Ich beneide nichtbehinderte Menschen, sie haben keine Behinderung und müssen nicht damit leben?

13 Antworten

Mißgunst bzw. Neid sind keine guten Ratgeber,ebenso wenig wie Hass,usw...

Dabei ist es völlig egal um was es dabei geht!

Man sollte sich da sein Herz eher frei halten,denn ein "Nicht-Gehandycapter" Kann ja schließlich nix für ein Handycap eines Betroffenen.

Richtig ist aber,man sollte immer Respekt haben - gegenseitig logischerweise!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

ich habe mich mit geistig Behinderten unterhalten. Deren Vorteil ist auf jeden Fall, dass sie sich selbst gar nicht so sehen. Vielmehr sind es die anderen, die behindert sind.

Wie das bei körperlich Behinderten ist, weiß ich allerdings nicht. (Damit geboren). Anders sieht es mit Behinderten wegen Unfall aus. Da kann ich mich durchaus in deren Situation hineinversetzen.

Katze446  08.12.2021, 19:56

Kommt auf das Ausmaß der körperlichen Behinderung an und ob diese mit Schmerzen verbunden ist. In manchen Fällen geht es ganz gut, in anderen ist es sehr schwer. Manche Menschen haben auch große Schmerzen, z.B. Phantomschmerzen nach einer Amputation.

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Katze446  08.12.2021, 20:40
@Alekz500

Ich habe in der Reha mal eine Frau kennengelernt, die ihr Bein bei einem Autounfall verlor. Für sie war nicht der Verlust des Beines am schlimmsten, sondern die Phantomschmerzen.

Mein verstorbener Opa hatte erst einen Schlaganfall und später eine Hirnblutung, der war halbseitig gelähmt und konnte weder sprechen noch schlucken. Das war auch schlimm. Ein normaler Alltag unmöglich. Zwei Jahre später ist er an den Folgen gestorben.

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Alekz500  09.12.2021, 11:14
@Katze446

Katze, so lange die Leute damit einverstanden sind ist doch alles in Ordnung. Wenn man sie natürlich am Leben hält, sieht die Sache anders aus. Meine Mutter starb dieses Jahr. Das Krankenhaus rief bei mir an weil sie nach mir verlangte. Mir war sofort klar warum. Ich bin dann zu ihr gefahren, habe ihr 2 Stunden lang die Hand gehalten. Sie bat mich, sie sterben zu lassen. Sie wollte sich das ganze ersparen. Angesichts dessen, hab ich es ihr natürlich „erlaubt“. Das war ziemlich prägend.

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Katze446  09.12.2021, 11:20
@Alekz500

Mein Opa wurde gar nicht gefragt, ob er überleben will oder nicht, das wurde einfach eingeleitet. Vielleicht wäre er auch lieber eingeschlafen, aber er war bewusstlos und man konnte ihn ja schlecht fragen

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Alekz500  09.12.2021, 11:30
@Katze446

Dann hatte er ja noch „Glück“. Zumindest hat er sich dadurch Schmerzen erspart.

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Katze446  09.12.2021, 11:31
@Alekz500

Nein. Er wurde wiederbelebt. Danach folgte eine 2 Jahre lange Qual, er war geistig und körperlich schwer behindert, ein Vollzeit-Pflegefall. Dann ist er an den Folgen gestorben

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Katze446  09.12.2021, 12:04
@Alekz500

Ja, er wäre besser gleich gestorben, dann wäre ihm das erspart geblieben. Er ist dann zwei Jahre später an einem Stück Schinken erstickt

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Alekz500  09.12.2021, 12:11
@Katze446

Wie äußerst sich deine Behinderung? Von Geburt an?

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Katze446  09.12.2021, 12:12
@Alekz500

Nein, mit 10 Jahren mit Eintritt der Pubertät bekommen. Durch die Hormonumstellung ist im Gehirn was falsch gewachsen, das war der Auslöser für die Epilepsie

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Alekz500  09.12.2021, 12:13
@Katze446

Das heißt also, dass man dir äußerlich nichts ansieht?

