Interstellarer Raum? Bitte um Erklärung.

7 Antworten

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Ein Wort: Trägheitsgesetz. Wenn so ein Waisenplanet erstmal losschwebt, wird er das ewig weiter tun. (Vorrausgesetzt es gibt keine äußeren Einflüsse wie Reibung)

Objekte mit Masse wollen immer in einem Zustand verharren (also ob sie sich bewegen oder stillstehen). Und je größer die Masse, desto größer dieser Effekt.

Das merkt man z. B. bei einem schweren Einkaufswagen, der ist schwieriger zu beschleunigen und schwierieger zu bremsen als ein leichter. (Der Einkaufswagen wird natürlich durch Luftwiderstand u. Reibung an den Rädern gestoppt, aber das ist bei Planeten ja nicht der Fall.)

SarahAusRostock 
Fragesteller
 18.03.2017, 15:43

Also fliegt die Voyegaer Sonde auch nur noch wegen dem Trägheitsprinzip?

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Data03  18.03.2017, 15:45

ja :-)

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Interstellarer Raum ist der Raum zwischen den Sternen. Und natürlich gibt es da Anziehungskräfte, denn die Reichweite der Gravitation ist unbegrenzt, es wirken also immer gravitative Kräfte auf jedes Objekt. Und selbst wenn die Gravitation so verschwindend gering ist, weil sich ein Objekt viele Lichtjahre vom nächsten Stern entfernt befindet, dann wirkt die Gravitation der Milchstraße auf ihn. Und mal angenommen ein Waisenplanet würde sich zwischen zwei sehr weit entfernten Galaxien befinden, deren Gravitation zu gering wäre um ihn zu binden, dann bewegt sich das Objekt trotzdem, weil sich nämlich der Raum zwischen diesen Galaxien ausdent und die expansive Kraft domiert dann. Ein Waisenplanet wird die Milchstraße auch nie verlassen, dafür ist ein Waisenplanet nicht schnell genug und die Gravitation der Milchstraße zu groß. Er fliegt auch nicht bis in alle Ewigkeit durchs All, sondern er wird in ganz ganz ferner Zukunft, wenn bereits alle Sterne massenärmeren ausgeglüht sind ein Opfer des zentralen schwarzen Lochs werden, das wird irgendwann alle Sternenleichen der Milchstraße quasi verschlingen. Aber selbst wenn der Waisenplanet dem schwarzen Loch irgendwie entkommt wird er vergehen bzw. zerstrahlen, nämlich durch den Protonenzerfall, aber das ist ein anderes Thema.


Hey,

das Phänomen der Waisenplaneten ist mittlerweile gängige Forschung geworden. Bei der Entstehung von Planetensystemen um junge Sterne gibt es hin und wieder problematische Resonanzen, die sich zwischen beteiligten Himmelskörpern während des Umlaufs einstellen können. 

Wenn also bestimmte Bahnverhältnisse in diesen Planetensystemen existieren, wird es zu gravitativen Wechselwirkungen kommen, die einen oder mehrere Körper aus dem System hinausschleudern. Die beteiligten Massen der Planeten beschleunigen einen anderen Körper also durch ihr Gravitationsfeld. Wenn jetzt die tangentiale Beschleunigung des Planeten größer wird als die Anziehungskraft, die seine Sonne noch auf ihn ausübt wird er das System für immer verlassen. Eine Möglichkeit dieses Szenarios ist zb. die planetare Migration, die während der Planetenentstehung die statistische Anhäufung sogenannter heißer Jupiter erklärt.

Wenn ein Planet von den anderen jetzt aus dem System "hinaus beschleunigt" wurde, muss man sich fragen, wie er sich im Raum zwischen den Sternen verhält. Das interstellare Medium ist mit einer extrem geringen Teilchendichte ausgestattet. Dort ist prinzipiell nichts vorhanden. Was sollte einen solchen Planeten nach seiner anfänglichen gravitativen Beschleunigung also abbremsen? Auch Luftwiderstand fällt als Einflussfaktor weg, da wir über das reibungsfreie Vakuum reden. Der interstellare Raum, also der Raum zwischen den Sternen ist RIESIG. Der mittlere Abstand zwischen zwei Sternen in der Milchstraße beträgt ganze 8 Lichtjahe, was 7,56 * 10^13 Km entspricht, was erneut deinen geistigen Horizont übersteigen sollte ;)

Diese Planeten fliegen dann einfach immer weiter. Im übrigen ist bei einer gravitativen Beschleunigung dieser Art nicht zu erwarten, dass ein Waisenplanet innerhalb von mehreren Milliarden Jahren in andere Galaxien eindringen könnte. Dessen Geschwindigkeit ist im Vergleich zur Ausdehnung der Milchstraße so gering, dass er froh sein kann, wenn er nach einigen Millionen Jahren Reise an einem nächsten Stern vorbeikommt. 

Gravitative Beschleunigung die ausreichen um einen Massentransfer zwischen Galaxien zu ermöglichen scheint es jedoch trotzdem zu geben! Nur wandern hier keine Planeten zwischen Galaxien hin und her sondern Sterne und das auch nach gravitativen Wechselwirkungen, die in ihrer Dynamik das Verhalten in jungen Planetensystemen wesentlich übertreffen!

Lg Nikolai

Woher ich das weiß:Hobby – Langjähriger Hobbyastronom

Es gibt ja sogenannte Waisenplaneten

Das ist m.W. keineswegs gesichert, denn weitab von Sternen befindet sich nicht genug Materie, um daraus Planeten zu bilden.

Aus den Modellen, die man für die Entstehung von Sonnensystemen zugrindelegt, ergibt sich aber durchaus die Möglichkeit, dass durch bestimmte Planetenkonstellationen einer der Planeten aus dem Sonnensystem herausgeschleudert wird.

Dieser würde dann mit der Geschwindigkeit, die ihm beim Verlassen des Sonnensystems mitgegeben wurde, weiterfliegen.

Der Raum von hier zum nächstgelegenen anderen Stern ist - wenn man die Sternumbegung weit fasst, etwa 30 Billionen (30.000.000.000.000) Kilometer groß. Das ist 200000 mal die Entfernung zwischen Erde und Sonne.

SarahAusRostock 
Fragesteller
 18.03.2017, 16:04

So viele Nullen... Hilfe. Das übersteigt meinen Horizont : )

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Der interstellare Raum, in dem man Waisen-Planeten entdecken könnte, ist innerhalb unserer Galaxie. Da diese sich als Ganzes dreht, bewegt sich also auch dieser Planet. Er wird zwischen den Spiralarmen der Galaxie durch die Gegend driften. Dabei wird er von den nächsten Sternen allmählich angezogen und in eine Ellipsenbahn einschwenken, auf denen z.b. Kometen in unserem Sonnensystem reisen.