In wie vielen Stunden ist ein Klavier "runtergespielt"?
Angenommen jemand kauft ein ganz neues Klavier im Bereich 6000-8000 Euro. Nach wie vielen Stunden ist es "runtergespielt"? Sorgsamer Umgang vorausgesetzt.
Ich frage bewusst nicht, nach wie vielen Jahren es "ausgenudelt" ist. Denn manche Menschen spielen einmal im Monat ein Stündchen, da der Beruf nicht mehr ermöglicht. Andere studieren ihr Instrument und sitzen täglich 3-4 Stunden daran.
4 Antworten
Ein Klavier hat einen wesentlichen Verschleißteil und das sind die Hammerfilze (die Teile, welche an die Saiten schlagen) - ich vergleiche die gerne mit den Reifen am Auto. Wie schnell sich die abspielen, hängt davon ab, wie "laut" man meistens spielt, weniger wieviele Stunden man spielt. Um den Vergleich mit dem Auto zu bemühen: Je mehr jemand ungestüm Gas gibt, bremst, schnell durch Kurven fährt, umso schneller sind die Reifen "abgenudelt". Ähnlich die Hammerfilze, spielt jemand viel und andauernd fortissimo, dann sind sie relativ schnell hinüber. Nicht-Profis in ihren Wohnzimmern spielen selten immer fff, da halten die Hammerfilze sehr lange.
Andere Verschleißteile sind die Tastengarnierungen, die Achsen, bzw. die Achslager. Diese können sehr lange - viele Jahrzehnte - halten, außer sie sind aus schlechtem Material, wie bei vielen Billigklavieren. Auch ist eine schlecht konstruierte oder schlecht zusammengebaute (schlecht regulierte) Mechanik anfälliger für Verschleiß, weil da die Reibungspunkte der verschiedenen Teile falsch liegen können.
Ein Klavier braucht einen Platz mit einem günstigen Kleinklima (regelmäßige Temperatur, regelmäßige Luftfeuchtigkeit, nicht zu trocken, nicht zu feucht), sollte einmal im Jahr gestimmt und gewartet (gereinigt, Mechanikschrauben nachgezogen, nachrguliert) werden, dann hält es sehr lange.
Wie lange, das hängt auch von der zugrundeliegenden Qualität ab, und die ist sehr unterschiedlich. Billigklaviere können nach wenigen Jahren der täglichen Benützung "hinüber" sein, hochwertige Klaviere nach mehr als 100 Jahren noch brauchbar sein.
So in Stunden lässt sich das leider nicht seriös beantworten, da das von sehr vielen Faktoren abhängt, wei ich mich zu erläutern bemüht habe. Auch der Preis, den ein Klavier kostet, sagt nicht immer etwas über die Qualität aus - leider.
Herzlichen Dank für Deine Mühen und den langen, guten Text!
Ein Klavier ist ein mechanisches Präzisionsgerät mit einer Vielzahl beweglicher Teile. Es unterliegt unweigerlich einem Verschleiß. Wie schnell der Verschleiß verläuft ist neben der Qualität auch von der Spielweise abhängig. Auch das Klima am Aufstellort spielt eine Rolle, weil ein Klavier zu großen Teilen aus Holz besteht und dadurch auf schwankende Temperatur und Luftfeuchtigkeit reagiert. Genau kann das wohl niemand sagen. Ich denke, dass je nach Qualität und Spielweise zwischen einigen Hundert und einigen Tausend Betriebsstunden drin sind, bis erste Instandsetzungsarbeiten fällig werden.
Angenommen du kaufst dir ein Auto. Du fährst das regelmäßig (und womöglich viel) vor dich hin. Nun hast du zwei Möglichkeiten: Entweder du machst nichts dran, dann wird es nach ein paar Jahren Schrott sein. Wie viele Jahre das sind, kann man nicht so ohne weiteres abschätzen, wobei man natürlich pauschal sagen kann, dass eine sündhaft teure Luxuslimousine länger durchhalten dürfte bzw. sollte, als ein "No-Name"-Kleinwagen, der für ganz andere Zwecke hergestellt wurde, wobei auch das nicht einmal so sein muss. Lässt du es nicht regelmäßig warten, Reparaturen nur via Pfuscharbeit durchführen, und fährst du das Fahrzeug nachlässig, ohne auf natürlichen Verschleiß zu achten, dann ist es irgendwann nichts mehr wert (da nötige Arbeiten vernünftige Werte übersteigen werden) und irgendwann ist eben der Verschleiß so groß, dass du sicher damit nicht mehr unterwegs sein wirst. Die andere Möglichkeit, die sich dir bietet, ist das Gegenteil. Du hegst und pflegst es, optisch wie technisch, lässt es regelmäßig warten, behebst jedes drohende Problem sofort professionell, etc. Das kostet natürlich Geld, aber logischerweise wirst du viele Jahre länger etwas von dem Auto haben und hältst zudem seinen Wert kontinuierlich so weit oben wie möglich (nur für den Fall, dass du doch mal verkaufen willst). Im Grunde ist es beim Klavier ähnlich. Und da da keine Elektronik drin ist, sondern nur Mechanik ist es natürlich weniger anfällig als ein Klavier. Es gibt Klaviere, die weit über hundert Jahre alt sind, aber einwandfrei in Schuss sind (wobei die mechanischen Teile darin natürlich nicht mehr hundert Jahre alt sind, da sie regelmäßig erneuert wurden). Es gibt Klaviere, die keine dreißig Jahre alt sind und praktisch kaum noch etwas taugen, da nie etwas dran gemacht wurde, weswegen sich eine Generalüberholung kaum noch finanziell lohnen dürfte.
Ein Klavier kann weit über 100 Jahre genutzt werden, man muss es nur pflegen
Kannst Du mehr zum Thema "Spielweise" sagen?