Hund entfremdet sich?

3 Antworten

Meine Hündin findet meinen Vater toll, dafür geht der eine Hund meiner Eltern komplett ab wenn ich zu Besuch bin und ignoriert diese Zeit lang jeden anderen Menscehn komplett. Dabei hab ich nie was getan um ihn irgendwie zu locken, absolut überhaupt garnichts.
Er hört schon das Auto kommen und steht dann fiepend vor der Tür, rennt sofort zur Couch, springt rauf und "umarmt" mich schwungvoll, schreit richtig laut und jault bis ich sitze. Dann mit einem halben Salto in den Schoß geworfen und mit raushängender Zunge den Bauch kraulen lassen, den Hals, das Gesicht und wieder den Bauch. Dann hat er Ruhe und bleibt einfach angekuschelt liegen, gerne kann ich ihn ein bisschen weiter streicheln. Erst nach einer ganzen Zeit bequemt er sich, meine Hündin zu begrüßen und wenn er Laune dazu hat erübrigt er vielleicht einen Blick für meinen Mann oder seine Besitzer.
Ich kann ihm die Krallen schneiden und letztens sogar eine Zecke vom Augenlid zupfen, er vertraut mir zu 100% und ich weiß nichtmal, warum. Sogar geduscht hab ich mit ihm schon (er hatte ein Date mit einer länger verstorbenen Krähe). Meine Mutter hat ihn nicht dazu bewegen können aber bei mir war das naja, zwar nicht schön und er stand da wie das Leiden Christi aber er hat es gemacht. Obwohl der olle Doggerich jede Form von Wasser verabscheut.

Hunde sind manchmal einfach so, er ist gern "Enkelhund" und lässt sich ein wenig verwöhnen aber so richtig zuhause ist sie doch bei euch, da ist sie sicher genug um richtig feste zu schlafen weil sie weiß, das ihr da seid und aufpasst.

jackymar 
Fragesteller
 06.07.2022, 18:15

:-D vielen Dank für das schöne Bild des Hundes unter der Dusche, das ich jetzt im Kopf hab!

Ne, aber ganz ehrlich: Sehr schön zu hören, dass unsere Maus nicht die einzige "Fremdgängerin" unter den Schnüffelnasen ist.

Irgendwo hab ich mal gelesen: "Hunde sind Egoisten. Sie sind am liebsten dort, wo sie für sich den meisten Nutzen ziehen können."

Und das ist eindeutig bei meinen Schwiegereltern! Sie muss ja auch nicht laufend trainieren, Kommandos befolgen und darf den ganzen Tag im Garten toben. Da wär ich als Hund auch gern :-)

Nichtsdestotrotz stimmt es mich als Hundemami schon immer sehr traurig, wenn Mausi so gar nicht mit heim will und sich mit Händen und Pfoten wehrt...

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Achwasweissich  06.07.2022, 18:25
@jackymar

Wenn mein bester Freund zu Besuch kommt sag ich auch immer das es treulose Tomate als Mittagessen gibt...dabei ist er Katzenmensch. Der Trulla ist es egal, neue Knuddelhände sind immer besser ;P

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jackymar 
Fragesteller
 06.07.2022, 18:32
@Achwasweissich

Komisch, das hör ich auch immer öfter, dass sich Hunde zu Menschen hingezogen fühlen, die mit ihnen eigentlich so gar nix am Hut haben.

Das soll mal einer verstehen :-D

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Achwasweissich  06.07.2022, 18:33
@jackymar

Das ist wie mit Katzen, die immer genau denenn auf dem Schoß springen oder um dei Beine schleichen die sin am meisten verabscheuen. Vielleicht einfach, weil diese Personen sie nicht anstarren oder aufdringlich werden?

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jackymar 
Fragesteller
 06.07.2022, 18:43
@Achwasweissich

Ja, das ist auch meine Theorie.

Aber das lässt sich auf unsere Hündin leider nicht anwenden. Meine Schwiegereltern vergöttern und betüddeln sie, wo es nur geht. Und andersrum genauso. Scheint wohl so ein Katzen-Ding zu sein :-)

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Hört sich für mich ganz normal an nicht entfremdet.

jackymar 
Fragesteller
 06.07.2022, 17:53

Danke, ich hoffe, du hast Recht :-)

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Meine Hunde finden ihre "Großeltern" auch ganz toll. Sie sehen sie einfach seltener als ich, weswegen die als "Ressource" in dem Moment bedeutender sind. Und auch wenn deine Hündin an die 7 Stunden dort ist, verbringt sie ja dennoch mehr Zeit mit dir, weswegen ihre "Großeltern" für sie dennoch was besonderes und tolles sind. Kinder sind oft auch viel lieber bei der Oma, nicht nur, weil man dort Schokolade essen und Fernseher schauen darf, sondern auch, weil es etwas ist, was seltener passiert und dadurch besonders bleibt.

