Kann etwas, dass Spaß macht, Zeitverschwendung sein?

12 Antworten

Ja, ob etwas Zeit Verschwendung ist kommt ganz allein auf die Philosophie eines jeden Menschen an. Spaß ist eine Emotion die ausgelöst wird, weil entweder ein Erfolg verbucht wird oder etwas unregelmäßiges statt findet. Spaß ist zwar zum leben erstrebenswert aber nicht zum Überleben wichtig.

Das bedeutet je nachdem was für einen "Überlebensstandard" bzw. Lebenstandard du haben möchtest kannst du erst Spaß haben wenn du Freizeit hast. Als Unternehmer zum Beispiel hat man in seiner Freizeit viel Spaß, weil man viel Zeit, dafür in der Arbeitszeit viel Arbeit weil man viel Zeit hat.

Wenn du also noch mehr aus deinem Leben haben willst, können dir Dinge die Spaß machen die Zeit weg nehmen zuarbeiten und somit eine Zeit Verschwendung sein. Wenn du allerdings der Meinung bist, an deinem für dich idealen Lebenstandard angekommen zuein, kann das was dir Spaß macht nur erst dann wieder zur Zeit Verschwendung werden, wenn du deinen Lebensstandard verlierst.

ColonZero  20.04.2016, 16:08

Hm, interessant, auch wenn ich - so denke ich - nicht ganz verstanden habe, was du mit der "Freizeit" und "Arbeitszeit" in Relation zum Lebensstandard meinst. 

Jedenfalls hat der Lebensstandard nichts damit zu tun, ob etwas Zeitverschwendung ist oder nicht. Vielmehr beantwortet der betrachtete Begriff doch selbst, inwiefern eine Tätigkeit, die Spaß macht, eine oder eben keine Zeitverschwendung ist, sobald der Nutzer sich bewusst ist, was Zeit verschwendet. 

Hier gilt: Spaß und Zeitverschwendung sind subjektive Empfindungen. Trotzdem würde ich behaupten, dass etwas, das einem Freude macht (ganz gleich, was es ist), keine Zeitverschwendung sein kann, wenn man davon ausgeht, dass Zeitverschwendung vertane Lebenszeit, aus der nichts gewonnen werden kann, meint. Zumindest ist das mein Verständnis von Zeitverschwendung.

Zudem: Deine Definition von Spaß ist etwas simpel und gewöhnungsbedürftig, und so verhält es sich auch mit deinen genannten Auslösern. Spaß ist für den allgemeinen Gebrauch mit Freude gleichzusetzen, somit kann gemeinte Emotion nur durch Tätigkeiten und Sachverhalte entstehen, die einem positiv erscheinen. Einen Erfolg zu verbuchen, lässt sich daher klar als Auslöser nennen, bei "etwas Unregelmäßiges findet statt" wird es kritisch, denn das kann auch etwas Negatives bezeichnen. Arbeit kann übrigens auch Spaß machen.

Die Einteilung zwischen "Leben" und "Überleben" mag sinnvoll erscheinen, würde aber eine Definition der Zeitverschwendung erzwingen (nämlich die, dass alles, was nicht zum Überleben wichtig ist, Zeit verschwendet) - die eigentlich jeder für sich finden sollte. 

Letztendlich kann die gestellte Frage ohnehin nicht allgemeingültig beantwortet werden. Deine Perspektive finde ich allerdings interessant, wenn sie mir auch nicht ganz klar geworden ist (siehe eingangs erwähnten Grund) und ich dir nicht zustimme. Denn "Freizeit" bedeutet nicht automatisch Spaß und "Arbeitszeit" nicht, keinen Spaß zu haben.

Ich hoffe, ich habe dich mit meinem langen Kommentar nicht abgeschreckt. Das sind lediglich meine Gedanken zu deinen Worten. Und ich stelle selbstverständlich kein Meinungsmonopol auf, welches meine Meinung absolut macht.

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Meiner Meinung nach ist das möglich.

Wenn Vergnügungen, die nur der Unterhaltung und Zerstreuung dienen, dazu führen, das notwendige Arbeiten nicht sorgfältig, oder rechtzeitig gemacht werden, dann würde Zeit verschwendet.

Meiner Meinung nach gibt es außerdem einen Unterschied zwischen "Genuss" - von Freizeit, Mahlzeiten, Sport  und "sich hängen lassen" - vor der Spielekonsole, oder dem Fernseher.

Beides wird vielleicht als "Spaß" angesehen, aber der Unterschied ist die Bewusstheit, die dabei an den Tag gelegt wird.

Während der Sportler müde und glücklich vom Training kommt, oder der Gourmet bewusst seine Mahlzeit genießt, verbringt der Medienkonsument seine Zeit in einem unbewussten Zustand.

Er wird deswegen vielleicht sogar gereizt, wenn man ihm sagt, er habe jetzt "genug gespielt", weil der unbewusste Konsum gar keine echte Befriedigung/Freude aufkommen ließ.

Das ist dann aus meiner Sicht "verschwendete Zeit".

Es kommt allerdings auf die Maßstäbe an, die du anlegst.

Fühlst du dich dazu berufen, die ganze Welt zu retten, dann ist jede Minute, in der du keine Hilfe leistet, verschwendet.

Lebst du dagegen ohnehin in den Tag hinein und bist damit zufrieden, dann wäre etwas, dass dir Freude bereitet, vermutlich auch keine Zeitverschwendung.

