Ist es normal wenn ein Kind sich eine eigene Traumwelt schafft?

9 Antworten

Hi,

Also als ich die Frage gelesen habe dachte ich noch, "Ja Klar". Allerdings ist deine Schilderung des Ganzen etwas dass ich mir näher ansehen würde. sich Phantasiefreunde zu schaffen ist völlig normal und OK solange dies nicht über einen zu großen Zeitraum geschieht. In dem geschilderten Beispiel scheint es aber eine völlige Loslösung von der realen Welt zu geben oder zumindest steht diese zu befürchten. Ich würde mich in erster Linie mit dem KiArzt auseinandersetzen und ggf wirklich mal einen Fachmann raufschauen lassen.

fressibessi 
Fragesteller
 08.09.2015, 16:07

Sie hat diese Freunde bereits seit dem Kindergarten   im kiga hat es den anderen auch immer erzählt dass es diese "Freunde" gibt und die anderen Kinder haben dann auch alle Fantasie Freunde gehabt aber in der Grundschule wurde sie dann zunehmend ausgeschlossen und auch ausgelacht

0
Sergenic  08.09.2015, 18:40

Ja, der (auch eigene) Arzt ist eine gute Wahl!

0

Das geht aus meiner Sicht klar über die Grenze des Normalen.

Liebe fressibessi!

Du schreibst, dass deine Cousine schon seit vielen Jahren in einer Parallelwelt lebt. Du fragst, ob das normal sei.

Nein, wohl nicht normal, aber für sie gesund!

Du schreibst, dass deine Cousine seine inneren Freunde schon seit dem Kindergarten hat. Es hat einen Grund dafür. Und: der Grund liegt sicher nicht in dem Mädchen, er liegt in seiner Umwelt. Jeder Mensch braucht eine notwendigerweise schützende, gesunde Welt, die mit einem positiv erfahrbaren Rechtssytem ausgestattet ist. Und Kinder haben eine unbedingte Anforderung an die glaubhafte Unterscheidung von wahr und falsch, gut und böse, gesund und krank. Weil sie anders als Erwachsene auf Vertrauen angewiesen sind und aus ihrer Umwelt nicht fliehen können.

Möglicherweise findet sie diese notwendige Gesundheit nicht in ihrer Hier-und-jetzt-Wirklichkeit. Hat aber - so wie Du es beschreibst - eine klare Vorstellung davon, in welcher Welt es leben möchte. Es ist ein Glück, dass das Kind mit einer enormen Portion Fantasie ausgestattet ist, die es ihr ermöglicht, sich seine Welt dann eben selber zu bauen, wenn auch nur in der Fantasie. Und: es ist ein Glück, dass es diese Welt offen mit Anderen teilt: über sie erzählt, seine (inneren) Freunde mit Anderen teilt (z.B. mit am Tisch sitzen lässt).

Du bist von Jahren nicht weit entfernt von ihr und stehts ihr nah. Du beschreibst sie in den Kommentaren sehr liebevoll und dass Dir etwas an ihr liegt. Du schreibst, dass sie auf Dich einen glücklichen Eindruck macht. Das ist gut! Es wäre sicher eine wunderbare Erfahrung, mit Respekt in ihre Welt einzusteigen, sich von ihr dort alles erklären zu lassen, daran teil zu haben. Es böte die Chance auf ein Verstehen ohne die Gewähr, dass nicht auch ein Schrecken hinter dem Grund liegen könnte, warum das Mädchen offenbar aus seiner Hier-und-jetzt-Welt flüchtet.

Such, biete ihr deine Begleitung an. Aber bedenke, dass Du vielleicht Hilfe benötigen wirst. Mach Dir klar, dass Du im worst case in ein Wesennest stechen könntest. Sei selber auf der Hut! Mach Dir klar, dass ein Verbrechen der Grund für ihr Verhalten sein kann. Kann, nicht muss! Das ist wirklich der worst case. Aber vor dem muss ich Dich mit aller Deutlichkeit warnen. In dem Fall brauchst Du Unterstützung, weil Du Dich selber in Gefahr bringen kannst. Denn in dem Fall gibt es Täter und die sind in den meisten Fällen dieser Art in der Familie zu finden. Du bist erst sechzehn!  Bleib dann nicht allein mit dem, was Du vielleicht bei der Reise in ihr Land ausbuddelst. Das ist suuuuperwichtig! Wende Dich dann an offizielle Stellen. Gern auch an mich. Ich helfe wenn ich irgendwie kann. Mach diese Stellen schon vorab ausfindig. Das ist auch ganz wichtig! Aber das ist nur der worst case. Ich will Dich nicht mehr erschrecken als nötig: wer auf das Schlimmste vorbereitet ist, den haut so schnell nichts um.