Wegen dem unter dem Tisch verstecken: Ich würde mal schauen, ob da nicht ein anderes Problem hinter steckt. Also dass es nicht bedeutet, dass sie nicht mit zu euch nach Hause kommen möchte, sondern ob sie irgendwas zwischen "ich bin bei der Oma" und "ich bin wieder zuhause" stört. Fährt sie ungerne Auto? Lässt sie sich ungerne "anziehen" bzw. anleinen? Wirkst du versehentlich bedrohlich beim Anleinen? Hat sie sich beim Rausgehen mal erschreckt? Hat sie Schmerzen bei Rausgehen (zum Beispiel beim Treppen laufen oder ins Auto steigen)? Gibt es irgendwelche gruseligen Dinge im Flur oder vor dem Haus, die ihr bei der Ankunft weniger schlimm erscheinen, weil sie sich auf ihre Großeltern freut? Falls es da irgendwas geben sollte, würde es Sinn machen, daran zu arbeiten, dass das unangenehme für sie angenehmer wird.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin Hundetrainerin und Verhaltensberaterin
jackymar 
Fragesteller
 06.07.2022, 23:04

Vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort!

Ich hab es auch versucht, mit Kindern zu vergleichen. Und das leuchtet mir durchaus ein. Trotzdem blutet mein Hundemama-Herz, wenn sie einfach nicht mit mir mitkommen will :-D

Aber du hast mir jetzt tatsächlich etwas vor Augen geführt, was ich so gar nicht im Kopf hatte:

Das Auto fahren! Das mag sie überhaupt nicht. Und wenn wir dort weg weggehen, müssen wir Auto fahren. Immer. Zwar nur 5 Minuten, aber das weiß sie...

Wir haben schon probiert, daran zu arbeiten. Ich denke, das Problem ist bzw. war ihre erste Fahrt. Die war nonstop von Bosnien hierher mit 8 anderen Hunden in einem Transporter. Also für sie wahrscheinlich die Hölle!

Es ist schon besser geworden. Sie fährt in der Box mit, an die wir sie vorher in der Wohnung langsam gewöhnt haben. Mittlerweile jault sie nicht mehr. Sie hat aber nach wie vor Stress, hechelt und fiept beim Anfahren/Abbiegen etc.

Kann das wirklich der Grund sein? Das wär plausibel, wär mir aber im Leben nicht eingefallen :-)

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LynnSo  08.07.2022, 15:19
@jackymar

Ja, das könnte auf jeden Fall der Grund sein. Sie weiß ja, dass sie, immer wenn sie dieses Haus verlässt, Auto fahren muss. In ihrer Logik kann sie dem Auto fahren also entkommen, in dem sie das Haus nicht verlässt. Sie kommt damit zwar nie zum Erfolg, weil sie ja dennoch irgendwann ins Auto muss, aber so lange die Angst da ist wird sie es vermutlich weiter zeigen. Und eigentlich ist es auch gut. Einem Hund, der irgendwann aufgibt, der nicht mehr versucht, etwas blödem zu entkommen, wird es schwerer zu helfen. Den muss man erstmal wieder dazu bringen, überhaupt zu handeln.

Zeigt sie das Verhalten denn nur, wenn ihr bei deinen Schwiegereltern seid, oder auch an anderen Orten?

Wenn sie es nur bei euren Schwiegereltern zeigt könnte es zum Beispiel sein, dass lediglich das Verlassen des Haus deiner Schwiegereltern mit euch das Auto fahren wirklich zuverlässig vorraussagt. Bei euch zuhause geht ihr bestimmt auch mal spazieren, oder zu Fuß irgendwo hin, wenn ihr das Haus mit ihr verlasst, dadurch könnte es sein, dass sie sich bei euch zuhause zum Beispiel nicht versteckt.

Ich würde das Auto fahren vielleicht trainieren, und dann schauen, wie es mit dem Verstecken aussieht. Wenn ihr das Auto fahren weniger schwer fällt und parallel dazu das Verstecken langsam nachlässt, dann wüsste man, dass es vermutlich daran gelegen hat.

