Hat man als Rettungssanitäter viel Freizeit?

6 Antworten

Von Experte Rollerfreake bestätigt
Wenn gerade kein Notfall ist können die ja durchgehend Pause machen?

Wie kommst du darauf?

Naja, es hält sich in Grenzen:

-Wache (Halle fegen, Handwerkerarbeiten, Pflege der Außenbereiche) sowie

-Fahrzeuge (Übernahme, waschen, geplante und ungeplante Desinfektionen, aufrüsten) wollen gepflegt werden,

-es sind allgemeine Tätigkeiten, die zum Dienstbetrieb gehören zu erledigen (Verbrauchsmaterialien bestellen und einräumen, Wäsche waschen und einräumen, kochen, Reinigung der Räumlichkeiten, mancherorts muss ein Teil der Abrechnung von den Besatzungen erledigt werden etc).

Zudem kommt es darauf an, was für ein Fahrzeug man besetzt: als Besatzung eines KTWs ist man in aller Regel die gesamte Dienstzeit verplant, deswegen sind die Schichten hier kürzer als der Standard (12h), als Besatzung eines RTWs oder NEFs kann das Einsatzaufkommen extrem schwanken. Es gibt Schichten, in denen man die ganze Zeit durchfährt und Schichten, in denen man diese ganzen Zusatzaufgaben erledigen kann.

Selbstverständlich ist das auch extrem abhängig vom Standort: an einer Rettungswache in einer Großstadt kann das Einsatzaufkommen in Notfallrettung und Krankentransport gleichmäßig hoch sein, so das es nur kurze Schichten gibt in denen kein Bereitschaftszeitanteil anfällt, analog zu normalen Arbeitnehmern (8h- Schichten) und man dementsprechend die ganze Schicht unterwegs ist. Daneben gibt es auch "Dorfwachen", an denen in zwölf Stunden eine Fahrt anfällt und man allen möglichen Kram nebenbei erledigt. Wenn auch der dann erledigt ist, gibt es Bereitschaftszeit, welche natürlich auch weniger bezahlt wird, da sie eben keine Arbeitszeit ist. Dann kann man allerdings auch längere Schichten haben: 12h (Standard) oder 24h (leider rückläufig).

Im Prinzip sei aber eines gesagt: kein Arbeitgeber wird uns fürs rumsitzen bezahlen, allein aus Gründen der Ökonomie.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Von Experte iwaniwanowitsch bestätigt

Nein, das ist ein Klischee, denn es fallen außerhalb von den Einsätzen noch sehr viele Aufgaben an. Außerdem, kommt es sehr darauf an, wo man arbeitet, wie viele Einsätze man innerhalb eines Dienstes fährt. Ich habe zum Beispiel meine Ausbildung an einer Lehrrettungswache ("normale" Rettungswache aber mit Ausbildungsberechtigung) gemacht, an der wir im Durchschnitt jeden Dienst ohne Pause von Einsatz zu Einsatz gefahren sind, d.h. gerade den einen Patienten in der Notaufnahme abgegeben hatten und schon, erfolgte wieder die nächste Alarmierung, teilweise noch während der Wiederaufbereitung des Rettungswagens. Zudem kommt es immer darauf an, auf welchem Fahrzeug, d.h. Rettungswagen oder Krankentransportwagen man eingeteilt ist. Qualifizierte Krankentransporte, sind in aller Regel vorab geplant, das sind u.a. Verlegungen zwischen Krankenhäusern, Dialysepatienten die vor ihrem Termin von zu Hause oder vom Pflegeheim abgeholt und danach dann wieder dorthin zurückgefahren werden undsoweiter. Die Notfallrettung ist natürlich nicht planbar, denn Notfälle treten dann ein, wenn sie eintreten. So kann es vorkommen, dass man während mancher Dienste zu zwei oder drei Einsätzen fährt, während es in anderen Diensten 8 Einsätze sind. Auch ist nicht jeder Einsatz gleich, manch einer, dauert eine halbe Stunde und manch einer, dauert aber auch 2 Stunden oder noch länger.

