Ist der Satz in Perfekt?

7 Antworten

Nein, der Satz ist im Präsens, und zwar Zustandspassiv Präsens des transitiven Verbs "stressen".

  • Aktiv Präsens: Die Arbeit stresst ihn.
  • Vorgangspassiv Präsens: Er wird durch die/von der Arbeit gestresst.
  • Zustandspassiv: Er ist gestresst.

Das Vorgangspassiv wird mit einer Form von "werden" und dem Partizip 2 des Verbs gebildet. Die Frage ist: Was passiert mit ihm? (in anderem Kontext auch: Was wird mit ihm gemacht?)

Das Zustandspassiv wird mit einer Form von "sein" und dem Partizip 2 des Verbs gebildet. Die Frage ist: Wie ist er? Wie ist sein Zustand jetzt? In vielen Fällen lässt sich das Partizip 2 des Verbs durch ein Adverb o.ä. mit ähnlicher Bedeutung ersetzen, hier z.B. durch "kaputt, erschöpft, nervös, mit den Nerven am Ende, fertig".

Andere Beispiele für Ersatz des Verbs im Zustandspassiv:

  • öffnen: Die Tür ist geöffnet. = Die Tür ist auf /offen.
  • schließen: Das Museum ist geschlossen. = Das Museum ist zu.
  • kochen: Das Essen ist gekocht. = Das Essen ist fertig.
  • packen: Der Koffer ist gepackt. = Der Koffer ist voll / fertig.
  • bügeln: Die Bluse ist gebügelt. = Die Bluse ist wieder glatt.
  • putzen: Das Zimmer ist geputzt. = Das Zimmer ist wieder sauber.
  • besetzen: Der Platz ist besetzt. = Der Platz ist nicht mehr frei.
  • reparieren: Das Auto ist repariert. = Das Auto ist wieder in Ordnung.
  • zerstören: Die Häuser sind zerstört. = Die Häuser sind kaputt.

Peter ist müde.

Hier sehen wir das Adjektiv müde in prädikativer Stellung. Der Sinn des Satzes ist als­o, daß wir es mit einem müden Peter zu tun haben.

Peter ist gestresst.

Die Konstruktion ist hier genau dieselbe, und die Bedeutung auch (wir haben es mit ei­nem gestressten Peter zu tun). Zwar ist gestresst ein Partizip und müde nicht, aber bei­des sind Adjektive: Die Perfektspartizipien transitiver Verben sind einfach vom Verb ab­gelei­tete Adjektive, die so wie jedes andere Adjektiv prädikativ oder attributiv (ein mü­der/ge­stress­ter Peter) verwendet werden können. Zusätzlich können sie noch ein ak­ti­ves Per­fekt bilden, was andere Adjektive natürlich nicht können.

Diese Partizipien haben eine sehr spezielle Bedeutung: Sie bezeichnen den Zustand, der daraus folgt, daß man zuvor die Verbalhandlung erlitten hat. Peter ist gestresst, weil zuvor ein anderer ihn gestresst hat (hier sehen wir das aktive Perfekt, gebildet mit haben+Partizip).

Deshalb nennt man die Konstruktion, ein Perfektspartizip eines transitiven Verbs prä­di­ka­tiv zu verwenden, auch Zustandspassiv. In diesem Fall liegt Zustandspassiv im Prä­sens Indikativ vor.

Das mußt Du klar unterscheiden von einem Satz des Typs

Peter ist gegangen.

Das sieht zwar auf den ersten Blick gleich aus, ist aber etwas ganz anderes, denn wir können nicht sagen, daß von einem **gegangenen Peter die Rede wäre. Der Grund ist, daß dieses Partizip von einem intransitiven Verb (gehen) abgeleitet ist, und die­se Par­ti­zi­pien können fast immer nur in einer einzigen Funktion auftreten: Sie bil­den die ak­ti­ven Perfektszeiten. In diesem Satz liegt Perfekt Aktiv Indikativ vor.

Da Du seit Tagen immer dasselbe fragst, solltest Du Dir alle darauf gegebenen Ant­wor­ten genau durchlesen, um Deine Verwirrung zu beseitigen.

Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik

Es gibt Verben, bei denen die Verbindung "ist ge..." eine Gegenwartsform ist. Hier wird das Partizip (Partizip von lat. participere = teilhaben - an zwei Wortarten, Adjektiv und Verb) als Adjektiv eingesetzt.

Ähnlich auch:

Er ist geliebt. Perfekt wäre hier: Er ist geliebt gewesen.

Der Schrank ist weiß gestrichen. (Perfekt: ..ist gestrichen worden).

Jetzt ist die Tüe verschlossen.

Nadelwald75  24.09.2019, 23:02

Der Satz "Er ist gestresst." würde übrigens im Perfekt lauten: Er ist (von einer Situation) gestresst worden.

0

Wenn man „stressen“ als voll eingedeutschtes Verb sieht, lauten die Perfekt-Formen

  • Er hat gestresst (Aktiv)
  • Er ist gestresst worden (Vorgangspassiv)

„Er ist gestresst“ ist also auf jeden Fall Präsens, mit zwei Konstruktionsmöglichkeiten:

  1. Zustandspassiv, falls es das Ergebnis von „Er ist gestresst worden“ beschreibt,
  2. sonst: prädikative Verwendung des Partizips von „stressen“ zum Kopula „sein“.

Das ist eine rein semantische Unterscheidung. Ich tippe auf 2.

Wie ist er? --> gestresst. Ergo: Adjektiv