Ist es Möglich , dass ein Mensch nur neutral und objektiv handeln kann

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Ich denke nicht. Jeder hat irgendeinen Gerechtigkeitssinn oder irgendwelche Vorlieben, die man nicht unbedingt verrät, bloß um alles objektiv zu betrachten. Sicher gibt es Menschen, die das meiste aus neutralem Blickwinkel betrachten, aber definitiv nicht alles. Was ist, wenn jemand deine Eltern umbringt und du diesen jemand festhalten kannst? Würdest du gleich nach dem Gesetz handeln?

Karothe  10.05.2011, 21:13

Danke schön für das Wimpelchen ;)

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Absolute Objektivität zu erlangen erfordert meiner Meinung nach mehrere Dinge.

1. Das Loslösen von Richtig/Falsch. Es gibt keine falschen/schlechten und richtigen/guten Entscheidungen. Ich könnte jetzt noch tiefer ins Detail bezüglich richtig/falsch gehen, aber darum geht es bei deiner Frage ja nicht.

2. Keine Meinung bilden. Das akzeptieren von anderen Meinungen schaffen schon nicht alle Menschen, und das Nachvollziehen und Verstehen, warum jemand einer anderen Meinung ist, schaffen noch weniger Menschen, aber selbst das genügt nicht. Alleine das Bilden einer Meinung macht Objektivität zunichte, da eine Meinung immer subjektiv ist. Also müsste man es schaffen, keine einzige Meinung zu haben, sozusagen ein "Beobachter" der Menschheit sein. Themen die einen nicht direkt betreffen, kann man "Meinungsfrei" betrachten. Themen, die dich betreffen, lösen, je nach Emotionalität deines Wesens, Emotionen aus, weshalb es sehr schwierig ist, sich auch von ihnen zu distanzieren.

3. Aber selbst wenn man seine Emotionen komplett wegsperrt, und keine Meinung über politische, alltägliche, ... Themen bildet, steht man nun vor einem unüberwindbarem Problem, denn es sind 2 Meinungen übrig, welche man nicht loslassen kann. Denn, indem man sich auf das einlässt, was ich hier geschildert habe, nimmt man im 1. Schritt die Meinung, das es kein Richtig/Falsch gibt, an und im 2. Schritt die Meinung, dass Meinungen immer subjektiv sind, an. Schon mit dem ersten Satz in diesem Text habe ich verhindert dass ich absolute Objektivität erlange, da ich schreibe dass ich "der Meinung bin".

 

Anders formuliert/Fazit: Um Absolute Objektivität zu erlangen, müsste man subjektiv sein bzw der Anleitung eines Menschen folgen, welche ja alle subjektiv sind. Dadurch könnte man im bestfall eine subjektiv wahrgenommene absolute Objektivität erreichen. Alles andere läuft auf ein Paradoxon hinaus. Die einzige Möglichkeit (und das ist schon wieder eine Meinung (meine)) wirklich Absolute Objektivität zu erreichen, ist , der Anleitung eines bereits absolut Objektiven Menschens/Wesens zu folgen.

 

Gruß

Mario

Das geht grundsätzlich nicht, weil die "Objektivität" und "Neutralität" auch nur eine subjektive Erfindung der Menschheit ist. Man versteht darunter, das Betrachten und Handeln nicht zugunsten von einer Partei, sondern eben "objektiv". Aber was eben "gleich gut oder gleich schlecht" für beide Parteien ist, ist ja auch nur eine subjektive Einschätzung, die wir uns angelernt haben. Man kann die Worte durch "gerecht" oder so ersetzen, dann macht das Ganze etwas mehr Sinn.

 

Denn das können wir Menschen schon, ich habe es eine Zeit lang probiert, bzw. es ging von alleine, dass ich alle Situationen, auch mich betreffend "aus der Vogelperspektive" aus betrachte, also wie wenn ein Dritter sich das ansieht. Aus dieser Perspektive habe ich dann gehandelt, egal ob gut für mich oder schlecht, Hauptsache "neutral" (= gerecht).

 

Hat gut funktioniert, mache ich heute noch manchmal. Aber wenn man drauf kommt, dass emotionales Handeln viel lustiger ist, macht mans eben so.

Da müsste sich derjenige sehr gut selber kennen und im Griff haben.

Grundsätzlich sollte jeder danach streben, möglichst objektiv zu sein.

Gelingen kann das nur, wenn man die eigenen Schwächen und momentanen Antriebskräfte kennt - also sich quasi in einem daueranalytischen Reflektionsprozess befindet.

Karothe  13.05.2011, 21:45

Kennen reicht nur nicht. Du musst es kontrollieren. Aber das ist meiner Meinung nach nicht immer möglich.

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Dem Kollegen ist zuzustimmen, der Dich auf Deinen Fehler (unvoreingenommen) hingewiesen hat, dem ich aber bezüglich des Sinn Machens widersprechen möchte. Sinn machen ergibt nämlich gar keinen Sinn. Der Unsinn kommt aus dem Amerikanischen, wo die dortigen Einwanderer und ihre Nachfahren bis heute glauben, alles auch den Sinn machen zu können. Objektiv heißt unabhängig vom Bewusstsein, was ausschließt, dass jemand objektiv handeln kann. Manchmal handeln Menschen instinktiv, was dann aber auch kein bewusstes Handeln ist. Neutralität gibt es wenn überhaupt, dann auch nur eingeschränkt bei Staaten oder Institutionen und das klappt auch nur, wenn alle Beteiligten und Nachbarn ein lebendiges Interesse am Bestehen einer solchen Neutralität haben. In der Schweiz und in Schweden beispielsweise herrschen ähnliche wirtschafts- und Sozialverhältnisse vor wie in den unmittelbaren Nachbarstaaten, wenngleich sie sich politisch manchmal unterschieden. Sie gehören beide der westlichen so genannten Wertegemeinschaft an. Auch die richterliche Gewalt soll wenigstens formal unabhängig sein, handelt aber keineswegs neutral. Gleiches gilt für einen Schlichter bei Streitfällen. Der bemüht sich bestenfalls darum, beiden Seiten irgendwie gerecht zu werden, wohlwissend, dass das nie in Gänze gelingen kann. Neutrales und objektives Handeln hieße, unabhängig von inneren und äußeren, sich gegenseitig durchdringenden Wechselwirkungen agieren zu können.

Rudolf Reddig