Kategorischer Imperativ auf bsp. „Sommersonntag“ anwendbar?

1 Antwort

Der Film behandelt ein extremes moralisches Dilemma, weil es für den Vater um den Konflikt geht, entweder sein Kind oder die Insassen des Zuges zu retten. Selbstverständlich könnte man hier mit einer kantischen Position argumentieren, weil sein Handeln zum Prinzip für jegliches Handeln zu werten ist. Der Tod der Vielen wiegt in jedem Fall schwerer als der Tod eines Einzelnen. Selbst wenn man des Vaters Argument, dass ja nicht gleich alle ertrinken würden, als gewichtig einstuft, ist es klar, dass hier nur eine Hilfskonstruktion geschaffen wird, um sich selbst eine Entlastung zu geben. Faktisch weiß er, dass beim Absturz des Zuges sehr viele Tote zu erwarten sind.

Es ließe sich auch anfügen, dass der Vater grob fahrlässig gehandelt hat, indem er seinen tauben Sohn auf die offene Brücke schickt, die notwendigerweise in Kürze geschlossen werden muss. Man könnte hier also auch noch ein Selbstbestrafungsmoment vermuten, das ihm die Handlung zu Gunsten der Rettung des Zuges erleichterte.

Auch nach anderen Ethiken wäre die Entscheidung in gleicher Weise zu fällen, weil stets das Opfer einer Person geringerwertig ist als das Opfer der Vielen.