Vielleicht steckt hinter ihrer Ablehnung des Hier-und-jetzt auch etwas banaleres. Auch mir geht es mit zunehmender Verweildauer unter den Menschen so, dass ich immer mehr angewidert bin von dem, was diese Spezies so mit der ihr anvertrauten Erde anstellt. Wie mag es dann einer Kinderseele gehen? Wo in meiner Kindheit die Schweine noch ordentlich im Matsch buddeln konnten, stehen heute geschlossene Fabriken zur Herstellung von Koteletts auf Spaltenböden. Wäre ich heute Kind und würde das realisieren ohne Chance auf ein Eingreifen zur Heilung dieser Welt, dann wünschte ich mir eine Fantasie wie sie deine Cousine offenbar hat. Ich kann es keinem Menschen verdenken, wenn er sich aus der Menschenwelt bisweilen herausträumt. Es ist eine Chance auf Gesundung.

Bitte achte gut auf Dich. Du hast meinen Resekt, dass Du Dir Gedanken um Deine Cousine machst und Dich - zumindest mit diesem Thread - kümmerst. Mehr will ich hier dazu nicht sagen. Nur, dass es dieses Mädchen ganz sicher wert ist, sich zu kümmern. So viel ist sicher: Du wirst in eine wunderbare Welt einsteigen, die Dir eine tolle Erfahrung einbringen wird.

Good luck und bitte, lass uns an deiner Geschichte weiter teilhaben!

Sei herzlich gegrüßt, Sergenic

Ja...das ist ganz normal, normalerweise lässt es in dem Alter von 10 Jahren nach, oder ist weg, aber es gibt auch Kinder, bei denen es länger dauert.

Du musst dir keine Sorgen machen, sehe einfach darüber hinweg und spiele mit, das Problem gibt sich von ganz alleine.

Meine Tochter hatte das auch, am Anfang habe ich dumm geschaut, doch dann habe ich mit gespielt, so als gäbe es die Freundin, das hat meine Nerven geschont und meiner Tochter gut getan. Die Freundin kam sogar zu Besuch, irgendwann fiel mir auf, das sie gar nicht mehr davon redet, ich fragte dann nach wo die Freundin (Tiffany) denn abgeblieben sei? Da sagte meine Tochter, die ist mit ihren Eltern und ihren Bruder weg gezogen *grins*. Ich habe nie wider etwas von Tiffany gehört *grinsundzwinker*.

Lasse deine Tochter noch etwas in ihrer Traumwelt, so hat sie einen Rückziehungspunkt, später einmal wirst du darüber schmunzeln und hast immer eine Anektode zum erzählen.


LG Pummelweib :-)

fressibessi 
Fragesteller
 08.09.2015, 16:19

Dann bin ich beruhigtm ich bin ja jetzt auch erst 16 Und hatte auch Fantasie Freunde zu denen ich mich zurück gezogen habe wenn ich mich mal einsam gefühlt habe aber bei mir hat das so ab der 4. Klasse auch aufgehört ich habe nur angst dass meine Cousine irgendwas psychisches hat und dass sie evtl nie damit aufhört und gemobbt wird.

0
Schwimmakademie  08.09.2015, 16:25
@fressibessi

Um ehrlich zu sein, ist das sogar möglich. Es sind nicht nur Phantasiefreunde, sondern du schreibst ja, dass fast ihre gesamte Umwelt aus Phantasie besteht. Zudem meint Ihre Lehrerin, die das Kind sehr intensiv kennt und beurteilen kann, dass sie auffällig ist.