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Katze446  09.12.2021, 12:14
@Alekz500

Richtig. Auch in meinem Verhalten nicht. Ich habe auch Abitur und eine abgeschlossene Berufsausbildung. Erst, wenn ich umfalle und einen Anfall bekomme, wird es offensichtlich

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Alekz500  09.12.2021, 12:16
@Katze446

das ist natürlich hinderlich und für manche sicherlich auch befremdlich. Für mich wärst du,so gesehen, nicht behindert.

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Katze446  09.12.2021, 12:20
@Alekz500

Das Problem ist, dass ich früher über viele Jahre mind. 10 - 20 Anfälle pro Tag hatte, die Medikamente haben nicht mehr gewirkt. Das hat meinem Körper arg zugesetzt. Letzter Ausweg: Hirn-OPs, bei denen zweimal der Schädel aufgebrochen wurde und ein Teil des Anfallherdes rausgeschnitten wurde. Doch da der in meinem Sehbereich liegt, habe ich einen Teil meiner Sehkraft verloren und es konnte nicht ganz beseitigt werden, weil ich sonst blind geworden wäre.

Diese Hirn-OPs haben ihren Schaden hinterlassen und auch die starken Medikamente machen einfach nur müde und unkonzentriert.

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Alekz500  09.12.2021, 12:26
@Katze446

Auf mich machst du nicht den Eindruck, als würde was nicht stimmen. Was früher war ist doch eigentlich egal. Hast du im Alltagsleben Probleme?

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Katze446  09.12.2021, 12:30
@Alekz500

Allgemein ist alles ok.

Es ist eher die Angst, wann es wieder passiert mit den Anfällen. Zwei kleine bis mittlere Anfälle bekomme ich sowieso jeden Monat, die merke ich auch vorher und die sind nicht so schlimm.

Aber 1 bis 2 Mal im Jahr trifft es mich richtig mit einem Status Epilepticus oder einem Grand Mal, das muss dann in der Notaufnahme behandelt werden. Das Schlimme daran ist das Verletzungsrisiko und ob das rechtzeitig behandelt werden kann, sonst kann das zum Tod führen.

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Katze446  09.12.2021, 12:33
@Alekz500

Ich bin verheiratet. Aber tagsüber auf mich allein gestellt mit meinem Kind. Ich muss dann halt selbst den Notruf wählen, soweit ich dann noch in der Lage dazu bin

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Alekz500  09.12.2021, 12:38
@Katze446

Wovor genau? Ich bin echt überrascht. Die erste vernünftige Unterhaltung hier. Respekt. 😉

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Katze446  09.12.2021, 12:41
@Alekz500

Angst, dass die Anfälle außer Kontrolle geraten oder ich mich dadurch schlimm verletze. Das ist schwierig zu beschreiben, während eines epileptischen Anfalls hat mein keine Kontrolle mehr über seinen Körper, man sieht lauter bunte Farben, die ganze Umgebung wackelt, die Geräusche werden seltsam laut und bedrohlich, der Körper hat keinerlei Gefühl mehr für Bodenhaftung (man meint, man würde in einen Abgrund fallen). Das ganze kann zu einer Verkettung von Anfällen führen, die nicht mehr aufhört. Das kann zu Ersticken oder tödlichen Verletzungen wie einer Wunde am Kopf durch Stürzen führen. Durchbrochen werden kann das nur mit Notfallmitteln, die in die Vene gespritzt werden.

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Alekz500  09.12.2021, 12:43
@Katze446

Wenn du merkst, dass es kommt: wie viel Zeit hast du?

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Katze446  09.12.2021, 12:46
@Alekz500

ja, oder hinsetzen und irgendwo dran festhalten. Klappt ganz gut

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Alekz500  09.12.2021, 12:47
@Alekz500

Vor ewigen Zeiten habe ich mal einen Anfall bei einer Passantin erlebt. Das war ganz schön angsteinflößend. Ich hatte sie damals einfach festgehalten. Ein paar Minuten später war alles wieder gut.

