Ist Hebamme ein guter Beruf?

3 Antworten

Nachteile: Extrem wenig Lohn und zunehmend Probleme mit den viel zu teuren Versicherungen (weil bei Geburtsschäden Ärzte und Hebammen verklagt werden). Je nach dem unregelmässige Arbeitszeiten und neben Freude auch immer wieder Leid.

Vorteile gibt es wenige - man muss an dieser Arbeit und dem Umgang mit Menschen in herausfordernden Situationen Freude haben.

Julian2003J  10.06.2023, 10:24

Nachteil detailliert vom Internet:

Der Arbeitsalltag von Hebammen ist sehr abwechslungsreich und nur schwer planbar. Aus diesem Grund gehören Überstunden zur Normalität, denn Geburten lassen sich genauso wenig in einen Zeitplan pressen wie Probleme nach der Geburt. Das heißt, Hebammen müssen sowohl Nachtschichten als auch Wochenenddienste leisten.

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isebise50  10.06.2023, 11:05
Extrem wenig Lohn

Das ist relativ…

Von einem Anfangsgehalt von z.Z. etwas mehr als 3.100 € brutto plus Zulagen können Friseurin, Zahnarzthelferin, Restaurantfachfrau, Reisefachangestellte, Köchin, Rechtsanwaltsfachangestellte oder Verkäuferin nur von träumen.

Private Krankenhausträger (z.B. Helios oder Sana) zahlen meist mehr.

Aus der Not heraus (es sind einfach keine Hebammen zu finden, die angestellt im Kreißsaal arbeiten wollen) wird mittlerweile oft übertariflich vergütet.

Ob dies allerdings ein gerechtfertigtes Gehalt für die Verantwortung für Leben und Gesundheit von gleich zwei Menschenleben ist, sei einmal dahingestellt.

Ein Teil meiner Kolleginnen wandert zu Personalvermittlungen im Gesundheitswesen ab und können als „Leihhebamme“ tatsächlich richtig gut verdienen - und das bei freier Dienstplan- und Urlaubsgestaltung.

Mit gutem Zeitmanagement lässt sich in der Freiberuflichkeit bzw. im Belegsystem deutlich mehr verdienen, jedoch trägt man das unternehmerische Risiko selbst.

viel zu teuren Versicherungen 

Die Berufshaftpflichtproblematik hat sich mittlerweile in großen Teilen gelöst.

Vom Gesetzgeber wurde am 1. Juli 2015 der sogenannte Sicherstellungszuschlag eingeführt, damit die steigenden Haftpflichtprämien für Geburtshilfe kompensiert werden.

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Ich habe in der Zeitung gelesen, dass es ein ganz wichtiger und wunderbarer Job sein soll aber das sich das für manche nicht mehr lohnt wegen der Versicherung wenn ich das richtig verstanden habe. Einfach mal Experten fragen die das als Job machen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe schon viele unterschiedliche Sachen beruflich gemacht
isebise50  10.06.2023, 11:09

Die mediale Aufmerksamkeit, die wir Hebammen in den letzten Jahren erhalten haben, ist ein zweischneidiges Schwert. Natürlich war und ist es gut, dass auf Missstände hingewiesen wird.

Aber Sprüche wie "Hebammen leben am Existenzminimum", "Hebamme ist ein Beruf ohne Zukunft" oder "Hebammen sterben aus" tragen nicht dazu bei, junge Frauen für den Beruf zu interessieren und Berufseinsteigerinnen zu halten.

Die Berufshaftpflichtproblematik hat sich mittlerweile in großen Teilen gelöst.

Vom Gesetzgeber wurde der sogenannte Sicherstellungszuschlag eingeführt, damit die steigenden Haftpflichtprämien für Geburtshilfe kompensiert werden.

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Wenn du Interesse an humanmedizinischen Zusammenhängen und den natürlichen Prozessen im Einklang mit sicherer, evidenzbasierter Medizin für Mutter und Kind hast, gerne eigenverantwortlich mit Menschen arbeiten möchtest, dich soziale Kompetenz und Zuverlässigkeit auszeichnet, du eine schnelle Auffassungsgabe, Nervenstärke und Bereitschaft zum lebenslangen Lernen mitbringst und du Schicht-, Wochenend- und Feiertagsdienst nicht scheust, könnte der Beruf der Hebamme etwas für dich sein.

Hebammen sind die Fachfrauen für Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit.

Hebammenhilfe umfaßt die Betreuung in der Vorsorge, die Geburt, im Wochenbett, sämtliche Fragen zum Stillen, der Babypflege, sowie die Begleitung in der Phase der Rückbildung.

Hebammen sind in ganz unterschiedlichen Bereichen des Gesundheitssystems tätig; z.B. im Krankenhaus, im Geburtshaus, in der eigenen Praxis, beim Frauenarzt, bei Behörden (z.B. Jugendamt), Institutionen (z.B. pro familia) oder Einrichtungen (z.B. Mutter-Kind-Heim).