Wenn deine cousine das alles so macht wie im Eingangsthread beschrieben kann ich dich nur bitten, auf die Eltern einzuwirken und darum zu bitten, dass ein KArzt drauf sieht. Wenn dieser dann abwinkt und sagt :"Alles gut" hat es denke ich keinem geschadet.

LG

0
Pummelweib  08.09.2015, 16:26
@fressibessi

Siehste...wenn du auch igaminäre Freunde hattest, dann kennst du das ja *zwinker*.

Es ist in dem Alter noch völlig normal. Es gibt sich bestimmt bald von alleine.

Wenn sie es natürlich anderen erzählt un die ihr nicht wohl gesonnen sind, dann kann es schon sein, das sie damit Ärger bekommt. aber erst einmal würde ich es abwarten. Sie ist ja bestimmt nicht dumm und wird merken, wenn es andere falsch auffassen und zurück "rudern",

LG Pummelweib :-)

0
Sergenic  08.09.2015, 18:35
@Pummelweib

Das kann natürlich sein und wahrscheinlich steckt auch etwas ganz harmloses dahinter. Ich hielte es aber für gefährlich wenn wir hier aus der Entfernung einer Sechzehnjährigen nicht reinen Wein einschenkten, dass da auch etwas sehr böses hinterstecken kann.

0
Sergenic  09.09.2015, 12:43
@Schwimmakademie

auf die Eltern einzuwirken und darum zu bitten, dass ein KArzt drauf sieht

Sorry Schwimmakademie, aber ich muss Dir widersprechen.

Solange die Ursache für die Fantasie-Freunde nicht klar ist, MUSS die Möglichkeit eines Verbrechens als eine von vielen Möglichkeiten berücksichtigt werden. Und da wäre es sträflich, einer Sechzehnjährigen zu empfehlen, die Eltern - die möglicherweise selber Täter sind, direkt anzusprechen. Versetz Dich mal für diesen bösesten aller Fälle in den Täter: was würdest Du tun, wenn Du plötzlich die Enttarnung befürchten müsstest? Von einer Sechzehnjährigen, die Dich unbedarft auf das auffällige Verhalten deines Opfers anspricht? Also ich - wenn ich jetzt mal in die Rolle des Täters schlüpfe - würde a) den Umgang mit meinem Opfer unterbinden und b) mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln mein Opfer am Plappern hindern: Bestrafung, Redeverbot, Erpressung. das Leid wäre unermesslich. Und sicher auch c) versuchen: die TE als potenzielle Gefahr zu mobben.

Es tut mir leid, dass ich bei solchen Ratschlägen so deutlich werden muss. Aber man darf einen Ratschlag, der so schrecklich ins Verderben führen kann, nicht unkommentiert stehen lassen. Deshalb noch einmal an die TE und alle anderen, die vielleicht in einer ähnlichen Situation stecken: such Dir einen Helfer (dein eigener Arzt, ein Vertrauenslehrer, Pastor, grundsätzlich jemand außerhalb der Familie, aber vielleicht eine Oma, ein Pate. Schau Dir die Leute mit dem Herzen an, ob sie vertrauenswürdig, interessiert sind und etwas zu deinem Schutz und dem deiner Cousine sagen. Aktionisten sind hier fehl am Platz). Du darfst nicht allein bleiben damit, weil der Täter im worst case versuchen wird, auf Dich Druck auszuüben. Und bleib ansonsten cool, geh mit Deiner Cousine so normal um wie immer.

Ich höre immer wieder, man würde den Eltern Leid zufügen, wenn man sie falsch verdächtigen würde. Aber ich als Elternteil sage Dir: ich würde Dir als Cousine meiner Tochter im Nachhinein danken, weil ich dann wüsste, dass meine Tochter die allerbeste Cousine der Welt hätte. Und besser neunmal falsch verdächtigt, aufgeklärt und entschuldigt als einmal aus Scheu vor Aufsehen nicht gehandelt.

Raten möchte ich aber zu Vorsicht vor vorschnellem (Fehl-) Urteil. So manch einer, der sich schon mit Halbwissen verrannt hat und aus seiner Sackgasse nicht mehr herauskommt.

