Jagdhund erziehen?
Hallo,
Ich habe einen Jagdterrier, der mittlerweile 1 Jahr alt ist. Ich besitze den jagdschein nicht und habe auch nicht vor diesen zu machen.. Warum ich also einen Jagdterrier habe ist eine andere Geschichte. Zuhause lebt er in der Wohnung gemeinsam mit mir und zwei Katzen, die er respektiert.
Ich hab von Anfang an welpenstunden und Hundeschule besucht. Tino ist gut sozialisiert und Grundgehorsam ist auch vorhanden. Ich würde sogar behaupten sehr gut. Da gibt's nur eine Ausnahme.. Bei Spaziergängen bleibt er mittlerweile nur noch an der Leine.. Weil ich Angst habe, dass er auf eine Straße rennt etc. Er weiß eigentlich, dass er sich in einem Umkreis von 6-7 Meter von mir aufhalten muss. Macht dies auch. Wartet also von alleine oder kommt zurück. Das ganze geht an 9 von 10 Spaziergängen gut. Beim 10. Mal rennt er mittendrin in eine Richtung, ohne vorher am Boden oder in der Luft zu schnuppern, hört und sieht nichts mehr und ich kann dann eine Stunde darauf warten, dass er wieder kommt. In dem Moment, in dem er losrennt, kann man find ich sehr gut sehen, dass er selbst nicht weiß wohin, Hauptsache rennen.
Ich Weiß mittlerweile nicht mehr was ich noch machen soll, der hundetrainer meint nur, am gehorsam arbeiten.
Er ist auch nicht so, dass er z. B. Jedem Vogel sofort hinterher hetzt. Er schaut dem Vogel nach, schaut dann zu mir. Wird dann gelobt, und Wir gehen gemeinsam weiter.
Regelmäßige Besuche bei einem hundeverein sind wegen meinen Arbeitszeiten nicht möglich. Ich arbeite in einer Wohngruppe für Menschen mit leichter geistiger Behinderung, also auch am Wochenende. Und meist 11 stunden am Stück. Tino geht seit Anfang an mit zur Arbeit, geht da auch gerne hin. Hat dort seine Rückzugsorte und ich achte darauf, dass er genug Ruhe hat.
Er wäre wirklich ein traumhund, wenn er das mit dem abhauen Nicht hätte. Nur weiß ich mittlerweile nicht mehr was ich noch machen soll.. Vlt hat jemand ähnliches erlebt und kann mir Tipps geben.
7 Antworten
Hallo,
Jagdterrier werden aus gutem Grund von halbwegs seriösen Züchtern nur an Jäger abgegeben und selbst da scheitern viele noch dran.
Das ist ein kleiner Hund mit genug Wahnsinn im Kopf sich mit einem ausgewachsenen Wildschwein anzulegen und bei dir zockelt er an der Leine durch die Gegend oder im 5m Radius um dich rum - natürlich versucht der irgendwie seine Energie loszuwerden. Mit einem Jahr bist du auch nicht beim "schlimmsten" angekommen.
Dann muss das Tier noch über 11 Stunden hinaus "die Füße still halten". Wasachst du denn als Ausgleich mit ihm?
Lasten den Hund vernünftig aus, Fang an das Tier sowohl körperlich als auch geistig zu fördern und zu fordern. Arbeitest du sieben Tage die Woche? Dann wird's mit der Hundehaltung schwer. Ansonsten musst du wohl oder übel in den sauren Apfel beißen und dir an deinem freien Tagen professionelle Hilfe holen.
Fährtenarbeit, Fahrrad fahren, Apportiertraining, Klettern, Wandern, etc.
Jagdterrier sind fantastische Arbeitshund, aber eben nicht zum "Mal eben so nebenher" gedacht.
Den Hund ein bisschen auf den Spaziergängen zu bespaßen wird einem Arbeitshund nicht reichen.
