Ist man unter einer Haltestelle vor einem Blitz geschützt!?

6 Antworten

Wenn die Haltestelle überdacht und elektrisch leitfähig(also aus metall) ist, dann wird der Blitz darin einschlagen und über die Erde abfließen. Wie gefährlich es dann ist, währenddessen direkt in der Nähe zu sein, weiß ich nicht. Aber jetzt mal ehrlich, es ist doch extrem unwahrscheinlich vom Blitz getroffen zu werden, noch dazu, wenn ringsum viel höhere Bauten stehen. Mach dir keine Sorgen ; )

LG Royer

Woher ich das weiß:Hobby

Wenn die Haltestelle leitfähig ist - also mindestens ein Metallgerüst hat - und dieses ordentlich geerdet ist, wird der Blitz darüber abgeleitet werden. Ansonsten kann der Blitz auf dich überspringen und du bist dann der Blitzableiter (aua!). Der Strom sucht sich den Weg mit dem geringsten Widerstand.

Es gibt noch ein Problem: Wenn der Blitz ins Erdreich kommt, wird die Spannung vom Eintrittspunkt nach außen immer geringer. Stehst du nun breitbeinig in diesem Spannungsabfall, liegt an dem einen Fuß eine höhere Spannung an als am anderen Fuß. Dieser Potentialunterschied kann ganz schön groß sein. Wie gesagt, derStrom sucht sich dem Weg mit dem geringsten Widerstand - wenn das dein Körper ist - brutzel...

Deshalb wird geraten, sich bei Gewitter mit eng aneinander gelegten Beinen hin zu hocken. Übrigens, das ist auch der Hauptgrund, warum manchmal Kühe vom Blitz "erschlagen" werden. Nicht weil der Blitz in die Hörner semmelt, sondern weil Kühe lang sind und der Potentialunterschied zwischen Vorder- und Hinterbeinen groß ist.

Ja, an einer Haltestelle sind entweder eine Stange mit dem Haltestellenschild dran, in die das meiste vom Blitz einschlagen wird, du kannst zwar verletzt werden (und ein cooles permanentes Blitz-Tattoo bekommen), aber die Chance dabei zu sterben ist geringer, da die Metallstange das meiste vom Blitz in die Erde ableitet.

Oder du stehst überdacht unter einem Metallgerüst, das sich wie ein faraday'scher Käfig verhält und alles vom Blitz direkt in die Erde leitet.

Davon ab ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Blitz gerade bei dir einschlägt noch unwahrscheinlicher als ein Lottogewinn.

dompfeifer  30.09.2021, 14:47

Zunächst ignorierst Du hier die Gefahrenquelle Schrittspannung. Siehe dazu meine Antwort weiten unten!

Und das schmuckhafte "Blitz-Tattoo" bekommt auch nur der Leichenbeschauer zu Gesicht bzw. vor die Kamera! 

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dompfeifer  30.09.2021, 17:46
@Uneternal

Da hat sich ein offensichtlich künstlerisch begabter Tätowierer und Hochstabler als Gewitterblitz ausgegeben. Solcher Nonsens überschwemmt längst das Internet als Geschäftsmodell!

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Uneternal  01.10.2021, 00:35
@dompfeifer

🤦‍♂️Klar, weil ein Tätowierer auch vernarbtes Gewebe tätowieren kann. Und dass das weltweit größte Nachrichtenmagazin berichtet, dass er vom Blitz getroffen wurde ist fake. Genauso wie die anderen Bilder die du unter dem Suchwort "Lichtenberg Narben" im Internet findest. Und die Erde ist flach und es war noch nie ein Mensch auf dem Mond. Aluhut sitzt bei dir im Anschlag, ne?

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Kommt ganz auf die Haltestelle an.

Bei den neueren/modernen gibt es einen gewissen Schutz. Bei uralten Haltestellen aus Holz, eher weniger....

Ja und nein. Ich gehe hier zunächst davon aus, dass die Haltestelleneinrichtungen nicht über spezielle Blitzschutzeinrichtungen verfügen. Da lasse ich mich ggfs. gerne verbessern. Dessen ungeachtet bemühe ich mich angesichts vieler ähnlicher Fragen hier zu einer grundsätzlichen Erklärung:

Beim Blitzschlag sind zunächst zwei grundsätzlich verschiedene Arten von Gefahren für Mensch und Tier zu beachten:

1.   Der direkte Blitzschlag von der Gewitterwolke über die Länge des menschlichen Körpers in den Boden. Der ist praktisch immer tödlich wegen der Stromdichte im Körper des Opfers.

