Ist Unwissenheit ein Segen?

Das Ergebnis basiert auf 14 Abstimmungen

Unwissenheit ist kein Segen. 57%
Unwissenheit ist manchmal ein Segen. 36%
Unwissenheit ist ein Segen. 7%

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Unwissenheit ist kein Segen.

Unwissenheit ist kein "Segen". Unwissenheit ist die Blasenfolie, die einen bis zu einem gewissen Grad vor der Realität abschirmt.

Doch Unwissenheit schützt einen weder vor Gefahr, noch davor unter Umständen mal Entscheidungen zu treffen.

Das Beispiel von der Frau die in aller Seelenruhe mehrere Freunde anrufen kann, viel Zeit abwarten kann bis diese Freunde ihren Aufenthaltsort erreichen .... ist ... nja okay die logischen Inhalte des Beispieles sind irrelevant, ich sehe es ja selbst.

Im Endeffekt gehts darum "Solange ich nicht weiß ob mir eine Person im Notfall wirklich helfen wird/ solange können wir vorbehaltlos befreundet sein" (in dem Beispiel von dir).

Oder wenn man das Ganze nun etwas verschiebt: Solange ich noch nicht weiß ob der ich Krebs habe oder nicht, besteht eine 50prozentige Chance darauf das ich keinen Krebs habe - und gleichzeitig die 50prozentige Chance das ich Krebs habe. Ich kann mich darauf ausruhen es nicht zu wissen, mich so hinter der Unwissenheit verstecken. Doch dadurch sinken meine Chancen gerettet werden zu können.

Das führt mich zu diesem unlogischen Beispiel mit der Frau die abzustürzen droht: Durch das Abtelefonieren ihrer Freunde und das anschließende Warten bis diese Freunde auftauchten und sich entschieden ob sie eingreifen oder nicht, hat die Frau wertvolle Zeit vergeudet. Zeit, in der tatsächliche Retter hätten helfen können.


Neugier2022 
Fragesteller
 10.01.2023, 09:52

Das ist doch mal eine Community-Experten-Antwort! :-)

Vielen Dank.

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Unwissenheit ist manchmal ein Segen.

Es kommt darauf an ob und wie man mit Wissen umgeht, aber es gibt durchaus Wissen welches nicht für Menschen gemacht ist und an sich auch nicht für Menschen zugänglich - es entzieht sich komplett unserer Wahrnehmung. Ich denke es gibt Wissen, welches einen Menschen in den Wahnsinn treiben kann.

Aber das Beispiel ist.. seltsam.


Neugier2022 
Fragesteller
 10.01.2023, 09:49

Ich entnahm das Beispiel aus einem Film.

Es ist seltsam, eben weil es in der Realität so nicht vorkommt, aber ich empfinde es dahingehend als passend, da es eine Situation -wenn auch überzogen- hervorhebt, in der man Menschen, denen sich bisher in Vertrauen und Freundschaft verbunden fühlt in einem Licht sieht, in dem diese Bindung wie Staub und Schatten verschwindet.

Ein realeres Beispiel wäre für das hier:
Mein bester Freund weiß im Gegensatz zu mir, dass mich meine Lebenspartnerin seit langem hintergeht. Ich erfahre davon zuerst, das heißt, dass er dieses Geheimnis -ihren Betrug an mir- wahrt. Müsste ich ihm die Freundschaft kündigen? Ist das Vertrauen verloren?

Für mich steht hier fest: Unwissenheit ist kein Segen. Ich habe die Möglichkeit, die Wahrheit von verschiedenen Seiten zu betrachten. Hier sehe ich es so: Es war nicht seine Aufgabe, mir davon zu berichten. Es wäre ihre gewesen.