Fang mit Fahrrad fahren und Joggen an, informiere dich über Canicross. Schließ dich einer Fährtengruppe an und/oder einer Gruppe die ernsthaft Dummysport betreibt.
Du hast einfach wenig Zeit für den Hund, sprich dein Management muss so stimmen, dass er jeden Tag zu seinem Recht kommt - sonst ist das einfach sie falsche Rasse. Spaziergänge fast täglich reichen nicht aus. Du kannst ja ganz "normal" spazieren gehen, musst dem Hund aber eben auch die Möglichkeit geben wirklich zu arbeiten, körperlich und geistig
Ich denke mal normale Spaziergänge sind für einen Jagdterrier nicht genug. Diese Hunde gehören eigentlich nicht in "Privathände". Aber jetzt hast Du ihn nun mal. Ich glaube es würde helfen den Hund auf Spaziergängen besser auszulasten. Mit Suchspielen zum Beispiel. Wenn Du z.B. mal nicht alleine unterwegs bist sondern ein anderer Mensch dabei ist - dann versteckt Euch abwechselnd - laßt den Hund suchen usw. Oder versteck Futterbeutel - irgendwas. Der Hund braucht etwas zu tun.
Habe ich vergessen zu schreiben, aber wir gehen nicht "Stumpf" spazieren. Ich versuche, Übungen einzubauen, mich interessant zu machen. Nehme oft einen Dummy mit, lass ihn unbemerkt fallen und schicke tino nach ein paar Metern zurück um den Dummy zu suchen.
Ich weiß, dass jagdterrier eigentlich nur an Personen mit jagdschein abgegeben werden. Aber das ist Wie gesagt eine lange Geschichte und hätte ich ihn nicht, würde er vermutlich gar nicht mehr leben.
ich wollte Dir das auch nicht zum Vorwurf machen :-) Aber ich denke wirklich daß der Hund mehr Arbeit und Abwechslung braucht. Außerdem ist er jetzt mit einem Jahr nahezu erwachsen und wird natürlich selbständiger. Das bedeutet jetzt für Dich ein bisschen umdenken und Deine Aktivitäten verstärken.
Du solltest nicht versuchen sein Verhalten zu unterbinden, sondern es nutzen. Wenn er einfach so los rennt, dann ist das ein Zeichen dafür dass er nicht ausgelastet und unglücklich ist. Lass ihn rennen, lass ihn Dinge suchen die du versteckst. Lass ihn "Beute" machen auch wenn es nur ein Lederbeutel mit Futter ist. Aber arbeite nicht gegen seine Natur, sondern nutze sie. Mach dich selbst für ihn interessant. Fordere ihn ständig mit neuen Ideen heraus, so dass er es in deiner Nähe sehr viel spannender findet als allein irgendwo.
Mit dem Dummy arbeite ich schon. Lasse ihn dann unbemerkt fallen und nach ein paar Metern schicke Ich tino zurück um den Dummy zu suchen.
Allerdings reicht dies ja nicht aus. Suche deswegen nach Ideen und Tipps, wie ich ihn sonst noch beschäftigen könnte. Damit er merkt, dass es mit mir gemeinsam mehr Spaß macht und er keinen Grund hat, wegzulaufen und alleine Spaß zu haben.
Du hast ganz Recht, den Dummy fallen zu lassen ist keine Herausforderung für deinen Hund. Das ist ein Jäger mit einem unglaublich hoch entwickelten Werkzeug. Mit seiner Nase wird er den Dummy auch dann noch aufspüren wenn du ihn so gut versteckst wie du nur kannst. Das wird ihn begeistern und ihn das machen lassen, wofür er gezüchtet wurde. Lege ihn ab und lass ihn warten, während du den Dummy versteckst. Vielleicht musst du ihn am Anfang motivieren. Aber wenn er weiß was ihn erwartet, wird er ganz versessen darauf sein. Wenn er am Ende auch noch belohnt wird mit einem Zerrspiel, dann ist es so als würde er die Beute zerreißen. Das kommt seinem Trieb sehr nahe und ist viel besser als ein Leckerli.
