Hundeschule Leckerlis Ja oder Nein?

18 Antworten

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Also ich kann zu dem Thema beitragen was meine Trainerin in der Gruppe damals so ein bisschen durch die Blume gesagt hat:

Die Anti-Leckerli-Haltung kommt, so wie ich das verstanden habe, ein bisschen aus der Sparte der "Perfektions-Gehorsamkeits-So-und-nicht-anders-Riege", also von Trainern bei denen das Trainingsziel darin besteht einen Hund zu "erarbeiten", der Herrchen/Frauchen vergöttert und alles für ihn/sie tun würde und den ein wohlwollendes "Fein gemacht" schon in Euphorie versetzt.

Nun muss man aber auch akzeptieren, dass auch Hunde Individuen sind und durchaus in der Lage sind a) sich individuell zu verhalten und b) auch aus dem Leben lernen können. Und ein Hund der gelernt hat, dass er auch ohne Menschen überleben kann, der nie eine innige Beziehung zu irgendeinem Menschen aufgebaut hat, bzw. nur bezüglich der Nahrung von Menschen abhängig war oder anders herum nur Schlechtes durch Menschen erfahren hat, den juckt so ein "Fein gemacht" eben nicht sonderlich.

Ich z.B. bin ja schon froh, dass mein Hund überhaupt von mir begeistert ist, aber man kann schließlich nicht ständig wie ne komplette Irre über die Wiese rennen, damit der Hund seinen Spaß hat - der Hund muss nunmal auch lernen langweilig neben Frauchen herzulaufen und bei ihr funktioniert das nunmal am besten (besser gesagt: nur) über Leckerchen. So ein Tätschler am Kopf juckt sie nämlich nicht und bei zuviel Enthusiasmus denkt der Hund natürlich sofort, dass Action angesagt ist.

Umgekehrt gibt´s natürlich auch "Problemhunde" für die ein Leckerchen nichts besonderes ist - der Hund meiner Tante ist z.B. so einer. Sehr unsicher, gleichzeitig ein Kontrollfreak. Meine Tante kann da nur mit ihrem eigenen Verhalten arbeiten

sophia40 
Fragesteller
 03.02.2012, 12:09

Wow was für eine mega Antwort. Ich muss sagen wir haben hier auch so einen Hund. Wenn sein Frauchen nur kurz sagt Gut dann freut der sich so doll das ist irre echt. Er tut alles für sie er schaut nur nach ihr er hört auf den kleinsten Piep den sie sagt. Das ist schon auch faszinierend. Weniger faszinierend ist es wie sie das hinbekommen hat. Nämlich ausschließlich über Meideverhalten. Insofern hast Du total recht. Jetzt weiß ich aber dank Dir woher das kommt wegen den Leckerlis. Ich danke Dir sehr für die Antwort die so viele Seiten beleuchtet.

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niska  03.02.2012, 12:36
@sophia40

Hmm, über Meideverhalten den Hund erziehen... naja, also bei meiner Trainerin, gibt es je nach Hund auch ab und an solche Übungen von wegen: Der Hund muss lernen, dass Mensch auch ohne ihn leben kann, das bezieht sich dann eher auf Hunde, die ihre Besitzer kontrollieren. Bei meiner wäre das aber eher kontraproduktiv, die ist ja sowieso eine Insel von Hund (der muss ich stattdessen ständig beweisen, dass ich ihr "sicherer Hafen" bin)...

Die kontrolliert nicht, die manipuliert ;)

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taigafee  03.02.2012, 14:03

tolle antwort. zum nachdenken :-).

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Geht es hier um zugefütterte Leckerlies? dann find ich das auch nicht gut, da die Hunde dadurch fett werden. Was man allerdings machen könnte (und wovon ich auch voll begeistert wäre!) ist, das Futter durchs Training zu erarbeiten. Mich macht es immer wieder traurig wenn die Hunde das futter einfach so hingestellt bekommen... klar futter ist futter aber es sollte schon was besonderes sein finde ich. Ist ja in der Natur auch so, da werden die Wildhunde mit dem Futter belohnt das sie so erfolgreich gejagt haben.

sophia40 
Fragesteller
 03.02.2012, 15:41

Danke für die Antwort. Genau das versuche ich den Kunden schmackhaft zu machen. Futter erarbeiten. Fütterst Du gar nichts aus dem Napf? Oder nur was übrig bleibt? Was hast Du für einen Unterschied bemerkt zum normalen Leckerli füttern? Ich frage weil ich wissen möchte, ob wir das Gleiche festgestsellt haben bei unseren Hunden. :-))

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Alphawoelfin992  03.02.2012, 15:55
@sophia40

