Hat Deutschland eine Neidkultur?
Höre das oft.
8 Antworten
Leider ja, zumindest in Teilen. Ich habe das hin und wieder schon selbst auf mich bezogen erlebt, etwa mit abfälligen Bemerkungen und Zurufen, Beleidigungen à la "Akademikertrottel" oder Versuchen von Leuten, meinen damaligen Mercedes zu demolieren - das kam raus und Beweggründe waren Neid sowie der Wunsch, dass ich "demütig" werde und die Freude an meinem gerade gekauften Auto verliere.
Aber zur Ehrenrettung sei gesagt, dass Sozialneid der Sparte "wenn's einem anderen schlechter geht, geht's mir besser" eher in Kreisen zum Ausdruck kommt, die mit sich selbst tief unzufrieden sind. Wer mit sich im Reinen steht, muss sich nicht in Neid üben.
Das Wort "Neidkultur" höre und lese ich immer von Menschen, denen wirtschaftlicher Wohlstand und hohes Einkommen besonders wichtig sind. Ich sehe eher eine Übertragung der eigenen Motive auf den politischen Gegner.
Ja. Höhe des eigenen Einkommens - total tabu als Gesprächsthema. Wer einen schicken Wagen auf der Straße stehen läßt, muß mit "mysteriös auftretenden" Schäden, vor allem Kratzer rechnen. Als Neureicher in einem Dorf ansiedeln - au weia, das gibt boshaften Klatsch bis in die nächste Eiszeit. Reichenbashing ist allgegenwärtig. Oder verfolge mal Diskussionen zu Bürgergeld und BGE. Viele Deutsche gönnen dem Nachbarn nicht das Schwarze unterm Fingernagel, aber huldigen eifrig der Schadenfreude wenn es anderen schlecht geht. Wie sonst soll man Neidkultur definieren.
Nicht ohne Grund.
Wenn ein Teil der Bevölkerung in 5,38 Tagen soviel verdient wie das durschnittliche Jahresgehalt ist das kaum durch Leistung zu begründen.
Tax the DAX Day? (Politik, Steuern, Armut) - gutefrage https://www.gutefrage.net/frage/tax-the-dax-day
Neid ist nicht schlimm. Ein sozialer Motor der Antrieb gibt etwas zu schaffen.