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dnpdnp2  10.01.2023, 10:22
@Neugier2022

Tatsächlich stand ich mal vor einem ähnlichen Problem: Mein damals bester Freund hat nach 10 Jahren im Suff (hat sich Mut angetrunken) auf ziemlich psychotische Art und Weise mir gegenüber seine schon langjährige homoerotische Neigung mir gegenüber gezeigt - während er eine Freundin hatte mit der er zusammen lebte und wollte sich umbringen wenn ich seine Gefühle nicht erwidere. Jetzt wusste ich das er sie einfach nur verarscht da er nicht zu seiner Homosexualität steht - spreche ich mit ihr darüber oder lass ich es bleiben? Im Endeffekt habe ich mit ihr darüber gesprochen da es A. mein Gewissen belasten würde und B. ich es für falsch halte andere wissentlich in seine Probleme mit hineinzuziehen. Sie verschwendet ja ihre ganze Lebenszeit mit jemandem, der nur mit ihr zusammen weil er nicht zu seiner Homosexualität stehen kann. Am Ende hat er bei ihr alles abgestritten und die ganze Gruppe an Freunden die dran hing sieht mich heute als Arsch und ich bin sozial isoliert - dafür ist mein Gewissen rein. Mein Vertrauen ist allerdings verloren und auch mein Vertrauen anderen Menschen gegenüber ging damit verloren ohne das ich dagegen etwas machen kann da dies natürlich mit jedem jeder Zeit wieder passieren kann. Ich würde gerne vertrauen, aber wenn man es nicht fühlt, fühlt man es eben leider nicht.

Wenn das alles nicht passiert wäre könnten wir heute alle weiter ein gutes Leben miteinander führen, aber er hat sich dazu entschieden seine krankhafte Abhängigkeit mir gegenüber zum Problem aller - und am Ende zu meinem zu machen.

Unwissenheit wäre für mich ein Segen gewesen, dann setzte man mich vor die Wahl zwischen Pest und Cholera und jetzt habe ich Vertrauensprobleme allem und jedem gegenüber - ist auch nicht der einzige Fall der mich in der Art enttäuscht hat.

Wie würdest du das sehen?

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Neugier2022 
Fragesteller
 10.01.2023, 12:25
@dnpdnp2

Ich habe mal vor langer Zeit gelernt, dass es einen Unterschied zwischen Helfen und Helfen gibt:

  • Man hilft anderen aus sich heraus: Das ist ehrenvoll, selbstlos und gutherzig. ... Auf der einen Seite. Auf der anderen Seite fühlt man sich danach doch irgendwie sauwohl im Wissen etwas Gutes für andere getan zu haben und damit auch für sich selbst. Welche dieser Seiten steht hier im Vordergrund? Es ist schwierig zu sagen, denn man kann es so oder so sehen.
  • Man hilft anderen, weil man aufrichtig um Hilfe gebeten wurde: Die beiden Seiten sind wieder da: Altruismus und Egoismus. Aber welche steht nun im Vordergrund? Hier sehe ich z.B. das Altruistische, anderen zu helfen, ohne an sich zu denken.

Bei Deinem Freund und dessen Freundin greift aus meiner Sicht ersteres. Du wolltest ihr helfen, aber den Eindruck, dass Du das vordergründig getan hast, weil Dein Gewissen belastet war (egoistisch) überwiegt für mich sogar in obigem Text. Du nennst es nämlich zuerst.

Sie traf die Entscheidung, sich mit Deinem Freund einzulassen. Sie trägt auch alle Konsequenzen dieser Entscheidung, die sie betreffen. Hat er sie verarscht? Ich weiß es nicht. Er mag sich Dir zugetan gefühlt haben. Aber aus meiner Sicht sind es zwei Paar Schuhe, ob jemand in jemanden verliebt ist oder jemanden aufrichtig liebt.

Verliebtsein erkläre ich so: Das ist körperlich. Das Gefühl jemanden zu wollen und gewollt zu werden. Das ist Begierde und Begehrtwerden. Rein körperlich, wenn Du mich fragst.