Der Beruf der Hebamme ist nicht immer Friede-Freude-Eierkuchen, süße Babys, selbstbestimmende, kraftvolle Gebärende und glückliche Mütter...

Als Hebamme begleitest du auch Geburt mit weniger schönem Ausgang; stille (Tod- oder Fehl-) Geburten, Geburten von behinderten oder missgebildeten Kindern bis hin zu nicht mit dem Leben zu vereinbarende Fehlbildungen, dramatische Notfälle unter der Geburt mit Bedrohung des Lebens von Mutter und Kind, Geburten von unerwünschten Kindern...

Du kommst mit sämtlichen Ausscheidungen in Berührung; Blut, Fruchtwasser, Urin, Kot, Erbrochenes... Nicht jede werdende Mutter ist frisch geduscht, wohlduftend und gut gepflegt...

Nicht selten kommst du mit bakteriellen und viralen Infektionen und Pilzerkrankungen in Kontakt; Syphilis, Toxoplasmose, Gonorrhoe, Chlamydien, Varizellen, Masern, Mumps, Tuberkulose, B-Streptokokken, Röteln, Cytomegalie, Herpes simplex, Hepatitis B und C, HIV, Humanes Papillomavirus...

Du arbeitest als angestellte Hebamme im Schichtdienst; nachts, am Wochenende, an Feiertagen..., springst bei Krankmeldungen häufig ein und machst oft Überstunden, immer mehr Schreibkram und weniger Zeit für die eigentliche Hauptaufgabe und das alles bei chronischer Unterbesetzung...

Im Krankenhaus wirst du nach Tarif (oder meist angeglichen) bezahlt, das sind im TVöD Entgeltgruppe P8 als Anfangsgehalt z.Z. etwas mehr als 3.100 € brutto plus Zulagen für Schicht- und Nachtdienst und Sonn- und Feiertagsarbeit. Das ist etwas besser als der Verdienst einer Krankenschwester.

Aus der Not heraus (weil einfach keine Hebammen zu bekommen sind) zahlen einige Krankenhäuser schon übertariflich (P9 oder P10). Als Leihhebamme verdienst du nochmal besseres Geld.

Du arbeitest als freiberufliche Hebamme gegebenenfalls in Dauerbereitschaft und rechnest über die Gebührenverordnung mit den Krankenkassen ab. Für sämtliche Sozialversicherungen bist du alleine verantwortlich, auch gibt es natürlich dann auch kein Weihnachts- oder Urlaubsgeld oder Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle.

In der Freiberuflichkeit lässt sich mit gutem Zeitmanagement deutlich mehr verdienen, man trägt aber das unternehmerische Risiko selbst.

Die Berufshaftpflichtproblematik hat sich mittlerweile in großen Teilen gelöst.

Vom Gesetzgeber wurde der sogenannte Sicherstellungszuschlag eingeführt, damit die steigenden Haftpflichtprämien für Geburtshilfe kompensiert werden.

Da können Friseurin, Zahnarzthelferin, Restaurantfachfrau, Reisefachangestellte, Köchin, Rechtsanwaltsfachangestellte oder Verkäuferin nur von träumen.

Ob dies allerdings ein gerechtfertigtes Gehalt für die Verantwortung für Leben und Gesundheit von gleich zwei Menschenleben ist?

Diesen Beruf solltest du aber nicht aus materiellen Gründen auswählen, er ist eher eine Berufung. Doch um einen Arbeitsplatz brauchst du dir keine Sorgen machen, sowohl freiberufliche als auch angestellte Hebammen werden händeringend gesucht.

Es ist ein stressiger, verantwortungsvoller, manchmal auch trauriger und unterbezahlter Beruf und er ist vielfältig, erfüllend und wunderbar.

Auf jeden Fall - sowohl um einen Einblick in den Beruf zu erlangen als auch um deine Chancen bei deiner Bewerbung für einen Ausbildungs- bzw. Studienplatz zu erhöhen - empfehle ich dir ein mehrwöchiges Praktikum. Das kannst du z.B. im Krankenhaus, in einer Hebammenpraxis, im Geburtshaus und/oder bei einer freiberuflichen Hebamme machen.

Mittlerweile (geplant war schon bereits Anfang 2020) hat ein vierjähriger dualer Studiengang zur Hebamme - Bachelor of Science - die Ausbildung an einer Hebammenschule ersetzen, um dem europäischen Standard zu entsprechen.

Im Moment macht das (noch) keinen Unterschied. Aber es ist zu erwarten, dass langfristig Bewegung in die Gehaltsstruktur kommt, dann gucken "Nichtstudierte" in die Röhre.

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme