Ist die gesamte abendländische Philosophie als »Fußnoten zu Platon« zu verstehen?

Das Ergebnis basiert auf 6 Abstimmungen

keine Ahnung 67%
wahr 17%
falsch 17%

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Platon war zweifellos der größte Philosoph der Geschichte bis in die Gegenwart, deshalb bleibt das Zitat trotzdem nur halbrichtig, denn es berücksichtigt nicht den Materialismus als Philosophie. Selbst wenn man davon ausgeht, dass auch Materialisten wie Marx noch von einem 'Geist' fabulierten, entsteht doch schon mit der Annahme, dass Materie zuerst da war, ein Bruch mit dem Idealismus, so dass auch keine Kontinuität der idealistischen Idee gegeben ist, die ewig Fußnoten produzieren würde ...


Merlin128 
Fragesteller
 31.01.2024, 08:06

Die grundlegenden Fragen der Philosophie, die Platon durch die Figur des Sokrates aufwarf, sind auch heute noch aktuell. In diesem Sinne scheint die abendländische Philosophie nach wie vor im Schatten Platons zu stehen. Selbst diejenigen, die sich negativ auf die platonische Philosophie beziehen, bleiben dennoch im Bann des platonischen Denkens.

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User321412849  31.01.2024, 14:31
@Merlin128

Das sehe ich anders. Die grundlegenden Fragen, die Platon zweifellos aufwarf, sind inzwischen durch die naturwissenschaftliche und technologische Entwicklung beantwortet. Wenn die sogenannte abendländische Philosophie das nicht gecheckt hat, dann ist diese Philosophie nicht nur zurückgeblieben hinter den wissenschaftlichen Erkenntnissen, dann ist sie schlicht und ergreifend reaktionär. Das politische Weltbild, das Platon vermittelte, ist zudem antidemokratisch (s. Karl Popper über Platon).

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Merlin128 
Fragesteller
 01.02.2024, 08:43
@User321412849

Deinen Optimismus im Hinblick auf den progressiven Fortschrittsglauben an Wissenschaft und Technik vermag ich nicht zu teilen. Denn die technologischen Errungenschaften haben auch ihre unbestreitbaren Risiken, wie Atomkrieg, totale Überwachung durch KI und auch die Transformation des Menschen in einen Cyberborg. Die bloße Machbarkeit der Technik ohne Ethik halte ich moralisch für verwerflich. Hinzu kommt, dass die Wissenschaften lediglich hypothetische Geltungsansprüche auf Wahrheit erheben können und daher grundsätzlich fehlbar sind. Das Popper'sche Falsifikationsprinzip besagt, dass eine Aussage nur so lange als wahr gilt, bis sie widerlegt wird. Der Philosoph Popper war deswegen auch ein großer Bewunderer von Sokrates, dessen Weisheit er lobte, weil die Erkenntnis des eigenen Nichtwissens der Anfang aller Weisheit ist. Im Laufe der Geschichte haben sich die Wissenschaften aus dem Denken der Philosophie emanzipiert, bleiben jedoch dem Platonischen Grundsatz des "λόγον διδόναι" verpflichtet, sich also vor der Vernunft mit guten Gründen rechtfertigen zu müssen. Platon betrachtete die Demokratie kritisch, da sie stets in Gefahr ist, in eine Diktatur umzuschlagen - ein circulus vitiosus, der sich in der Geschichte bewahrheitet hat. Aus diesem Grund plädierte Platon für den Philosophenkönig, der mit Weisheit das Staatswesen lenkt. Leider wird die Politik jedoch allzu oft von Demagogen bestimmt, die dem Gemeinwohl schaden.

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Das wäre bestenfalls eine unangemessene Verallgemeinerung.

Woher ich das weiß:Recherche