Hey, weiß jemand von euch was der Unterschied zwischen dem intermediären Erbgang und dem dominant-rezessiven Erbgang ist?

2 Antworten

Hallo Varissa5669

Beim dominant-rezessiven Erbgang wird bei Mischerbigkeit immer das dominante Gen ausgeprägt beim intermediären Erbgang werden beide Merkmale teilweise, nebeneinander oder als Zwischenzustand ausgeprägt.

Mischerbig bedeutet immer dass sich das Gen für das eine Merkmal auf einem von der Mutter geerbten Chromosom befindet und das Gen für das andere Merkmal auf einem vom Vater geerbtem Chromosom befinden.

Es sind auch komplexe Erbgänge möglich bei denen einige Merkmale zueinander dominant-rezessiv sind und andere intermediär so wie z.b. die Blutgruppen nach AB0 System A und B sind beide intermediär zueinander aber dominant gegenüber 0 und 0 ist immer rezessiv.

LG

Darkmalvet

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologie Leistungskurs außerdem Hobby
Varissa5669 
Fragesteller
 18.11.2017, 15:24

Vielen dank für deine Hilfe! Was meinst du mit nebeneinander oder als Zwischenstand ausgeprägt ?

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Janeko85  18.11.2017, 15:43

So einen Erbgang wie den bei der Blutgruppe AB nennt man meines Wissens kodominant, das ist nochmal was anderes als intermediär. Der Unterschied ist, dass man bei der Blutgruppe AB sowohl die Antigene der Blutgruppe A als auch die der Blutgruppe B hat. Bei einem intermediären Erbgang hätte man nur eine Art von Antigenen, die ein Mittelding zwischen denen der Blutgruppen A und B wären.

Und mischerbig heißt, dass man von einem Gen zwei verschiedene Allele (Genvarianten) hat. Beide Exemplaren eines Gens, die man hat, befinden sich außerdem immer auf homologen Chromosomen (das eine vom Vater, das andere von der Mutter), auch wenn sie gleich sind und man in Bezug auf das entsprechende Merkmal reinerbig ist.

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Moin,

das hat beides etwas mit der Ausprägung eines Merkmals (also dem Phänotyp) und der genetischen Ausstattung (also dem Genotyp) eines Individuums zu tun.

Beim dominant-rezessiven Erbgang ist es so, dass es zum Beispiel für das Gen, das für die Ausprägung eines Merkmals zuständig ist, zwei Ausführungsvorschriften (Allele) gibt. Wenn nun die Wirkung des einen Allels die Wirkung des anderen im Phänotyp überdeckt, sagt man, dass dieses Allel über das andere "dominant" ist. Das Allel, dessen Wirkung man nicht im Phänotyp sieht, bezeichnet man als "rezessiv".

Ein Beispiel:
Eine Blütenpflanze kommt in zwei Formen daher, einmal mit roten Blüten und einmal mit weißen Blüten. Also kann man hier Erbgänge dahingehend untersuchen, wie das Merkmal "Blütenfarbe" vererbt wird.
Der Einfachheit halber sei es so, dass das Merkmal "Blütenfarbe" von einem Gen bestimmt wird. Von diesem Gen gibt es die beiden Allele "A" und "a".
Groß-A ist die Ausführungsvorschrift: "Mache roten Farbstoff".
Klein-a ist die Ausführungsvorschrift: "Mache keinen Farbstoff".

Wenn du nun in der Parentalgeneration (Eltern) zwei homozygote (reinerbige) Individuen kreuzt, von denen eins rotblühend, das andere weißblühend ist, so kommen in der F1-Generation 100% Nachkommen heraus, die rotblühend sind.

Das kommt daher, dass das reinerbig rotblühende Individuum die genetische Ausstattung "AA" hat. Es kann an alle seine Nachkommen also nur die Erbinformation "A" weitergeben (also "Mache rote Farbe").
Das reinerbig weißblühende Individuum hat dagegen die genetische Ausstattung "aa". Es kann selbst keinen Farbstoff herstellen und kann auch an alle seine Nachkommen nur die Information "a" ("mache keine Farbe") weitergeben.
Darum kommen bei dieser Kreuzung Nachkommen heraus, die die genetische Ausstattung "Aa" haben. Ein Allel wirkt in diesen Nachhkommen also so, dass roter Farbstoff hergestellt wird, während das andere bedeutet, dass kein Farbstoff hergestellt werden kann.
Da aber die Information "mache roten Farbstoff" vorhanden ist, produziert das Nachkommen-Individuum roten Farbstoff. Die Pflanzen sind alle rotblühend. Oder anders gesagt: Das Allel "A" dominiert das rezessive Allel "a".

Der (etwas veraltete) Begriff des "intermediären Erbgangs" bezieht sich darauf, dass die Ausprägung eines betrachteten Merkmals (also wieder der Phänotyp) bei Nachkommen zwischen dem der Eltern liegt.