Für die meisten Menschen dürfte es daher wichtig sein, ihr Gleichgewicht zwischen Verpflichtung und Zerstreuung zu finden.

Im Idealfall wäre natürlich die Verpflichtung gleichzeitig etwas, das Freude bereitet. Viele sprechen daher von ihrem Wunsch nach ihrem "Traumjob", in dem sie die Arbeit zugleich als Freude empfinden.

Ich denke, es liegt an jedem Einzelnen, seine persönlichen Wünsche und Ziele zu entdecken.

Für mich nicht. Manche Dinge brauche ich, um mich am leben zu fühlen.

Hi, gute Frage. Meine Ansicht: Nein. - Warum?

Zeit "verschwenden" gibt es logischerweise nur in Bezug auf eine Norm für ein Gebot Was in welcher Zeit mit welchem Aufwand zu welchem Zweck hätte getan / erreicht werden sollen. 

Es gibt im Leben eines jeden Menschen zahllose Beispiele für scheinbar verschwendete Zeit weil es um Aufwendungen geht, die scheinbar nicht zum geplanten Ziel geführt haben. Sie alle beziehen sich auf scheinbare Fehlversuche mit Blick auf irgendein Ziel oder eine Erwartung.
Dabei bilden "Verschwendung" und "Nützlichkeit" ein scheinbar unauflösliches Begriffspaar quasi als scheinbares Naturgesetz, daß alles Handeln einem betriebswirtschaftlich-ökonomischen Prinzip zu folgen hat. - In einer Welt, in der Betriebswirtschaft zur neuen "Bibel" geworden ist kein Wunder.

Im Kern geht es aber um unterschiedliche Vorstellungen von Effizienz.

Hier ein anschauliches Gegenbeispiel:
Für einen Manager von Monsanto erscheint es als ein nutzloser Aufwand der Natur (in etwa) 700 verschiedene Reissorten zu entwickeln (also genetische Vielfalt) wenn nur 5 für die Verwertung im Rahmen seiner Wertschöpfungsstrategie geeignet scheinen.
Wenn es nur noch diese 5 Sorten gäbe und ein Schädling würde sich an diese Züchtungen anpassen würde er ja auch noch an der weiteren Bekämpfung im Rahmen seiner Wertschöpfungslogik verdienen.
Gäbe es aber die anderen 695 Sorten noch wären diese keine Verschwendung sondern ein Vorrat von sofort verfügbaren Problemlösungsoptionen. - (Das Drama ist übrigens tatsächlich von der Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt passiert)
Hier wird eine weitere Dimension des angeblichen "Verschwendungsbegriffs deutlich: Verschwendung in Bezug auf Was und für Wen?!
- Verschwendet ein spielendes Kind seine Zeit wenn es zweckfrei Optionen ausprobiert, ohne pädagogischen Lehrauftrag Erfahrungen sammelt und dabei einfach nur auf eine Entdeckerreise geht und sich selbst dabei erlebt und mit seinen Erlebnissen wächst? 
- Ist die Grundlagenforschung "Zeitverschwendung" wenn sie Zusammenhänge der Natur untersucht ohne gleich zu wissen was sie finden wird / soll? -
Nein, natürlich nicht - wir leben heute davon, daß es diese Zweckfrei-Denker gegeben hat und "verwerten" das was sie entdeckt haben. Und das haben sie entdeckt weil sie nicht unmittelbar nach einem Zweck / Nutzen gesucht haben.

Erfahrung, auch die des Nicht-Geplanten kann niemals Zeitverschwendung sein. Gerade das Ungeplante bildet für jedes System einen optionalen "Gedächtnis"-Vorrat wenn der Plan nicht funktioniert. Es ist der Erfahrungsschatz des Ungeplanten, der die Flexibilität, die Intelligenz und die Adaptionsfähigkeit, also der Vorrat an Vielfältigkeit bei den Entscheidungsoptionen eines jeden Systems, der ein System überlebensfähig macht.
Heinz von Förster als alter "Papst" der Kybernetik am MIT hat dies als die Freiheitsgrade eines Systems bezeichnet und den Umfang dieser Freiheitsgrade als den Unterschied zwischen einem intelligenten System und einer "Trivialen Maschine" bezeichnet.

Das ist mittlerweile eine Grunderkenntnis jeder Systemtheorie. 

Im Rückbezug auf die Ausgangsfrage: Es gibt keine verschwendete Zeit. Es gibt nur unterschiedliche Bewertungen zu den Erfahrungen die man in dieser jeweiligen Zeit macht, gesteuert von unterschiedlichen Interessen und Verwertungsvorstellungen.

Der Mensch braucht "ungelenkte" "nutzlose" Zeit und nieman kann vorhersagen wann welche Erfahrung einmal "von Nutzen" ist - ob für sich selbst oder für alle.
Und so gesehen ist auch das angebliche "Nichts-Tun" ein Quatsch der "Macher" und jedes schräge Hobby scheint letzlich mehr Wert zu sein als viele "Geschäftsstrategien".

Gruß


Hallo, nein, eigentlich nicht. Als Mensch versucht man unangenehme Gefühle zu vermeiden und angenehme Gefühle zu erlebenen. Wenn man bei einer Sache angenehme Gefühle hat und deswegen auch keine anderen wichtigen Dinge vernachlässigt kann dies nie Zeitverschwendung sein.