Also Spike bekommt so gut wie alles erarbeitet, es sei denn es ist mal stressiger (also z.B. Terminüberfüllter Tag) dann bekommt er Morgens 1/3 seiner Tagesration und Nachmittags und Abends muss/darf er es sich erarbeiten. so einmal die Woche bekommt er vollkommen ohne was zu machen ein "großes Leckerlie" meistens die billigvariante vom pedigree dentastix (ist aber besser von der zusammensetzung her, kein zucker drin und kaum getreide).

bei meinen früheren Hunden gabs nur aus dem Napf allerdings war ich da richtige Sünderin. Heißt: Aldifutter, es stand immer was da und wenn nicht wurde nachgefüllt und dickmacher leckerlies. Spike ist absolut aufmerksam, ist ja klar sonst gibts ja auch nix zu mampfen, meine früheren Hunde haben so lala mal gemacht was ich wollte (warum sich anstrengen? gibt doch eh was auch wenn das nicht so toll ist wie das was Frauchen in der Hand hält).

Er ist zwar erst 5 Monate alt, hört aber 10 mal besser als die Hündin die ich davor hatte, das liegt zwar nicht grundsätzlich an der neuen Fütterung aber trägt einen großen Teil dazu bei glaube ich.

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sophia40 
Fragesteller
 03.02.2012, 16:25
@Alphawoelfin992

Super vielen lieben Dank für die tolle Antwort. Genau das Gefühl habe ich auch. Bei mir war es ein Zufall. Meine Hündin darf im Moment aus gesundheitlichen Gründen ( wir sind aber in Behandlung) nichts anderes ausser Ihr Futter bekommen. Also habe ich das Futter als Leckerli genommen. Sie frisst es super gerne sie liebt ihr Futter. Ich dachte noch der Arme Hund nur das trockene Zeug da. Aber Du wirst staunen, auch sie ist total aufmerksam hört super gut liebt Futterbeutel Training und Longieren. Und ganz erstaunlich ich komme bei Ihr schneller von den Leckerlis ( dem Belohnen weg) das ist total irre. Sie macht alle Dinge auch so freudig irgendwie. Anderes als unsere anderen Hunde. Sie tut es echt gerne. Ich danke Dir sehr.

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Warum ist der Hund bei uns? Weil wir sein Leben sichern und ihm alle nötigen Ressourcen bieten - eben auch Futter. Niemand tut etwas ohne Grund, auch ein Hund nicht. Ich arbeite recht viel über Leckerchen - bei Kundenhunden ebenso wie privat. Härtefälle bekommt man oft in den Griff, indem sie sich ihr komplettes Futter erarbeiten müssen. Ein Hund muss keinem Kadavergehorsam folgen - er sollte lernen, dass es Sinn macht so zu reagieren, wie wir es für richtig halten. Und wenn dieser Sinn ein bisschen Futter ist...

sophia40 
Fragesteller
 03.02.2012, 11:09

Herzlichen Dank für Deine Meinung. Hast Du schon jemals negative Erfahrugen gemacht oder das jemand gesagt hat ja die Tygerlilly geh da nicht in die Hundeschule die machen alles über Leckerlis. Würde mich total interessieren.

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TygerLylly  03.02.2012, 11:43
@sophia40

Nein, bislang hatte ich nur positive Feedbacks. Und du musst auch unterscheiden zwischen Leckerchen und Futter. Das eine ist Ressource, das andere Bestechung/Motivation. Bei den meisten Hunden kann man das ganz normale Futter nehmen, das sie ohnehin bekommen.

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sophia40 
Fragesteller
 03.02.2012, 11:45
@TygerLylly

Ha endlich mal jemand. Genau so mache ich das auch. Meine Hunde bekommen ihr Futter fast nur draussen. Geht super gut echt. Einfach toll. Ich danke Dir sehr das ist klasse. Ist aber seltsam, dass viele Hundebesitzer das nicht wollen mit dem normalen Futter. Geht es Dir auch so?

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TygerLylly  03.02.2012, 11:58
@sophia40

Habe ich noch nicht erlebt. Die meisten sind einfach nur froh, dass es einen Tipp gibt und wenn es dann klappt sind sie begeistert.

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sophia40 
Fragesteller
 03.02.2012, 12:05
@TygerLylly

Gut, dann liegt es an mir bzw meiner Kommunikation. :-)) Bzw dann nicht Kommunikation. Ich danke Dir herzlich. Schönes Wochenende noch.

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Seehase  03.02.2012, 13:22
@sophia40

Tyger, du solltest doch wissen dass Trofu als Leckerlie nur bedingt geeignet ist ;))

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TygerLylly  03.02.2012, 14:05
@Seehase

Allemal besser als die textmarkerfarbenen anderen Leckerchen ;) Meine werden gebarft und als besonderes Leckerchen gibt es Platinum TroFu...

