IQ-Test vollständig?
Ich habe gerade ein paar Unterlagen zu einem IQ-Test gefunden, welchen ich im Rahmen einer psychologischen Behandlung (Psychosen, Neurosen) im Alter von knapp 7 Jahren absolviert habe.
Zu der Auswertung hätte ich ein paar Fragen:
Fehlen da nicht ein paar Aspekte, wie zum Beispiel "Räumliches Denken" und warum sind ein paar der Begriffe eingeklammert? Der Test scheint mir eher sprachlich ausgelegt zu sein oder irre ich mich da?
Was ist an der Differenz der beiden Werte kritisch? Ist eine hohe Differenz zweier Werte schlimm?
Der graue Bereich stellt den Normalbereich dar (85-115). Kann es wirklich sein, dass dieser Test im Bereich von 40-160 misst? Der Test ging nichtmal 2 Stunden, da kann dieser doch nicht so einen großen Bereich abfassen oder?
Könnte mein Ergebnis jetzt (8 Jahre später) höher liegen, auch weil ich nun psychisch wieder völlig gesund bin?
Ich freue mich auf hilfreiche Antworten.
2 Antworten
Es gibt verschiedene IQ-Test-Standards, die zum Teil auch mal mehr und mal weniger umfangreich das Spektrum der Primärfaktoren abprüfen. Ob "Räumliches Denken" dabei ist oder nicht, hängt von der Testauswahl ab. Wie diese Tests ausgewählt werden, ist mir aber auch nicht bekannt, da bin ich zu wenig Experte. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass man "Allgemeinwissen" oder "rechnerisches Denken" bei siebenjährigen Kindern einfach auch aus Rücksicht auf die Entwicklung noch nicht prüft. Zwar können sehr begabte Kinder in diesem Alter in diesen Primärfaktoren schon einiges leisten, aber die Vergleichsgruppe ist dafür noch nicht weit genug. Ich denke, in diesem Alter spielt die sprachliche Entwicklung eine große Rolle, während sich die meisten mathematischen oder abstrakten Konzepte erst im Laufe der Grundschule so weit ausbilden, dass man darin die Intelligenz testen kann.
Letzen Endes empfehlen Begabungsforscher eher, im Grenzbereich die umfangreicheren Tests herzunehmen, weil dort geringe Unterschiede in einzelnen Bereichen eine größere Auswirkung auf das Gesamtergebnis haben, und im Durchschnittsbereich aufgrund der bekannten hohen Korrelation zwischen den Primärfaktoren und der statistischen Robustheit nicht zwangsläufig alle Bereiche zu prüfen.
Es kann sein, dass die Skalen in deinem Test von 40 bis 160 gehen, allerdings würde ich behaupten, dass sich der Test außerhalb des Intervalls 55-145 oder schon 70 - 130 keine seriösen Aussagen mehr zutraut. Da wird dann eher grafisch ein Punkt bei bspw. 160 gemacht und das Ergebnis lautet dann vielleicht "145+". Man muss sich vorstellen, dass nur eine Person von 1000 einen IQ von 145 und mehr hat. 160+ sogar nur drei Personen von 100.000. Das kann man zwar in der Theorie noch statistisch abbilden, aber man findet in der Praxis einfach nicht genug Leute mit einem ähnlich hohen IQ um zu verifizieren, dass es "wirklich" 160 und nicht 155 oder 165 ist.
"Kritisch" muss in einem statistischen Verfahren wie einem IQ-Test nicht schlimm sein. Im vorliegenden Fall könnte man sagen, dass Differenzen (bspw. "SV - WLD") innerhalb des "kritischen Wertes" im statistischen Rauschen untergehen und in deinem Intelligenzprofil als "homogen" betrachtet werden können, während Differenzen außerhalb dieses Wertes (z.B. "AGD - VD") die statistischen "Kriterien" überschreiten und heterogene Aussagen über ein bestimmtes Intelligenzprofil zulassen.
Dein heutiges Testergebnis könnte höher liegen. Besonders wenn du früher durch eine psychische Erkrankung eingeschränkt warst. Besonders bei Kindern können Psychische Probleme die Entwicklung beeinträchtigen, die jedoch später auch schnell wieder aufgeholt wird. Allerdings sollte man sich allgemein nicht zu viel versprechen. Der IQ ist tatsächlich im Laufe des Lebens relativ stabil.
Fünf IQ-Punkte sind eigentlich im Bereich des individuellen Rauschens. Man sagt, dass die Schwankungen nach oben und nach unten etwa zwei bis drei Punkte wären. Wenn du bei deiner damaligen Testung von den Bedingungen her also am unteren Limit deines Streubereichs warst und du inzwischen sehr fit und ausgeschlafen bist, dann könnte eine Steigerung von fünf Punkten tatsächlich realistisch sein. Zehn IQ-Punkte würde ich nicht erwarten. Das heißt nicht, dass es völlig unmöglich ist, aber halt einfach unwahrscheinlich.
Man muss auch bedenken, dass die IQ-Skala mit Werten um die 100 ein wenig in die Irre führt. Erstens ist sie nicht so linear wie ein Lineal, wo der physische Abstand zwischen 100 und 115 cm der gleiche ist wie zwischen 115 und 130. Im Grunde geht es "nur" um eine Häufigkeit der richtig / falsch beantworteten Aufgaben - einige Empfindungen nimmt der Mensch beispielsweise auch logarithmisch wahr (bspw. Schallpegel) und ich bin mir nicht sicher, ob man bspw. den Schwierigkeitsgrad von Denkaufgaben linear oder logarithmisch abstufen kann. Und zweitens ist sie nicht so genau wie es die dreistelligen Zahlenwerte vermuten lassen. Wenn man an zwei Leuten einen IQ-Test macht und bei Person A kommt 102 und bei B 97 heraus, dann ist das etwa so als würde ich zwei 102 und 97 cm lange Gegenstände mit einem Zollstock vermessen, auf dem nur die Dezimeter angestrichen sind.
Der graue Bereich stellt den Normalbereich dar (85-115). Kann es wirklich sein, dass dieser Test im Bereich von 40-160 misst? Der Test ging nichtmal 2 Stunden, da kann dieser doch nicht so einen großen Bereich abfassen oder?
Es ist möglich, dass der Test natürlich solch eine Spanne bemisst. Am Ende geht es ja um die Punkte, so mehr man hat, so höher das Endergebnis. Daher kann es auch sein, dass bei einen niedrigen IQ eine Lernbehinderung oder eine leichte Intelligenzminderung herauskommt. Nach oben hin dann eben eine Hochintelligenz.
Könnte mein Ergebnis jetzt (8 Jahre später) höher liegen, auch weil ich nun psychisch wieder völlig gesund bin?
Natürlich wäre es möglich und es wäre auch wahrscheinlich, dass du heute ein anderes Ergebnis hast. Sofern du damals psychisch nicht gut drauf warst, kann sich das natürlich auf das Ergebnis auswirken. Wenn du heute vollkommen gesund bist bzw. es dir besser geht, können die Ergebnisse besser sein.
Gibt es vielleicht auch halbwegs seriöse IQ-Tests im Internet?
Der Test erschien mir halt ein wenig zu kurz, um so eine große Spanne abmessen zu können.
Ich verspreche mir auf keinen Fall auf einmal eine ganze Sd (15 Punkte) besser zu sein, aber könnten 5-10 (116-121) Punkte mehr möglich sein oder wäre das auch übertrieben?