Hast du viel Mathe geübt, bevor du Mathestudium begonnen hast?

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Nein. Ich hatte ein schmales Buch, ich weiß nicht mal, zu welchem Thema, aber das war völlig egal.

Üben lässt sich der Einstieg in das Mathematikstudium eher nicht. Wichtig ist eher folgendes: Bleib ganz am Anfang SEHR aufmerksam und versuche wirklich, alles zu verstehen, was da gemacht und gesagt wird und wie es gesagt und gemacht wird. Der größte Fehler vieler Anfänger ist, wenn man denkt "Ah - Funktionen, Ableitungen, klar, kenne ich aus der Schule" und "Ah - Vektoren, kenn ich auch aus der Schule" und dann ganz plötzlich feststellt, dass man von "das ist doch alles easy, das war in der Oberstufe dran" zu "Ups - ich versteh hier keinen einzigen Satz mehr" innerhalb von nur einer Stunde kommen kann.

Es ist wichtig, dass man das, was erklärt wird, WIRKLICH versteht. Man muss sich jede Definition am Anfang wirklich klarmachen (und nicht denken: bisschen komisch aufgeschrieben, aber ja eigentlich dasselbe wie vorher, da muss ich nicht drüber nachdenken).

Und versuch so früh wie möglich mit anderen Studenten ins Gespräch zu kommen. Das hilft gerade am Anfang sehr.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Dipl.-Math. :-)
evtldocha  12.12.2023, 23:37
zu "Ups - ich versteh hier keinen einzigen Satz mehr" innerhalb von nur einer Stunde kommen kann.

... wie wahr - in meiner Erinnerung ist eine Stunde folgen zu können aber schon lang und daher nehme ich das mal als Intervall (0,1)...

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FataMorgana2010  12.12.2023, 23:39

Ein Beispiel zur Illustration: Du hast in der Oberstufe alles mögliche gelernt über das Rechnen mit Vektoren, kannst den Abstand eines Punktes zur Ebene im Nullkommanix ausrechnen, alle möglichen Schnittmengen, fühlst dich total sicher dabei. Dann fängst du mit linearer Algebra an (und das gilt als eine der leichteren Vorlesungen), der Prof erzählt was von Vektoren und du denkst weiter an die Schulzeit, weil du das ja kennst und bestimmt bald die gleichen Themen drankommen wie in der Schule, du fühlst dich also toll gerüstet. Das plätschert so vor sich hin, und plötzlich sitzt du zu Hause vor einem Aufgabenblatt und sollst zeigen, dass die Menge aller Polynome in x einen Vektorraum bildet. Das hat dann plötzlich überhaupt nix mehr mit dem Schulstoff zu tun und du fragst dich dann wahrscheinlich, wo du falsch abgebogen bist.

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Ich studiere zwar Maschinenbau, aber ich denke es ist ähnlich. Die Antwort: Nein.

Im Fachabitur bin ich ohne großartiges lernen durchgekommen und natürlich habe ich mir, wie alle anderen auch, Sorgen gemacht, ob ich mich nicht noch mehr darauf vorbereiten könne. Aus meiner Erfahrung gibt es drei wesentliche Punkte, die ich damals (explizit für Mathe) gerne gewusst hätte:

1. Genieß die Freiheit zwischen dem Abi und dem Studium. Ich meine damit nicht, dass du danach kein Privatleben mehr haben wirst, aber im Studium hat man immer das Gefühl, dass es immer etwas neues (wichtiges) zu lernen gibt.

2. Besorg dir so früh wie nur möglich gute Bücher und lies dich grob in die Themen rein, die dich erwarten. Es geht nicht darum, dass du alles sofort verstehst (das erwartet auch niemand), aber du fühlst dich dann nicht so überfordert, wenn du die Themen in den Vorlesungen kennenlernst. Empfehlenswert sind die Bücher von Papula. – Dieser Tipp ist eher eine freiwillige Sache. Ich hab's nicht getan, obwohl ich es vor hatte, und habe es etwas bereut.

3. Den Mathevorkurs besuchen. Es ist nichts neues, was du da lernen wirst, aber du bekommst erste Eindrücke, wie das Unileben abläuft und lernst neue Leute kennen. Mir hat es geholfen mich mit der Geschwindigkeit anzufreunden und wusste dann, was mich in etwa erwartet. – Ohne den Vorkurs wäre ich völlig katastrophal gestartet, deswegen empfehle ich es jedem.

FataMorgana2010  13.12.2023, 19:59

Die Papula-Bücher sind prima. Ich würde sie allerdings nicht unbedingt einem Mathestudenten empfehlen. Das ist einfach anderer Stoff und hilft nur bedingt weiter.

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Vergiss mal die Schule, sondern gehe jede einzelne Aufgabe, die du jede Woche bekommst, so an, als ginge es um dein Leben. Denke nie: "Da warte ich erst mal ab, irgendwann kommt das schon." Und sei hart im Nehmen. Nur wenige bekommen alles heraus, aber ohne das Ziel kommst du nicht hinein ins Studium.