Liebe: Die ist subtil. Olaf aus "Die Eiskönigin" hat das brutal einfach auf den Punkt gebracht: "Wenn man seine eigenen Wünsche hinter denen eines geliebten Menschen anstellt."

Hat er ihr Vertrauen missbraucht, sie betrogen? Aufrichtig war er nicht zu ihr. Vielleicht wäre er es geworden, aber durch ein Eingreifen hast Du ihm die Chance dazu genommen.

Du hast es bestimmt gut gemeint, aber es war aus meiner Sicht nicht Deine Aufgabe.

Kopf hoch. Wir lernen aus unseren Fehlern!

Demütigst,

neugier2022

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dnpdnp2  10.01.2023, 13:52
@Neugier2022

Tut mir leid, aber an sowas wie Altruismus glaube ich nicht - ich kenne niemanden und habe noch nie von jemandem gehört der anderen Helfen würde, wenn er davon nicht auch etwas hätte und wenn es mind. das gute Gefühl (Gewissen) ist. Das ist nicht nur menschlich, ich denke das liegt allgemein in der Natur von Lebewesen.

Die Definition von Liebe aus einem Disney Film heranzuziehen... kann man machen, aber puuuh. Disney ist so verkitscht und so weit weg von der Realität :D Du stellst dich ja auch nur zurück für wen anders, weil du es so möchtest, weil es dir etwas gibt - würde es das nicht, würde man es eben nicht tun.

Hat er ihr Vertrauen missbraucht, sie betrogen? Aufrichtig war er nicht zu ihr. Vielleicht wäre er es geworden, aber durch ein Eingreifen hast Du ihm die Chance dazu genommen.

Möglich. Vielleicht kommt Putin auch noch zur Besinnung - lassen wir ihn einfach mal machen, wollen wir ihm die Chance nicht nehmen. Extremes Beispiel, aber selbes Prinzip.

Du hast es bestimmt gut gemeint, aber es war aus meiner Sicht nicht Deine Aufgabe.

Hast du recht mit, allerdings ist er der Aufgabe über Jahre nicht nachgekommen und hat seinen Krieg mit sich auf dem Rücken anderer ausgetragen. Gut gemeint hab ich es nicht wirklich, es war eine Wahl zwischen Pest und Cholera, beides erschien mir nicht richtig.

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dnpdnp2  10.01.2023, 13:56
@dnpdnp2

Und am Ende habe ich mich dann für den Mut zur Wahrheit entschieden anstatt in sein Lügenkonstrukt mit hineingezogen zu werden, denn das hat er mir aufgebürdet.

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Unwissenheit ist manchmal ein Segen.

Kommt drauf an würde ich sagen. Unwissenheit bei unwichtigen Dingen, die einem nur als gefährlich erscheinen und einem selbst Unruhe stiften, ist bestimmt sinnvoll für einen selbst. Unwissenheit in wichtigen Themen ist jedoch nicht förderlich.


Neugier2022 
Fragesteller
 10.01.2023, 09:08

Es gibt hier auch kein "richtig" oder "falsch". Ich bin da irgendwo bei Dir, obwohl ich sehr nach der Wahrheit strebe. Die Natur zensiert nicht. Der Mensch tut das -zumindest aus meiner Sicht- für gewöhnlich und dann meistens aus eigenem Antrieb und Interesse, auch wenn er vorspielt, es im Sinne eines anderen zu tun und dabei unangenehme Situationen vermeidet.

Vielen Dank für Deine Antwort.

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Unwissenheit ist kein Segen.

Sie würde ihre Freunde weiter falsch einschätzen. Was in einem weiteren Fall ja schlimm ausgehen könnte.

Abgesehen davon ist Unwissenheit grundsätzlich zu minimieren. Gerade in Zeiten des Geraunes im Ungefähren scheint mir das wichtig.

Unwissenheit ist kein Segen.

"Where ignorance is bliss, 'tis folly to be wise" - thomas grey