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Alekz500  09.12.2021, 12:51
@Katze446

Na siehst du. Jammern hilft in deinem Fall nicht. Man muss sich nur zu helfen wissen.

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Katze446  09.12.2021, 12:54
@Alekz500

Klar. Aber das man manchmal Frust hat, ist auch logisch. Am meisten ärgert es mich, dass solche Erkrankungen noch immer nicht von der Gesellschaft akzeptiert werden. Da gibt es noch massig Vorurteile und es macht einem die Arbeitssuche nicht gerade einfach.

Eine weitere Belastung sind die Medikamente. Die haben ganz schöne Nebenwirkungen und machen sehr müde. Ich wünschte oft, ich hätte mehr Energie.

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Alekz500  09.12.2021, 12:59
@Katze446

Dein größter Vorteil ist doch, dass du deine Schwächen kennst. Nutze doch mal deinen intellekt. Wenn du etwas nicht auf den direkten Weg erreichen kannst, dann mach halt ein paar Umwege.

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Katze446  09.12.2021, 13:04
@Alekz500

Dann müsstest du das Arbeitsamt davon überzeugen, dass ich eine Online-Schulung halbtags machen darf und nicht ganztags machen muss. Ganztags schaffe ich einfach nicht.

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Katze446  09.12.2021, 18:24
@Alekz500

Richtig. Ich muss mindestens 6 Stunden am Tag machen und da ich auch mein Kleinkind rund um die Uhr ohne Pause um mich habe, wird mir das zu viel

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Katze446  09.12.2021, 19:28
@Alekz500

Doch, das muss ich dann halt privat bezahlen. Habe ich auch vor, aber der Kindergarten ist gerade wieder wegen Corona geschlossen und wenn mich mein Kleinkind von 3 Jahren den ganzen Tag beschäftigt, kann ich nicht lernen. Dazu brauche ich Ruhe. Deshalb möchte ich das machen, wenn sie geregelt in den Kindergarten geht, dann habe ich die nötige Ruhe und Zeit für mich.

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Neid ist nicht hilfreich. Natürlich wissen sie es nicht, woher auch.

Man kann Dinge welche man noch nicht nicht selbst erlebt hat, nicht oder nicht wirklich nachempfinden.

Und anerkannt wird vieles nicht. Egal wie sehr es das Leben oder Alltag einschränkt oder einschränkend könnte.

Ich bin selbst chronisch krank und schwerbehindert.

Aber ich beneide die gesunden Menschen nicht, jeder hat sein Päckchen zu tragen. Zum Beispiel gibt es gesunde Menschen, die aber keinen Partner finden, ewig Single sind und keine Kinder haben. Oder gesunde Menschen, die beruflich nie Erfolg haben oder Menschen, die Gewalt erleben mussten oder Betrug oder oder oder

Aber mit deiner Annahme, dass gesunde Menschen nicht über eine Behinderung nachdenken, liegst du richtig. Die rechnen gar nicht damit, dass es gesundheitlich auch mal anders aussehen kann.

OnkelOzzy  30.12.2021, 19:24

Mitnichten. Ich zum Beispiel habe mein Haus kernsanieren müssen. Dabei wurden auch Türen verbreitert, das Treppenhaus so konzipiert, dass man problemlos einen Treppenlift montieren kann, ebenerdige Duschen...

Theoretisch kann ich schon morgen im Rollstuhl sitzen. Und jünger werde ich wahrscheinlich auch nicht mehr. Ich kenne viele, die entsprechend vorsorgen.

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Sie haben aber andere Problemen, die du nicht beneiden würdest.

Passwort314 
Fragesteller
 30.12.2021, 21:34

Welche anderen Probleme haben nichtbehinderte Menschen?

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