Kann man Vergebung zurücknehmen (Matthäus 18,21–35)?
In diesem Gleichnis erlässt der Herr seinem Knecht die ganze Schuld, aber am Ende muss dieser dennoch die ganze Schuld zurückzahlen. Für mich macht das keinen Sinn, da es ja dann keine Schuld mehr gibt, weil sie bereits erlassen worden ist, außer der Knecht hat inzwischen neue Schuld aufgenommen.
Was hat ein Schulderlass für einen Sinn, wenn man ihn zu einem späteren Zeitpunkt widerrufen kann? Das in dem Gleichnis klingt für mich eher nach einer Stundung, womit die Schuld weiterhin besteht, aber der Gläubiger seine Forderungen vorübergehend nicht geltend macht.
Was bedeutet das dann für die übertragene Aussage des Gleichnisses?
Ergänzend zum Fragetitel meine ich auch, ob Gott Vergebung zurücknimmt. Es gibt ja unterschiedliche Ansichten, ob man sein Heil wieder verlieren kann. Das Gleichnis würde dafür sprechen, dass man das Heil wieder verlieren kann, wenn man sich nachher falsch verhält.
7 Antworten
In diesem Gleichnis erlässt der Herr seinem Knecht die ganze Schuld, aber am Ende muss dieser dennoch die ganze Schuld zurückzahlen.
Mal etwas mehr ins Detail geschaut:
Da "wurde einer zu ihm gebracht, der zehntausend Talente schuldete."
Dieser "fand einen seiner Mitknechte, der ihm hundert Denare schuldig war."
1 (attisches) Talent = 6.000 Denare
1 Denar ist der Verdienst eines Tagelöhners am Tag (heutige Kaufkraft ca. 25€)
10.000 Talente = 60 Mio Denare (ca. 1,5 Mrd €)
Es geht in diesem Gleichnis um die Verhältnismäßigkeit! Wenn Gott dir eine so große Schuld erlässt, wie kannst Du deinem Mitmenschen eine im Vergleich dazu so geringe Schuld nicht erlassen?
Ergänzend zum Fragetitel meine ich auch, ob Gott Vergebung zurücknimmt.
Aussageabsicht ist eher die Aufforderung, die Barmherzigkeit und Vergebung, die Gott uns schenkt, auch in unserem Umgang mit anderen zu leben. Es ist eine Mahnung, die eigene Schuld anzuerkennen und anderen zu vergeben, um nicht selbst vom Zorn Gottes betroffen zu werden. Bedeutet dieser Zorn dass Gott Vergebung zurücknimmt? Diesem Gleichnis zufolge ja. Ob das aber auch nach dem Ostermorgen gilt, würde ich bezweifeln.
Man kann sie verwirken.
Ich denke auch an Judas Iskariot. Ausgewählt, er hat den Sohn des Höchsten Wunder wirken sehen, und hat alles verraten. Er wird zurecht Sohn der Vernichtung genannt. Für ihn gibt es keine Hoffnung.
Du verwechselst da etwas. Es war der Diener der einem anderen seine Schuld nicht vergeben hatte der an ihm schuldig geworden ist, obwohl ihm von seinem König vergeben wurde. Die Botschaft in diesem Gleichnis sollte eigentlich klar sein. Die Vergebung wurde vom König nicht zurück genommen, sondern der Diener wurde dafür bestraft weil er dem der an ihm schuldig geworden ist nicht vergeben wollte als dieser ihn um Vergebung und Wiedergutmachung bat. Er hat im Prinzip durch sein hartherziges Verhalten dem anderen gegenüber also selbst seine eigene Vergebung zurück genommen.
Wo wir selbst Vergebung erfahren haben sollte es uns auch möglich sein anderen zu vergeben, wo wir dies nicht tun bleibt unsere eigene Schuld bestehen. Das ist die einfache Wahrheit die man aus diesem Gleichnis ziehen sollte.
LG
In diesem Gleichnis erlässt der Herr seinem Knecht die ganze Schuld, aber am Ende muss dieser dennoch die ganze Schuld zurückzahlen.
Die Schulden dieses Knechtes waren so hoch, dass es eher unwahrscheinlich ist, die Schulden zu tilgen.
Es geht in diesem Gleichnis nicht darum, Schulden zu tilgen - sondern zu vergeben. Je mehr sich der Mensch bewusst ist, dass er Gott gegenüber Schulden nicht tilgen kann, desto demütiger wird der Mensch und damit auch vergebungsbereit gegenüber seinen Mitmenschen.
Im Prinzip geht Jesus mit diesem Gleichnis der Frage nach: Wie wirkt sich der angebotene Schuldenerlass Gottes auf unser Verhalten zum Mitmenschen aus, der uns gegenüber schuldig wurde?
Wer wieder sündigt,lädt die alten Schulden wieder darauf.