2.   Der Blitzschlag in den benachbarten Boden. Der ist je nach Umständen harmlos bis tödlich wegen der Schrittspannung.

Oft verläuft der Blitzstrom ganz oder großenteils durch einen oberirdischen Körper. Diese Chance entsteht bei allen Körpern, die freistehend, entfernt von anderen in der Weise konkurrierenden Körpern den ebenen Boden überragen. Solche Körper bieten dem Blitz eine willkommene, widerstandsarme Wegstrecke. Das geschieht nach Maßgabe der Entfernung der elektrischen Ladung (Gewitterwolke), der Höhe, der elektrischen Leitfähigkeit (Kehrwert des Widerstandes) und der Tiefenerdung des jeweiligen Körpers. 

Der Blitzableiter vereinigt alle diese körperlichen Maßgaben in höchster Potenz in sich: Die Fangeinrichtung ist hochgereckt, der Metallstab ausgezeichnet leitend, und die Tiefenerdung im Boden ist gewährleistet mit geringem Erdungswiderstand. Somit schützt der Blitzableiter die Bausubstanz und auch die Menschen in der Umgebung.

Dem frei stehenden schlichten Unterstand (z.B. Wartehäuschen), dem Laternenpfahl oder dem Schilderpfahl fehlt hierzu in aller Regel die planmäßige Tiefenerdung. Das Wohngebäude dagegen ist im Prinzip durch das ausgedehnte Fundament rundum hinreichend geerdet, besonders bei Ringerdern im Betonsockel.

Pfähle, Bäume oder Unterstände sind einerseits in vieler Hinsicht geeignete Blitzableiter. Ihnen fehlt dazu nur die Tiefenerdung. Sie schützen somit Umstehende einerseits vor dem direkten Blitzschlag im Sinne von 1. Andererseits bewirken die am Boden einen ausgedehnten Spannungstrichter, weil sich da am Boden, etwas bildhaft gesagt, den Elektronenfluss aufstaut. So bildet sich hier ein elektrisches Feld aus, bei dem die Spannung mit dem Quadrat der Entfernung abnimmt.

An der Oberfläche des in den Boden strebenden Spannungstrichters entstehen in radialer Richtung Spannungsabfälle: Beim Menschen steht dann ggfs. der linke Fuß auf einem anderen elektrischen Potentialfeld als der rechte Fuß. Bei gegebener Stärke des gesamten Spannungstrichters und der Leitfähigkeit der Bodenoberfläche ist hier die Schrittweite des Menschen maßgebend. Durch die sog. Schrittspannung entsteht hier ein Stromfluss vom einen Fuß über den körperlichen Schritt zum anderen Fuß. Und dieser Körperstrom ist im je nach Blitzstärke, Einschlagsentfernung und Schrittweite im Sinne von 2. harmlos bis tödlich.

Damit zurück zur obigen Frage:

„Ist man unter einer Haltestelle vor einem Blitz geschützt!?“

Ja und nein. Man ist geschützt vor dem direkten Blitzeinschlag, aber zugleich gefährdet durch die Schrittspannung am Boden.

Alles klar soweit, oder noch Fragen dazu?

dompfeifer  30.09.2021, 14:31

Ergänzung: Wenn der Unterstand an der Haltestelle rundum als umfassendes Metallgerüst gestaltet wäre, dann wären darin die Menschen vor dem Regen und dem Blitz gleichermaßen geschützt, so ähnlich wie die Insassen im Auto durch die umfassende Metallkarosserie. Solche Gebilde stellen einen Faraday'schen Käfig dar, der (genau genommen nicht den Blitz, sondern) den Blitzstrom umleitet.

Auch das Wohngebäude stellt in gewisser Weise so eine Strom-Umleitung dar mit geschütztem Innenraum. Die Bausubstanz leitet ja den Strom milliardenfach besser in den Boden als die Luft. Wie sollte da ein Blitz entstehen zwischen den Wänden? Die Luft ist ja der denkbar größte elektrische Widerstand nach dem Vakuum. Auch der "Blitzbesuch" durch Haustür oder Fenster ist deshalb nicht vereinbar mit den Naturgesetzen.

Dem stehen nur vereinzelte Erzählungen entgegen von sog. "Kugelblitzen", die angeblich als Lampions gemächlich in der Stube herumschweben und dergestalt allen Naturgesetzen trotzen sollen. Die Frage, ob es sich hierbei um Mythen, Hirngespinste, Träume oder physikalisch ungeklärte Lichterscheinungen handelt, beschäftigt seit Benjamin Franklin die Kreateure widersprechender Hypothesen. Die Konstrukteure von Blitzschutzmaßanlagen orientieren sich an solchen Mythen so wenig wie die Konstrukteure von Schneebesen an den Absichten von Frau Holle.

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