übliche Verwendung des Begriffes VIRTUELL sinnvoll?
Guten Tag,
ich stolpere über den Begriff "virtuell" in Bezeichnungen wie "virtuelle Besichtigungstour" und "virtuelle Welt" usw.
Bisher ging ich immer davon aus, dass virtuell wohl sowas wie visuell bedeutet.
Dann aber bemerkte ich, dass es sich ja um ein Wort handelt, dass ich sonst nur von "virtuos" kenne, was ja "gekonnt" heißt usw.
Nun bringe ich Kunst, Tugend und Fähigkeit nicht mit virtuell im Sinne von scheinbar (und menschen-geschaffen) zusammen. Naja, von-mensch-geschaffen wäre noch eine annehmbare Brücke. Aber das alte lateinische Wort hatte doch eher mit Fähigkeit, Männlichkeit und Tugend zutun?
Wie kam es zu der heutigen Bedeutung des Begriffes "virtuell"?
mfG
*nachdem ich nun 2x nahezu nicht verstanden wurde, noch ein differenzierender Zusatz: Selbst WENN es auf seinem Entwicklungsweg ein Anglizismus war, bleibt weiterhin die fast selbe Frage, wie es (dann eben im Englischen) zu dem Wort kam, denn ich glaube auch das englische "virtual" muss von ebendem lateinischen Wort kommen und nicht aus dem Nichts für "scheinbar" stehen. mfG
2 Antworten
Beide Deiner Bedeutungen sind nicht richtig. "Virtuell" bedeutet "nicht wirklich, nur scheinbar". Ein "virtueller Rundgang" ist also kein echter Rundgang, sondern er wird irgendwie simuliert.
Das kann dadurch geschehen, dass Dir jemand gut beschreibt, was er bei einem echten Rundgang sieht, so dass Du es Dir vorstellen kannst.
Heute wird es meistens in Verbindung mit Technik verwendet. Ein virtueller Rundgang könnte dann also eine Abfolge von Bildern an einem Bildschirm sein, der Dir zeigt, was Du beim echten Rundgang sehen würdest. Das kann zudem interaktiv sein, so dass Du Einfluss darauf hast, was Du sehen kannst.
Ja, deine Frage ist noch nicht beantwortet. Das Wort kommt tatsächlich von virtus, im Sinn von "der Kraft -> der Möglichkeit nach" und nicht in der realisierten Wirklichkeit, also "scheinbar". Es handelt sich damit um eine sog. metonymische Bedeutungsentwicklung, von denen es in jeder Sprache wohl x Zehntausende gibt; denk an "Bleistift": Du schreibst ja auch nicht mehr mit Blei... Metonymie ist die eine Möglichkeit, um den Wortschatz, ohne neue Wörter zu erfinden, zu bereichern, wenn es nötig wird. Die andere ist die Metapher.
Du findest eine gute Antwort auf deine Frage (und auf viele andere!) im DWDS, im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache; ich notiere Dir hier den Links "virtuell":
https://www.dwds.de/wb/virtuell
Du hast dich selber klug gefragt und eine gute Frage gestellt und sogar die richtige Antwortspur gefunden – weiter so!
vielen Dank, haha, ich nenne immer wieder gerne die "Traube", bei der die Beere des Beeren-Bündels am Wein(Pflanze) gemeint ist...haha