Ist unsere Gesellschaft vorwurfsvoll und intolerant?
Hallo,
wenn ich hier manche Beiträge lese und auch außerhalb dieser Plattform, würde ich persönlich sagen "teils, teils". Viele sind tolerant, einige sogar herzlich, aber viele in bestimmten Bereichen auch intolerant und kalt. Daher, aber auch generell halte ich mich aus vielen politischen Diskussionen gerne raus und verfolge so etwas eher passiv. Bin aber eh kein großer Redner. Aber oft habe ich den Eindruck, dass manche Leute subtil oder direkt verärgert sind, wenn man in bestimmten Punkten eine abweichende Meinung hat. Aber wie gesagt, ich selbst würde sagen, dass es nur teilweise so ist, aber spürbar und nicht nur marginal.
In welchen Ländern sind die Menschen toleranter und herzlicher (rein aus Interesse)?
16 Stimmen
5 Antworten
Dass Deutschland eines der vielfältigsten und multikulturellsten Länder ist, gerät in der überwiegend links geprägten Berichterstattung schnell in Vergessenheit...
Man kann sich beispielsweise anschauen, wie viele Kirchen es in islamisch geprägten Ländern gibt und wie viele Gebetshäuser und Moscheen es hierzulande im Verhältnis zur Bevölkerungsdichte gibt, oder wie es dort um Menschenrechte, Meinungs- und Religionsfreiheit bestellt ist, wie gut das Rechtssystem funktioniert oder dergleichen.
Neuerdings ertönt auch in einigen Großstädten ein islamischer Weckruf. Unabhängig von ethnischer, kultureller und traditioneller Vielfalt.
'Vorwurfsvoll' mag in einigen Aspekten zutreffen. Die deutsche Mentalität zeichnet sich eben durch einen gewissen Gerechtigkeitssinn und das Einhalten sozialer Konfessionen aus. Dass man jemandem, der sich nicht daran hält, dann auch mal vorhält, was er falsch macht, finde ich nicht so schlimm.
Aber oft habe ich den Eindruck, dass manche Leute subtil oder direkt verärgert sind, wenn man in bestimmten Punkten eine abweichende Meinung hat.
Das ist ein Phänomen, das durch die zunehmende Spaltung der Gesellschaft, die politische Uneinigkeit und die zunehmende Radikalisierung beider Enden des Spektrums zu beobachten ist.
Die Diskussionen sind stark negativ konnotiert und emotional aufgeladen. Zudem werden zunehmend Feindbilder geschaffen und eigene Ideologien über Werte wie Einigkeit, Miteinander, Wohlstand, Frieden usw. gestellt.
ja, man hat die Mehrheitsmeinung zu teilen, oder es wird für gerechtfertigt gehalten, dass man gecancelled wird.
Sei es nun Zuwanderung, der Klimawandel, E-Autos, Corona (damit fing es an), LGBTQ - ganz egal.
Du weichst nur in einem Punkt von der gesellschaftlich als akzeptabel eingestuften Haltung ab und zack 'jetzt bin ich intolerant dir gegenüber, das ist aber moralisch gerechtfertigt'.
Ein krasses Problem (in D) ist auch selektive Toleranz: Homosexualität ist toll, auf dem CSD ist es so schön 'schrill und bunt' - wenn aber jemand zB gerne ausgepeitscht wird, dann ist er 'krank'.
Ist anderswo zum Glück nicht so.
Das Problem ist in meinen Augen, dass viele Leute nur noch Schwarz/Weiss denken, also entweder etwas ist gut oder es ist schlecht, dabei liegen die meisten dinge irgendwo dazwischen und haben positive und auch negative Aspekte. Und gerade in der Politik ist es extrem wichtig Kompromisse zu machen. Denn die Demokratie besteht nunmal aus Kompromissen: Man schaut, dass man einen gemeinsamen Nenner findet mit dem die meisten irgendwie leben können. Wenn aber alle nur auf ihre Maximalforderungen bestehen und alles ablehnen was nicht 100%ig auf ihrer Linie ist funktioniert das nicht.
Ich würde tatsächlich sagen es liegt mehr an den Themen als an den verschiedenen Persönlichkeiten.
Es gibt hochemotionale Themen und wenn man in einem solchen eine vom Mainstream abweichende Meinung vertritt reagieren sogar Leute mit denen man ansonsten gut reden kann vorwurfsvoll und intolerant.
Ob das aber ein deutsches Phänomen ist und wo dieser (oft moralische) Rigorismus weniger verbreitet ist kann ich Dir leider nicht beantworten.
Früher war nicht alles besser, aber manches schon… diesbezüglich auf jeden Fall.