Kann Sprache sich nur weiterentwickeln durch Regelbruch?
Um Sprache zu modernisieren muss sie auch mal missbraucht bzw. gebrochen werden. Ist dies der Einzig logische Prozess für eine nachhaltige Sprachentwicklung?
Demnach ist das Gendern Teil eines normalen Formationsprozesses, der entweder angestoßen wird oder zu einer neuen Sprachmutation führt, die als normale Regel gilt.
1 Antwort
Um Sprache zu modernisieren muss sie auch mal missbraucht bzw. gebrochen werden. Ist dies der Einzig logische Prozess für eine nachhaltige Sprachentwicklung?
Nein, das sehe ich nicht so. Missbrauch ist schon mal völlig falsch, Regelbruch sicherlich schon ein gewisser Bestandteil.
Der entscheidende Punkt ist, dass Sprachwandel meist durch Optimierung entsteht: Man braucht ein neues Wort, ein neues Konzept oder eine kürzere Ausdrucksweise und die entsteht dann, weil alle Beteiligten sie praktisch finden und gerne verwenden. Nicht weil sie verordnet wird oder ideologisch überfrachtet.
So wurden beispielsweise in den letzten Jahrzehnten viele englische Lehnwörter adoptiert, einfach weil es praktischer war, als neue deutsche Wörter dafür zu erfinden.
So sind Phrasen wie "Sinn machen" auf dem Vormarsch, weil es praktisch und simpel ist, auch wenn diese Wendung nicht typisch deutsch ist.
Ganz allgemein kann man sagen, dass sich neue grammatische Strukturen erheblich schwieriger bilden als neuer Wortschatz, weil Grammatik fester verdrahtet und tiefer empfunden ist.
Hoher Druck gegen grammatische Regeln bildet sich fast nur da, wo die Regel ohnehin präskriptiv war (also sich von jemandem ausgedacht und angeordnet wurde). Deskriptive Regeln (also schauen, wie die Leute wirklich sprechen und das als Regel formulieren) unterliegen nur einem sehr geringem Wandlungsdruck.
Demnach ist das Gendern Teil eines normalen Formationsprozesses
Nein, ganz und gar nicht. Eher genau das Gegenteil!
Natürliche Bildungsprozesse werden nicht durch Ideologie angestoßen, sondern durch sprachlichen Bedarf.
Gendern ist eine Sache, die sprachlich völlig überflüssig ist und von der großen Mehrheit als schlecht empfunden wird, aber von einer Minderheit nicht aus sprachlichen Gesichtspunkten, sondern aus rein ideologischen Gesichtspunkten gefordert wird.
Natürlicher Sprachwandel hat nichts mit Forderung durch Minderheit zu tun! Ganz im Gegenteil!