Ich hoffe, ich konnte Dir helfen, herzliche Grüße, Sergenic



0
Pummelweib  09.09.2015, 13:40
@Sergenic

@Sergenic...so wie es die Userin beschrieben hat, ist es ganz harmlos und völlig normal, Kinder die in diesem Alter keine, oder nur wenige Freunde haben, flüchten in eine Phantasiewelt und das ist auch gut so, weil sie sich so frei entwickeln können....LG Pummelweib :-)

0
Sergenic  09.09.2015, 19:44
@Pummelweib

@Pummelweib

eine Phantasiewelt hatte und habe ich auch und es wäre auch der Cousine zu wünschen. Und dennoch halte ich es für gefahrlich, wenn wir hier aus der Entfernung einer Sechzehnjährigen nicht reinen Wein einschenkten, dass da auch etwas sehr böses hinterstecken könnte. Das kann hier niemand ausschließen. Bei dem, was die Userin beschrieben hat, klingelt es jedenfalls bei mir, dass irgendwas an der direkten Umwelt der Cousine ganz und gar nicht gesund ist. Vielleicht ist es der inzwischen Mode gewordene ganz nornale Wahnsinn, vielleicht etwas anderes.

@fressibessi

Wenn Du ein achtsames und liebevolles Auge auf deine kleine Cousine hältst und bei Gelegenheit deinen Arzt o.a. danach befragst, wird es sich schon finden. Vergiss nicht, dabei für deine eigene Sicherheit zu sorgen.

0
Pummelweib  10.09.2015, 13:04
@Sergenic

@Sergenic...das was die Userin beschreibt ist harmlos, sonst würde man es noch anders merken, am Verhalten,einer Wesensänderung, an Bildern, u.s.w. ...LG Pummelweib :-)

0

Das ist völlig normal bei Kindern mit viel Fantasie, in diesem Falle vielleicht besonders stark ausgeprägt. Was die Eltern machen, ist völlig falsch, nämlich dem Kind vorzuhalten, dass es lügt. Damit töten sie seine Fantasie.

Als ich als Kind zu meiner Mutter gegangen bin und ihr erzählt habe, dass gerade ein kleines Männchen auf meinem Kopfkissen gesessen hat (das ich übrigens wirklich gesehen habe, den Kinder sind ja sehr oft Eidetiker), hat sie nicht gesagt: "So ein Quatsch!", sondern hat gefragt: "Und? Welche Farbe hatte seine Hose? Und hatte es ein Jäckchen an?"

Meine Mutter hat meine Fantasie mit Geschichten, gemeinsamem Gedichtelesen und Rollenspielen systematisch gefüttert – deshalb bin ich auch kein Steuerberater geworden, sondern nach meinem Germanistikstudium Kreativdirektor in einer großen internationalen Werbeagentur und Autor.

mychrissie  09.09.2015, 11:05

Eidetiker haben nicht nur ein photographisches Gedächtnis, sondern sehen Dinge, die sie sich vorstellen, absolut real vor sich. Meistens verschwindet das nach der Kindheit, bei manchen Menschen, oft Maler oder Bildhauer, oder Menschen aus Kulturen, bei denen schon die Schrift sehr bildhaft ist (Japaner, Chinesen) bleibt es auch im Erwachsenenalter erhalten.

Goethe war z.B. einer, der ist, als er seinen Freunden von einem griechischen Tempel erzählte, den er irgendwann mal gesehen hatte, im Zimmer herumgesprungen, hat in die Luft gezeigt und gefragt, ob sie auch die feine Kannelierung in dieser Säule sehen. Er hat sie gesehen, die Freunde haben sich nur grinsend angesehen.

1
Sergenic  09.09.2015, 20:05
@mychrissie

Danke für diese wunderbare Beschreibung! Ich seh es förmlich vor mir ... nein Quatsch, der Begriff Eidetiker war mir neu. Habe dazu gerade gelesen, dass sich jemand eine 1 im Examen erworben hat, ohne auch nur einen blassen Dunst vom Prüfungsthema gehabt zu haben. Er hat seinen Text aus dem Gedächtnis ... abgelesen.

0