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Also ich glaube, das die Zeitungen die dies schreiben und die Menschen die sowas behaupten schlichtweg doof sind ;-)

Es geht um Bestätigung, für eine gute erbrachte Leistung. Wieso sollte diese nicht durch ein Leckerchen belohnt werde?. In der HS in der wir waren wurde sehr viel mit Leckerchen gearbeitet, und das finde ich auch gut. So lernen die Hunde schnell was von ihnen erwartet wird, und abbauen kann man es doch immer, oder zumindest auf ein absolutes minimum reduzieren. Auch in meinem Verein wurden wir dazu angehalten mit vollen Taschen zu kommen.....Wenn es auf Prüfungen zu ging, wurde wie schon gesagt, die Gabe von Leckerchen langsam aber stetig wieder abgebaut.

Also, ich finde es völlig in Ordnung, und in meinen Augen ist ein Trainer, der so arbeitet, weder ein Softi noch taugt er nichts!

Ich würde es an deiner Stelle einführen, der Erfolg wird dir recht geben! Allerdings würde ich den Teilnehmern von vornherein sagen, das ein Fingernagel großes Stückchen völlig genügt....nicht das du Ärger bekommst, weil die Hunde auf einmal schlagartig zunehmen :-)))

LG

sophia40 
Fragesteller
 03.02.2012, 10:51

Hallo Acoma, ich danke Dir tausend mal für diese tolle Antwort. Genau so mache ich es. Ich sage den Kunden was sie tun können, damit der Hund nicht dick wird. Und das sie ganz ganz kleine Stücke nehmen sollen. Auch mache ich es immer so das entweder mein Hund oder ein anderer Kunden der schon fast fertig ist kommt und einiges zeigt. Die Kunden sehen dann das es auch ohne oder mit ganz wenig Leckerlis geht. Da sind viele dann beruhigt.

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gkyFFM  03.02.2012, 13:22
@sophia40

In jedem Zoofachgeschäft gibt es Trainings-Bits. Das sind kleinere Leckerliestückchen. Die gibts glutenfrei, zuckerfrei, mit wenig Fett, in allen möglichen Variationen und Geschmacksrichtungen.Erst gestern, als ich für meine Madame wieder größere Leckerliemengen eingekauft habe, habe ich sogar Leckerlies auf Käsebasis entdeckt. Jedes Stückchen war so groß wie eine Erbse. Und selbst wenn man viele Leckerlies beim Training oder in der Schule verwendet, dann geht man halt 5 Minuten länger Gassi, damit der Hund nicht aus den Nähten platzt.

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sophia40 
Fragesteller
 03.02.2012, 15:43
@gkyFFM

Ja, die hat eine Freundin von mir. Diese Bits sind echt sehr sehr klein :-))

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Es ist völlig irrelevant mit was man belohnt - der Hund will belohnt werden. Für den einen Hund ist ein Spielzeug interessanter, für den nächsten reicht eine Streicheleinheit und der Letzte wird nur durch Fressen motiviert. Man sollte herausfinden, auf was der Hund am meisten steht - das kann sogar situationsabhängig sein. Beim Kommando "Aus" beispielsweise würde ich NIE bei meinem Hund ein Leckerchen verwenden. Denn für ihn gibt es nichts größeres, wenn er bei einem Ziehspiel auf "Aus" gehört hat SOFORT weiter ziehen zu dürfen bzw. das Spieli fliegen zu sehen.

Ich würde einfach mal behaupten, dass die MEISTEN Hund, nicht alle, in den meisten Situationen durch Leckerchen motiviert werden. Zudem ist ein Leckerchen als Belohnung zeitgenauer, präziser und auch schneller wieder vorbei.

Aber das eine Hundeschule einen schlechten Ruf bekommen hat, weil dort fast ausschließlich mit Leckerchen gearbeitet wird, habe ich noch nie gehört. So ein Ruf entsteht aber auch nur durch Halter, die ihren Hund falsch belohnen - also bestechen (falsche Umsetzung der Halter). Dadurch entsteht der Eindruck "mein Hund hört nur dann, wenn ich ihm das Leckerchen zeige". Das sollte eben vermieden werden.

Egal mit was belohnt wird, es sollte nach und nach wieder reduziert werden. Aber so, dass der Hund nicht frustriert wird, sondern in eine Erwarungshaltung fällt, die ihn bei Nichtgabe der Belohnung motiviert.

Geh einfach mit deinem Hund als bestes Beispiel voran ;)