Gibt es gerade tatsächlich keinen Einsatz, so gibt es viele Aufgaben, welche zwischenzeitig erledigt werden müssen. Vor Allem, wird nach Abschluss eines jeden Einsatzes das Fahrzeug wieder aufbereitet, d.h. Trage, Tragestuhl und medizinisches Material, mit welchem der Patient in Kontakt gewesen ist, werden desinfiziert und die Trage wird mit einem neuen Einmallaken neu bezogen, das findet am Krankenhaus statt. Nach Infektionstransporten, welche natürlich insbesondere während der Pandemie sehr verstärkt auftreten, muss der gesamte Fahrzeuginnenraum samt aller medizinischen Geräte desinfiziert werden, was dann auf der Rettungswache erfolgt. Hiermit, ist man dann schonmal mindestens für eine Stunde beschäftigt. Von außen denkt man "die sind seit einer Stunde auf der Rettungswache und sitzen gemütlich vor dem Fernsehn" aber in Wahrheit, wird die ganze Zeit lang desinfiziert. Einmal wöchentlich, findet auch ohne stattgefundenen Infektionstransport und ohne Pandemie eine sogenannte Regeldesinfektion statt, wo ebenfalls der gesamte Fahrzeuginnenraum samt aller Schubladen innen "vorsorglich" desinfiziert wird. Immer dann, wenn die Rettungswache angefahren wird, müssen die bei den vorherigen Einsätzen verbrauchten Verbrauchsmaterialien wieder aufgefüllt werden. Nicht zuletzt, bekommt man von der Rettungswachenleitung auch noch sogenannte "Wachaufgaben" aufgetragen, unter anderem Geschirr spülen, Aufenthaltsräume, Flure und Fahrzeughalle durchfegen oder auch nass putzen, Abstauben und dergleichen. So eine Rettungswache, ist da im Prinzip nix anderes wie ein privater Haushalt auch ist und nein, es kommen keine Reinigungskräfte, "der Haushalt" ist Aufgabe des Rettungsfachpersonals während seiner einsatzfreien Zeiten.

Mfg

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.

Kommt drauf an ob man das hauptberuflich bei einem Rettungsdienst macht... Man geht eine bestimmte Zeit zur Arbeit wie woanders auch. Es gibt verschiedene Arbeitszeitmodelle... 8 Stunden, 12 Stunden, vllt sogar 24? Früh und Spätschicht und so... Wenn kein Einsatz ist bereitet man die Ausrüstung nach, lernt eventuell Theorie und ja, wenn lange kein Einsatz ist, darf man auch ausruhen oder sollte man sogar.

Bei uns auf der Wache (1 RTW + NEF für ca 23k Einwohner) war schon genug Zeit für allerhand Freizeit auf der Wache. Klar gibt es auch mal Tage wo man fast durchgehend unterwegs ist, war aber seltener.

Nein. Dann wird die Ausrüstung gepflegt, der letzte Einsatz nachbereitet, der kommende Einsatz vorbereitet,…wenn man Glück hat kann man natürlich trotzdem mal in der Sonne sitzen oder mit den Kolleg*innen quatschen, aber die meiste Zeit arbeitet man.

Zmadso 
Fragesteller
 28.03.2022, 21:35

Wie viele Notfälle soll es denn geben im Umkreis?

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TheWiseLady  28.03.2022, 22:52
@Zmadso

Na das kommt arg auf die Wache an. Soweit ich weiß gibt es etwa 15 Millionen RTW Einsätze pro Jahr (frag mich bitte nicht woher, irgendwie hab ich die Zahl im Kopf. Müsste man mal googeln). Das sind etwa 41.000 Einsätze pro Tag. Wenn man jetzt noch die Anzahl der Rettungswachen in Deutschland kennen würde, könnte man sich das in etwa ausrechen. Sicher ist dabei nicht jede Wache gleichermaßen ausgelastet und es gibt heftigere und weniger heftige Tage.

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