Viel Spaß mit deinem Hund :)
Tu ihn mehr fordern, power ihn mehr aus, das Tier hat doch unglaublich viel Energie. Das er es überhaupt schafft auf der Arbeit so lange stillzuhalten ist schon ein Wunder.
Viel Glück :-)
Wie Ich schon beschrieben hab, muss er sich ja nicht die 11 Stunden in sein Körbchen legen. Eigentlich ist es, wie in einem normalen Haushalt auch. Nur halt mit Bewohnern. Wenn ich Büroarbeiten zu erledigen habe, spielt er entweder mit einzelnen Bewohnern oder legt sich (freiwillig) unter meinen Tisch. Ich achte nur darauf, dass er zwischendurch auch seine Ruhe hat weils nicht nur ruhige Tage gibt sondern natürlich auch Tage, an denen es lauter und stressiger ist. Das Angebot nimmt er auch gerne an. Es ist natürlich immer noch meine Arbeit, ich hab nicht den ganzen Arbeitstag über Zeit, mich mit tino zu beschäftigen. Aber er lässt sich in fast alle Tätigkeiten gut einbinden. Und die Bewohner finden ihn klasse, er sie auch.
Wir gehen Meistens vor und Nach der Arbeit eine grosse Runde. Mittags habe ich wie gesagt 1 1/2 bis 2 Stunden Pause in denen ich mich nur mit tino beschäftige. Und wenns der tagesablauf zulässt, gehen wir auch mit den Bewohnern spazieren.
Nur such ich halt Nach Möglichkeiten und Anregungen, ihn während den Spaziergängen so zu beschäftigen, damit er gar nicht erst auf die Idee kommt, alleine mehr Spaß zu haben. :)
Da hilft der Hundeprofi
Ein paar Folgen ansehen, dann kannst du Tino besser verstehen und entsprechend reagieren. Aber das braucht Zeit, dessen musst du dir bewusst sein.
Danke, sehe ich mir später gleich an. 👍🏻
Ich nehme mir auch gerne Zeit, es ist ja nicht so, dass ich zu bequem oder faul wäre. Ich würde alles probieren und es ist ja nicht so, dass ich jetzt komplett verzweifelt wäre. Aber es ist ein Problem, an dem ich gerne arbeiten würde.
Bei den Spaziergängen versuche ich natürlich den Hund auch zu beschäftigen und nicht nur blöd in der Gegend rum zu laufen.. Lass ihn Futter oder dummy suchen, mach Übungen..
Der Hund muss sich nicht 11 Stunden lang still halten. Das ganze ist wie ein normales Wohnhaus. Mit Eingezäunten Garten, wo er sich frei bewegen kann. Nur sind über Tag verteilt auch mal 2-3 Stunden, wo er in seinem Körbchen bleiben muss. Am Mittag hab ich 1 1/2 Stunde Pause, in denen ich Mich nur mit dem Hund beschäftige. Auch so werden fast täglich Spaziergänge unternommen.
Wie oft ich arbeite ist unterschiedlich. Teilweise hab ich auch an 3 Tagen ganz frei. Aber ich kann z. B. nicht sagen, ich hab jeden Dienstag frei. Ich hab auch eine hundeschule gefunden, die fast täglich andere Angebote hat. Da besuchen wir auch immer wenn es geht eine Stunde. Es ist ja nicht so, dass ich nicht weiß was ich daheim habe und mir ist auch bewusst, dass ein Jagdterrier ausgelastet werden muss.
Zuhause haben wir gleich hinterm Haus eine riesige Wiese, in der ich den Dummy verstecke und ihn suchen lasse. Drinnen machen wir regelmäßig Denkspiele, lernen Tricks usw.
Es ist ja nicht so, dass ich nichts machen möchte, ich weiß nur nicht wie ich ihn bei Spaziergängen noch beschäftigen muss damit er sich nicht langweilt.