Ich würde was das Auto fahren angeht viel mit "vom Auto weg" als zusätzliche Belohnung arbeiten. Man könnte zum Beispiel damit anfangen, dass sie sich dem geschlossenen Auto ein Stück annähert (zum Beispiel über den Handtouch) und man dann als Belohnung ein Leckerli Weg vom Auto wirft, damit die Distanz wieder größer wird. So hat man eine doppelte Verstärkung des gewünschten Verhaltens. Einerseits das Leckerli (oder ein Spielzug oder andere Form der Belohnung), und die Erleichterung, dass sie von dem gruseligen Teil weiter weg ist. Und man schafft positive Assoziationen und gibt ihr Kontrolle. Sie muss nicht näher zum Auto, als sie sich zutraut. So kann man sich dann ganz langsam ans geschlossene Auto annähern. Dann vielleicht das gleiche nochmal mit geöffneter Tür. Dann vlt mit laufendem Motor. Dann das Einsteigen ohne Motor üben. Rein, und als Belohnung Leckerli aus dem Auto werfen, so dass sie wieder aussteigt. Dann könnte man die Dauer im Auto verlängern (man würde dann im Auto mehrere Leckerli füttern und das letzte wieder rauswerfen). Das gleiche dann mit gestartetem Motor. Man kann es dann immer weiter ausbauen, kurz anfahren, ein bisschen länger fahren, noch länger fahren, auf der richtigen Straße fahren, eine Abbiegung fahren usw. Am besten arbeitet man da mit einem individuellen Trainingsplan für den Hund, da es unterschiedliche Dinge sind, die schwer fallen oder Angst auslösen. Das ist nur ein Beispiel, wie man es machen könnte.

Man kann das Einsteigen ins Auto bei den Schwiegereltern auch parallel dazu üben, falls es ihr dort schwerer fällt. Wenn sie zum Beispiel zuhause stressfrei kurz im stehenden Auto bleiben kann, könnte man anfangen, das auch bei den Schwiegereltern zu üben. Also dass sie das Verhalten erst dann in der schwierigeren Umgebung lernt, wenn sie es in der einfacheren schon kann.

Es gibt einige Dinge, die das Auto fahren, was halt dennoch sein muss, weniger schlimm machen. Konditionierte Entspannung über eine Decke oder einen Klang, einen Geruch... Einen Kauartikel, falls sie den nehmen kann. Vielleicht könnte man sie vor Reizen abschirmen, durch eine Decke über der Box (die Box sollte nur nicht ganz zu sein, wegen der Luftzufuhr), einer Calming Cap, Musik usw.

Ich würde das "muss jetzt halt sein" Auto fahren auch ankündigen. Kann gut sein, dass sie dann erst recht flieht, aber so kann sie sich sicher sein, wann sie etwas blödes erleben muss, und wann nicht. Wir wollen praktisch zwei verschiedene Situationen kreieren.

Einmal die Trainingssituation, in der sie zu nichts gezwungen wird, in der ins Auto steigen bzw. fahren Spaß macht, wo sie positive Assoziationen machen kann, in der sie nur so lange im Auto ist, wie sie es stressfrei schafft usw. Sie soll nicht die Befürchtung haben, dass sie dann plötzlich doch gezwungen wird zu fahren. Das könnte das Training sehr viel schwerer machen. Man könnte diese Situation zum Beispiel kennzeichnen, in dem man sich ein Signal fürs ins Auto steigen überlegt, dass man ihr dann eben gibt.

Die zweite Situation hingegen wäre die, in der sie eben das Auto fahren ertragen muss, weil es gerade nicht anders geht. Ich würde mir ein anderes Signal überlegen, dass man ihr in dieser Sitaution sagt, und sie dann zum Auto führt.

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LynnSo  08.07.2022, 15:20
@jackymar

Ziel ist, dass sie beides unterscheiden kann, und irgendwann die "Auto fahren ist toll" Situationen alle "Auto fahren ist blöd" Situationen ersetzen können. Ich würde auch immer Zeit zwischen beiden vergehen lassen. Also nicht ein paar Mal positiv üben und dann beim letzten Mal eben doch mehr machen, als sie kann, weil man jetzt eben Auto fahren muss. Stattdessen würde ich ein paar Mal üben, und wenn man dann wie zum Beispiel bei den Schwiegereltern doch fahren muss, Zeit vergehen lassen, in der sie etwas anderes macht, und sie erst dann zwingen, mitzukommen.

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