Heute weiß man, dass intermediäre Erscheinungen im Prinzip auf zwei Wegen zustande kommen. Deshalb spricht man in diesem Zusammenhang eher von "unvollständiger Dominanz" und von "Kodominanz".

Zwei Beispiele:

1. Unvollständige Dominanz
Stell dir wieder zwei Pflanzen vor. Die eine ist reinerbig rotglühend, während die andere reinerbig weißblühend ist (also zunächst einmal wie oben). Überraschenderweise sind aber alle Nachkommen, die aus der Kreuzung hervorgehen, weder rotblühend noch weißblühend, sondern sie haben alle rosafarbene Blüten...
Der Einfachheit halber gehen wir auch bei diesem Beispiel davon aus, dass das Merkmal "Blütenfarbe" von einem Gen (mit zwei Allelen) vererbt werden soll. Wie kann es dann zur Merkmalsausprägung "rosa" kommen?
Es fällt auf, dass Rosa eine Mischung aus Rot und Weiß sein könnte, dass also die Merkmalsausprägung bei den Nachkommen zwischen denen der Eltern liegt.
Das zeigt, dass sich keins der beiden Allele gegen das jeweils andere (dominant) durchsetzen kann. Sie sind beide eher "rezessiv", wenn sie zusammen auftreten. Das wiederum bedeutet, dass die rote Blütenfarbe des einen Elternteils nur auftreten kann, wenn von dem Allel, das zur weißen Blüte führt, im Erbgut nichts vorhanden ist. Umgekehrt kann eine weißblühende Pflanze in ihrem Erbgut kein Allel haben, das roten Farbstoff herstellt.
Somit kannst du die Allele wie folgt definieren:
"a1" bedeutet: "Mache ein bisschen rote Farbe"
"a2" bedeutet: "Mache keine Farbe".

Der rotblühende Elter (klingt komisch, ist aber der korrekte Begriff, wenn du nur einen Elternteil meinst) hat dann den Genotyp "a1 a1". Das bedeutet, dass er zweimal "ein bisschen rote Farbe" herstellt. Die gemeinsame Genwirkung sorgt dann dafür, dass genügend rote Farbe gebildet wird, um zu roten Blüten zu führen.
Der weißblühende Elter hat die genetische Ausstattung "a2 a2", was dazu führt, dass überhaupt kein Farbstoff gebildet wird, so dass die Blüte weiß erscheint.
Die Nachkommen haben dann die genetische Ausstattung "a1 a2". In ihren Blütenzellen wird also ein bisschen rote Farbe hergestellt. Das reicht aber nicht aus, um die Blüte rot erscheinen zu lassen. Das Allel "a1" ist eben nur unvollständig dominant über "a". Darum erscheint uns die Blüte rosa.

2. Kodominanz
Wenn beide Allele vollständig dominant sind, werden beide auch im Phänotyp verwirklicht. Das ist auch eine Form von Mischung aus den Phänotypen der Eltern.

Im AB0-Blutgruppensystem gibt es für das Merkmal "Blutgruppe" ein Gen mit mehreren Allelen (also nicht bloß zwei wie in den bisher betrachteten Beispielen). So etwas nennt man "multiple Allelie". Die soll uns hier aber im Moment nicht weiter interessieren. Wichtig ist nur, dass das Allel "A", das zur Blutgruppe A führt, ein dominantes Allel ist. Aber auch das Allel "B", das die Blutgruppe B hervorbringt ist dominant.

Wenn es nun also dazu kommt, dass ein Individuum, das für die Blutgruppe A reinerbig ist, mit einem Individuum, das reinerbig die Blutgruppe B besitzt, Nachkommen zeugt, so haben die alle die Blutgruppe AB. Wieso?

Tja, ein reinerbiges Individuum mit der Blutgruppe A hat genotypisch die Ausstattung "AA". Ein homozygot-reinerbiges Individuum mit der Blutgruppe B hat die Ausstattung "BB". Darum kommt vom ersten Individuum die Erbinformation "A" und vom zweiten "B" in den Nachkommen zusammen.

Beide Allele sind dominant. Keins kann das andere "unterdrücken". Sie sind kodominant! Also werden auch beide Informationen nebeneinander realisiert. Das heißt, die Nachkommen haben die Blutgruppe AB, was ja im Grunde auch eine Art Mischung aus den Phänotypen der Eltern ist, nicht wahr?!

Fazit:
• dominant-rezessiv meint, dass ein Allel das andere in der Ausprägung unterdrückt.
intermediär meint, dass beide Allele zusammen eine Art Mischung bei der Merkmalsausprägung ergibt; diese kann auf unvollständiger Dominanz beruhen (kein Allel "möchte sich durchsetzen") oder auf Kodominanz (beide Allele "wollen sich durchsetzen").

LG von der Waterkant