In welchen Situationen findet ihr es in Ordnung jemanden zu korrigieren?

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es ist doch eher schon eine philosophische Frage, weil man bei der Frage doch gleich fragen muss, warum sollten wir sowas überhaupt tun?

Persönliche Ebene:

Um jemanden oder sich selbst zu schützen das er sich nicht blamiert, oder gar er uns nicht mit ihm blamiert?

Sollte man dann nicht eher an seinem Weltbild und Selbstwert arbeiten als an der Aussprache und dem Schreibstil des Anderen?

Wenn ich andere nicht so sein lassen kann, kann ich dann mich selbst auch nicht so sein lassen wie ich bin? Helfe ich gerade wirklich dem anderen oder nur mir selbst?

Sachliche Ebene:

Wenn es mir um eine rein sachliche Ebene geht, sich einfach schnell verständigen kann ohne große Missverständnisse.

Wäre es nur sinnvoll wenn es diskret ist und wirklich nötig, z.B. im Beruf wenn man Probleme hat sich zu verständigen, Sätze durch Wörter die falsch benutzt werden einen anderen Sinn bekommen und dadurch Abläufe fehlschlagen oder Aufgaben nicht oder unvollständig ausgeführt werden.


Prinzipien Ebene:

Wenn es mir um die reine ästhetische oder prinzipielle Ebene geht. 

Ist das eine persönliche Vorliebe, die wenn man sie anderen aufzwingen will obwohl nicht nötig ist (siehe oben rein sachliche Ebene), nicht nur taktlos, verletzend und sinnlos (wenn nicht nötig dem anderen das Gefühl zu geben man möchte ihm helfen und er wäre nicht ok) rein egoistisch ist (es dient mir nicht ihm). 

Denn sie verhindert weitere Kommunikation und nimmt ihr deswegen ihren ursprünglichen Sinn. Wenn nur noch Menschen reden dürfen die sich perfekt ausdrücken könnten (es ein Status Quo ist) wäre das grotesk. Ebenso wie wenn man die Sprache komplett verspottet das keiner mehr weiss was der andere meint. 

Eine ausgewogene, der Situation und dem Ziel angepasste, Kommunikation ist immer anders und neu - Kommunikation ist eine Brücke die Menschen verbinden soll nicht trennen im privaten Bereich.

Man sollte sich fragen ob man wirklich anderen einen Gefallen tut oder eher nur sich selbst.

Kommunikation im persönlichen Bereich gewinnt wenn sie menschlich, tolerant, großzügig, verständlich aber auch etwas kreativ sein darf und man persönlichen Stil darin Raum gibt um Kommunikation überhaupt erst möglich zu machen.

Kommunikation im sachlichen Bereich gewinnt wenn sie bewertungsfrei, freundlich, sachlich und verständlich ist.

Wer die Kommunikation zu einer Karikatur ihrer selbst macht, in der einen oder anderen Richtung, nimmt ihr ihren Sinn.



Die Faustregel lautet: Immer wenn man jemand anderes Grammatikfehler korrigiert (und glaubt, diesen anderen bloßzustellen), ist man selber der, der sich bloßstellt. 

Allein die beiden Beispiele, die du gebracht hast, sprechen mal wieder dafür. Der einzigste ist grammatikalisch perfektes Deutsch, und schwer hat eben nicht nur die Bedeutung ›von großer Masse‹, sondern auch ›schwierig‹. 

Wenn du denkst, einen Grammatikfehler bei einem Muttersprachler gefunden zu haben, führst du dich meiner Erfahrung nach in 10 von 10 Fällen selbst als Besserwisser vor, der aber nur sehr wenig von dem besser weiß, worüber er sich echauffiert. 

Deshalb Verbessern lieber sein lassen. Außer du machst dich gern selbst zum Narren. 

PS: Entgegen deiner Behauptung machst du selbst übrigens nicht viele Fehler. Muttersprachler machen das grundsätzlich nicht, zumindest wenn sie natürlich miteinander sprechen. 

GRAYMATRIX 
Fragesteller
 08.01.2017, 19:41

Inwiefern ist "einzigste" perfekt? Einzig ist ultimativ... Es hat keine Steigerung genauso wie tot... Es ist ein ultimativer Zustand, ohne Steigerung. 

Und *schwer* und *schwierig* hat 2 verschiedene Bedeutungen... 
Ähnlich, aber verschieden. 

*Es ist schwierig diesen schweren Stein hochzuheben.* 

Und dem Punkt das Muttersprachler grundsätzlich keine Fehler machen kann ich auch nicht zustimmen... Ich habe ja 2 von dir wieder aufgenommene Beispiele genannt... 

0
Deponentiavogel  08.01.2017, 19:50
@GRAYMATRIX

›Der Test war total schwer!‹ ist ein gültiger deutscher Satz. Das Bedeutungsspektrum eines Wortes ergibt sich aus seiner Verwendung durch die Mehrheit der Sprecher, nicht durch die Wörterbuchdefinition von Duden und Wahrig. 

›Einziger‹ oder ›einzigster‹ ist kein Adjektiv; womit deine Prämisse schon einmal falsch ist. Die Steigerung von Adjektiven ist eine Idee, die wir von Grammatik haben, die aber nicht so in unserem Sprachzentrum drinsteht. Das Sprachzentrum kennt das Suffix -st (oder -er), und das hängt es zur räumlichen Determination gerne an Adjektive und Pronomina an (und zwar mit verwandten Suffixen in der gesamten indogermanischen Sprachfamilie): der erste, der zwanzigste, der Beste, der letzte, der einzigste (besser, ein anderer, ersterer, letzterer usw.) usw.

Ein kleiner Ausschnitt, um aufzuzeigen, dass die Sache eben nicht ganz so trivial ist und deshalb besser der Sprachwissenschaft überlassen werden sollte. Als Laie kommt man mit seiner hausverständischen Logik auf keinem Wissenschaftsgebiet weit.

0

Immer dann, wenn der Person ein Nachteil entsteht, wenn man es nicht tut. Und man sollte dabei diskret vorgehen, um die Person nicht lächerlich zu machen.

SKR700  08.01.2017, 14:34

Leider tun das Einige nur aus diesem Grund schon aus Gewohnheit.

0

Ich denke mir mal, wenn man mit der Familie am Tisch sitzt (sprich Onkel, Tanten, Großeltern etc.) und jemand hört zu wie du denjenigen korrigierst, dann würde er sich vor den Leuten schon schämen.

Ich korrigiere nie jemanden, esseiden er spricht extrem gebrochenes Deutsch, dann sag ich ihm mal kurz wie es richtig heißt.

Wenn du trotzdem jemanden korrigieren willst, dann kann man das privat bzw. alleine mit der Person machen und am besten nicht vor der ganzen Familie geschweige vor den Freunden.

Unhöflich ist es eigentlich immer im Freundeskreis und unter Arbeitskollegen, man kann es nur mal ansprechen wenn man wirklich dicke miteinander ist und dann auch nur 1-2 mal.

Alles andere wirkt leider oberlehrerhaft, ich habe selbst diese Erfahrung machen dürfen. Gerade bei geschäftlicher Korrespondenz ist es extrem wichtig, aber wenn der Schuß nach hinten losgeht kann einen dies sehr lange verfolgen.

Man lernt es zu ignorieren. Außerdem ist niemand zu 100% perfekt, es passiert jedem mal von uns. Den Menschen mit schlechter Rechtschreibung kann man nur punktuell helfen, aber dadurch wird es nicht besser. Es fehlen dann halt ein paar Grundlagen.