Ist es lächerlich bei aldi eine Ausbildung zu machen?

6 Antworten

Wieso sollte es lächerlich sein, heute kann man froh sein eine Ausbildung zu bekommen.

Oder wieso sollte es lächerlich sein? Wegen dem Beruf? - Dann kann ich Dir sagen, dass es nicht nur Ingenieure und Professoren geben kann, sondern muss es auch den Bäcker oder den Imbissmann geben.

Kein Beruf ist lächerlich - denn Geld stinkt nicht!

Am besten fragst du einen Berufsberater, ob das sinnvoll ist und welche anderen Möglichkeiten du hast. Gibt es normalerweise in jeder Schule. 

M/17

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Nabina245  27.05.2024, 23:36

Hallo,ich habe meine Ausbildung diesem Monat abgeschlossen und möchte gerne weiter nach 2 jährige Ausbildung arbeiten aber nachdem ich den Vertrag unterschrieben hatte,war mir bewusst dass die mir nur 14 Euro pro Stunde anbieten.Allerdings,verdienen diejenigen die keine Ausbildung gemacht haben scho 14 Euro ,was tun??

In den heutigen Zeiten wär ich froh, wenn ich überhaupt ne einigermaßen gut bezahlte Ausbildung in der Tasche habe. Wie es danach weitergeht, kann man ja während der Ausbildung immernoch überlegen.

Ohne all die Mitarbeiter und Azubis, egal bei welchem Discounter oder Supermarkt hätten wir wenig im Kühlschrank.

Was soll immer dieses degradieren von Berufen?

Die Ausbildungen bei den Discountern haben oft ein besseres Niveau als wenn du z.B. in einer teuren Boutique oder so lernst. Und wie du schon erwähnt hast, die Bezahlung ist deutlich besser.

Auch wenn die Frage schon etwas älter ist, möchte auch ich so gut es geht darauf antworten.

Wenn du jung, diszipliniert, höflich, aufmerksam und zielstrebig bist, dann wirst du einen Ausbildungsplatz immer finden. Dementsprechend musst du keine Angst haben, wenn du immer Gas gibst und an dir ständig arbeitest. Um aber rauszufinden, was dir liegt, würde ich dir zu einem freiwilligen Praktikum raten sowie dazu dich vorher gründlich über den jeweiligen Job zu informieren, z. B. auf kununu.

Wichtig: Man kann es dir nicht übel nehmen, dass du nicht weißt wohin mit dir, denn die Schule bereitet einen weder auf das Leben noch auf den Beruf vor. In der Schule lernst du viel Quatsch, welchen du im Leben nie gebrauchen wirst. Du lernst da brav zu gehorchen und Dinge für gute Note auswendig zu lernen und mehr nicht. Deswegen sind viele junge Menschen nach ihrem Abschluss oft orientierungslos und damit bist du nicht allein.

Gründlich sich Gedanken über den jeweiligen Ausbildungsplatz zu machen ist weitaus besser als 3 Jahre unglücklich in der Ausbildung die Zeit zu vergeuden oder noch schlimmer die Hölle zu erleben, weil man nicht wusste wohin. Einem Ausbildungsplatz abzusagen ist nichts gravierendes, weil es geht um DICH und DEINE Zukunft und nicht darum Personaler oder irgendwelche Chefs glücklich zu machen. Denk immer dran: die meisten Unternehmen beuten die Azubis als billige Arbeitskraft aus + Ausbildung ist ein Tausgeschäft. Du schenkst einem Unternehmen 3 Jahre deiner Lebenszeit und erklärst dich bereit eine profitable Arbeitskraft zu werden und alles Mögliche dafür zu tun. Das Unternehmen erklärt sich bereit dich dafür entsprechend zu entlohnen und dich vernünftig auszubilden, wobei nicht jeder vernünftig ausbildet. Das kannst du von vorn herein leider nicht wissen, jedoch bekommst du auf kununu einen guten Einblick, wenn du schaust was ehemalige Azubis und Mitarbeiter über das Unternehmen sagen. Sei dir bewusst, dass manche Unternehmen hier auch ihre Tricks anwenden und zum Beispiel eigene Mitarbeiter fragen, ob sie das Unternehmen bewerten können und das verzerrt irgendwo die Realität, denn als Mitarbeiter kannst du nichts schlechtes über das Unternehmen sagen. Jedenfalls machst du nichts falsch, wenn du einem Unternehmen absagst und dich anders entscheidest. Ein Problem nichts zu finden haben eher langzeitarbeitslose, kranke oder ältere Menschen aber nicht junge Menschen wie du.

Zu Aldi kann ich dir folgendes sagen (das lässt sich auf Einzelhandel denke ich gut verallgemeinern):

1. Jeder wird unterbezahlt: Bei Aldi kriegt zum Beispiel eine Verkäuferin in NRW in Teilzeit ca. 1500 Euro netto. Das ist ein Witz bei den heutigen Preisen. Alles, was unter 2000 Euro liegt, gilt für mich persönlich als unterbezahlt. Erst ab 3000 Netto fangen gut bezahlte Jobs an. Das bedeutet, dass Gehälter zwischen 2000 bis 3000 Euro eher dem Standard entsprechen. Ich rede hier von netto und nicht brutto also das, was nach Steuerabgaben für einen übrig bleibt. Deswegen musst du als Verkäufer ca. 1000 Euro von deinem Bruttolohn immer abziehen, damit du ungefähr weißt, was du so an netto jeden Monat bekommen wirst. Die Gehälter für Verkäufer bei Aldi sind knapp über dem Gehalt, welchen die Putzfrauen in Krankenhäusern verdienen und weit entfernt von dem Gehalt, welchen die Lehrer im öffentlichen Dienst kriegen.

