aber wenn ich mal ein gutes Gespräch habe, wird mir meine Einsamkeit schlagartig wieder bewusst. Auch während der Schulzeit fühlte ich mich so.
Ich kenne zwar die oben angesprochenen Leute aus dem 1. Semester. Aber was bringt es, mit Leuten herumzuhängen, welche an keiner ernsthaften Interaktion mit mir interessiert sind? Da fühle ich mich noch einsamer als ohnehin schon. Manchmal tue ich es trotzdem, aber mit keinem gutem Gefühl. Wie findet man Freunde an der Uni? Das kann doch nicht so schwer sein?
3 Antworten
Bin zwar älter als Du aber auch oft alleine, habe keine Kinder. Mir hilft folgendes:
Viele große Denker haben für sich gelebt.
Nicht aus gründen der Arroganz, nicht weil sie sich als etwas Besseres verstanden.
Sondern weil sie sich vom Pöbel unverstanden fühlten. Das ist heute nicht anders.
Michelangelo - so steht geschrieben - war einst ein geselliger Mensch -.
Doch änderte sich das, als die lieben Mitmenschen erkannten, was für ein Genie er war und ihm mit Neid und Missgunst begegneten.
Erkennend, dass er der Masse nicht wirklich willkommen war, wurde er zum Einsiedler.
Setze dich zunächst einmal nicht unter Druck. Das wäre negativ für dich. An der Uni ist es meist nicht leicht, Freunde zu finden. Wahrscheinlich liegt das nur daran, dass man sehr viel zu tun hat, wenn man die Anforderungen möglichst gut bewältigen möchte. Trotzdem kann sich eine persönliche Freundschaft entwickeln. Erzwingen kann man die natürlich nicht, aber sie kann sich ganz von allein ergeben, wenn man sich selbst freundlich und autenthisch zedigt.
Viel Glück und Erfolg in jeder Hinsicht!
Versuche es nicht zu erzwingen. Es ist schonmal sehr gut das du mit dir alleine sein kannst.
Echte Freundschaften brauchen Zeit um sich zu entwickeln.
Wenn du mal ein gutes Gespräch mit jemanden hast, muss daraus nicht direkt eine Freundschaft werden und das sollte auch nicht das Ziel sein.
Aus Erfahrung speziell an der Uni kann ich dir sagen, dass sich solche Dynamiken von alleine entwickeln. Ich kannte niemanden als ich angefangen habe zu studieren. Aber man quatscht mal hier, mal da und plötzlich war ich in einer Gruppendynamik mit Leuten, die mir sehr ähnlich waren ohne das ich irgendetwas erzwungen habe, oder unter Hochdruck versucht habe "Freundschaften" zu schließen.
Wenn du also nicht sofort Anschluss findest, darfst du das nicht auf dich beziehen.
Hier hat natürlich keiner eine Ahnung von deinen "social skills", aber wenn du ein geselliger Typ bist und abseits der Uni auch kein absoluter Einzelgänger bist, dann würde ich mir nicht all zu viele Gedanken machen.
Davon ab kann ich dir nur Raten speziell in der Uni - gerade wenn ums lernen geht - dein eigenes Ding zu machen. Ich komme ebenfalls aus dem technischen Bereich (Elektro- und Informationstechnik) und es bringt dir überhaupt nichts wenn du nur in Gruppen gut lernen kannst. Du läufst sonst schnell in die Falle wie es viele Schüler noch in der Schule in Mathe taten. Der Lehrer/oder die Gruppe rechnen vor und es ist alles super verständlich. Alleine schaffen diese Schüler dann aber nichts, weil es leichter ist etwas zu verstehen was einer vorkaut als selber drauf zu kommen.
Wir haben zwar als Gruppe immer mal wieder im gleichen Raum "gelernt" aber uns dann eigentlich nur Ergebnisse vorgestellt. Das aber nur am Rande.
Jetzt da man wieder mehr am sozialen Leben teilhaben kann würde ich dir raten einfach mal Uni-Feste/Veranstaltungen zu besuchen. Frag ob jemand mitgeht oder geh einfach selbst hin.
Unterhalte dich, hab ne gute Zeit und eventuell kannst du neue Freundschaften schließen. Und wenn nicht. Auch nicht schlimm, das kommt von allein.