Glaub' mir, ich übertreibe nicht. Da fängt was ganz Neues an. Wenn du im ersten Studienjahr die Einstellung dazu gewinnst, läuft das ganze Studium. Ich glaube, es gibt kein anderes Fach, in dem das so extrem der Fall ist.

Du mußt gar nichts üben. Das was du in der Oberstufe gemacht hast, hat nur entfernt was mit der Universitätsmathematik zu tun.

Du mußt ab der ersten Vorlesung hart am Ball bleiben. Immer alles ganz konkret verstehen, nichts einfach mal so hinnehmen. Wenn du 2-3 Vorlesungen hinterher hängst, dann wird es sehr schwer weiter mitzukommen.

Finde schnell zwei drei Leute mit denen du eine Lerngruppe bilden kannst.

Vor dem Studium: Nein.

In der Schule im Mathe LK hatte ich immer locker 15 Punkte, ohne was dafür tun zu müssen.

Damit habe ich mich sehr gut vorbereitet gefühlt für mein Mathe-Studium.

Wie ahnungslos ich da doch war ;-)

Dann, als das Studium begann, und ich in den ersten Wochen kein Wort verstanden habe in den Vorlesungen, da wurde ich schnell eines Besseren belehrt...

FataMorgana2010  12.12.2023, 23:33

Ach ja, die gute alte Oberstufe... und der leere Blick, wenn man schon in der dritten Vorlesung rein gar nix mehr versteht.

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FataMorgana2010  12.12.2023, 23:46

Der Witz ist ja: Fast alle da im Studium hatten auch locker 15 Punkte im Mathe LK - und trotzdem macht nicht mal die Hälfte der Leute das Studium zu Ende.

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Halbrecht  13.12.2023, 01:32
@FataMorgana2010

Vielleicht sollte , grade fiel mir das neue Medium Internet noch ein , man muss ja gar nicht hingehen und um einen Hörerplatz betteln , vielleicht sollte man dem angehenden Studenten ein paar Vorlesungen ans Herz legen , die im Internet zugänglich sind . Vielleicht sollten es auch die Unis selbst tun.

Ich weiß z.B nicht , warum Unis kein Problem haben mit der Abbrecherquote . Oder zahlt sich ( in barer Münze ) jeder Eingeschriebene aus ? Gar durch die Weiterberechtigung der gesamten Ausstattung ?

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Kiwi5ccc  13.12.2023, 19:54
@FataMorgana2010

Diese Leichtsinnige Aussage muss ich kommentieren.

Der wesentliche Unterschied zwischen Uni und Schule ist der, dass man vieles selbst organisieren muss. Niemanden interessiert es, ob man krank ist, schwänzt, das Thema nicht versteht, ob man überhaupt die Zeit hat sich mit den Themen zu beschäftigen oder usw.

Angenommen jemand hat keine Verpflichtungen bis auf die Uni. 15 Punkte im Mathe LK sagen trotzdem absolut nichts darüber aus, ob diese Person diszipliniert genug ist, um sich selbst mit den Themen zu beschäftigen. Angenommen diese Person bricht das Studium ab, weil sie es nicht geschafft hat, am Ball zu bleiben. Glaubst du wirklich, dass diese Person sagen wird, dass sie zu faul war? Wohl eher nicht.

Auch das Interesse am Studiengang kann täuschen. Z.B. Überaus großes Interesse an Autos reicht allein nicht aus, um Maschinenbau zu studieren.

Um das Selbstbild nicht vor der Öffentlichkeit zu ruinieren, behauptet man dann lieber, dass der Studiengang zu anspruchsvoll war. Das hört sich bei weitem wesentlich besser an als ,,Ich war zu faul".

Außerdem müssen wir noch die Studenten abziehen, die sich nur einschreiben, um keine Lücke im Lebenslauf zu haben. Der klassische Plan B nach dem Abi, wenn man nichts anderes gefunden hat.

Natürlich gibt es weitere Kandidaten, die das Studium aus unterschiedlichsten Gründen abbrechen. Z.B. Studenten, die zu spät realisieren, dass es ihnen doch keinen spaß macht.

Ich möchte nicht sagen, dass diejenigen, die abbrechen, alle faul sind. Worauf ich hinaus will; Die allermeisten Studenten kommen gerade frisch aus ihrem Abi und haben absolut gar kein Ahnung, wo sie eigentlich eines Tages arbeiten oder stehen wollen.

Viel interessanter wäre die bereinigte Durchfallquote, aber die wird leider für immer ein Geheimnis bleiben.

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FataMorgana2010  13.12.2023, 19:57
@Kiwi5ccc

Ich habe nicht gesagt, warum die das Studium nicht beenden. Sondern nur, dass aus 15 Punkten im Abi nicht folgt, dass man erfolgreich Mathe studiert. Und zu anspruchsvoll kann sich ja sowohl auf das Fachliche beziehen also auch auf die Fähigkeit, sich zu organisieren.

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