2. Unmenschlicher Druck und Kontrolle: an der Kasse wird alles registriert, wie schnell du die Artikel scannst, wie schnell du Rückgeld gibst oder die Nummern eintippst. Deren Vorgaben wie schnell du sein musst, sind extrem. Pro Palette hast du 20 Minuten Zeit alles einzuräumen, 3000 Artikel pro Stunde usw. Du scannst und läufst da wie bescheuert. Besonders, wenn du älter wirst, wird immernoch die gleichen Leistung von dir abverlangt und wenn du bei 8 Stunden an der kasse irgendwelche Differenzen hast, dann hast du ein Problem und kannst abgemahnt werden. Von irgendwelchen Testkäufen will ich erst gar nicht anfangen, wo man dich an der Kasse prüft und bewusst klaut usw.

3. Du malochst dich kaputt: du hebst schwere Paletten, Träger oder Kisten und machst deinen Rücken kaputt und keiner wird dir dafür danken.

4. So eine Arbeit macht kein Spaß: ständig Regale einräumen, Kasse machen usw. Du entwickelst dich geistig nicht weiter und bleibst immer der "dumme" Kassierer und Packer, der für einen intelligenteren bzw. höheren Job nicht kompetent genug ist. Nicht umsonst sind die Ansprüche an die Bewerber niedrig, denn für die Personaler reicht es aus, wenn du flexibel bist bzw. andere Schichten übernehmen sowie malochen kannst. Deswegen spielt da Qualifikation und Menschlichkeit eher eine geringe Rolle.

5. Das ist eine berufliche Einbahnstraße: einmal Einzelhandel immer Einzelhandel. Der Umstieg in einen anderen Beruf wird dir später sehr schwer fallen, weil außer Regale einräumen und Kasse machen erwirbst du keine relevanten Qualifikationen.

6. Du kannst nichts planen: du musst immer abrufbar sein und von anderen die Schichten übernehmen. Du hast Spätschichten von ca. 14 bis 22 Uhr und auch am Samstag musst du malochen und je nach plan Spätschichten machen. Etwas planen wird da sehr schwer und eine Work life Balance hast du nicht wirklich. Durch Teilzeit arbeitest du zwar weniger, nur du kriegst auch weniger Geld. Es ist bescheuert, wenn du mitten in der Woche frei hast, wo die meisten arbeiten aber dafür am Samstag malochen musst, wo die meisten frei haben.

7. Filialleiter müssen mit Arbeitern wie mit Robotern umgehen und sie ständig einschüchtern und unter Druck setzen als wären die moderne Sklaventreiber: Lob wirst du nie zu hören bekommen. Du musst immer fehlerfrei arbeiten und deine Zahlen erfüllen und jetzt stell dir vor, du musst unter solchen Zuständen bis zu deiner Rente 50 Jahre malochen. Da graust es mir.

8. Der Job ist gefährlich: ständig bist du irgendwelchen Gefahren ausgesetzt, z. B. Du könntest dich mit Cuttermesser schneiden oder ein Wasserträger von der Palette kann dir auf den Kopf fallen und dich ernsthaft verletzen oder Weinflaschen bei Regale einräumen könnten auf den Boden fallen und du könntest dich durch Scherben verletzten oder wenn die Pappresse nicht funktioniert, dann musst du nachschauen warum und notfalls da reinklettern usw.

9. Sehr schlechte Rente: da Teilzeit hast du bei dem Gehalt und den Stunden eher eine Grundsicherung statt Rente.

10. Kunden, welche dir das Leben noch schwerer machen: an der Kasse wirst du so einiges erleben, z. B. Kunden die klauen, dir bewusst weniger Geld geben, dich beleidigen, jeden Cent zählen und dich an der Kasse sehr aufhalten usw.

Fazit: Ich persönlich rate dir eher zum Abitur und Studium. Bilde dich weiter aber halte Abstand vom Einzelhandel. Als Studentenjob ist Einzelhandel in Ordnung und nicht mehr. Überleg dir gut, was du in den 3 Jahren so alles schaffen könntest.

Wenn du durch dein Beruf keine Lebensqualität mehr hast, obwohl dein Beruf für die Gesellschaft wichtig ist, dann hast du am Ende auch nicht viel gewonnen. Die Gesellschaft wird dir dafür nicht danken, dass du 50 Jahre malocht hast und einen wohlhabenden Menschen noch reicher gemacht hast. Im Einzelhandel wirst du eher erleben, wie undankbar die Kunden sind und auf dich und deine Arbeit mit Füssen treten. Als Professor kannst du dir ein Haus, Urlaub, eigenes Büro usw. leisten und arbeitest in der Lehre mit jungen Menschen und bist deren Vorbild. Als Kassierer kannst du dir nicht mal leisten mal an der Kasse kurz auf die Toilette zu gehen.