Hass und Drohungen nach (zwangs) Outing?
Moin Moin liebe Gemeinde,
Ich, M/36 Jahre alt, seit cirka 18 Jahren wissend bzw. akzeptierend, dass ich Homosexuell bin, war bis vor cirka 6 Wochen weitestgehend ungeoutet, was sich jedoch schlagartig änderte und zu einer ungeahnten welle, des Hasses und Drohungen führte.
Vor rund 7 Jahren outete ich mich bereits bei meinem Besten freund und sehr engen Freunden, welche mir zwar geglaubt hätten, wenn ich 10 riesen bräuchte um das Land schnellstmöglich zu verlassen, aber nicht, dass ich Schwul bin.
Die Resonanz war durchweg positiv bzw. eigentlich wie ich es erhoffte. Es war ihnen komplett wurscht und es änderte sich nichts.
Ansonsten behielt ich es für mich, geht schließlich auch niemanden was an und hat im Grunde auch niemanden etwas zu interessieren.
Geahnt hat niemand je was, ich bin eher Format Groß, Tätowiert, Breit, Lange haare, Bart und Metaler/Rocker, fahre ein schweres Motorrad und und und. Find unterirdischen Humor witzig, auch schwulenwitze und mache überhaupt keinen hehl daraus, dass ich nichts von der Regenbogenbewegung halte.
Jedenfalls bin ich auch, seit ich Motorrad fahre, nunmehr cirka 19 Jahre, fest in der Bikerszene und MC Kultur verankert. Ich war Member in nem MC mit 22, Jung und Dumm und war bis vor 6 Wochen wieder einem MC zugehörig, in dem teilweise Mitglieder sind, die mich von der ersten Stunde an kannten und seit beinahe 20 Jahren zu meinem engeren Bekannten und Freundeskreis zählten.
Jedenfalls, da Sexualität für mich keinerlei Rolle spielt und ich ursprünglich davon ausging, dass dies eher die Regel als die Ausnahme ist, bin ich auch nicht rumgerannt und hab jedem erzählt das ich n Homo bin. Wozu auch?
Vor etwa 6 Wochen fand dies jedoch jemand raus, entweder er las auf meinem Handy mit wie ich meinem Freund kurz antwortete, fand vielleicht irgendwas im Internet, ich weiß es nicht.
Was jedoch darauf folgte, hätte ich nie, niemals für möglich gehalten und bin immer noch erstaunt, wie sehr ich mich in jenen täuschte, die ich einst Brüder nannte.
Ich bin umgehend meines MCs verstoßen worden, mir wurde mehrfach offen gedroht, ich wurde beleidigt, mal anonym, mal direkt. Auch heute noch erreichen mich Nachrichten wie "Das wars noch nicht" und ähnliches.
Gestern wurde mir noch die Hand zur Begrüßung gereicht, man Aß, Trank und Fuhr gemeinsam...
Tatsächlich ist es inzwischen soweit, dass ich nur noch selten unbewaffnet aus dem Haus gehe und mir noch weitere Möglichkeiten des Schutzes offenhalte.
Nun stelle ich fest, dass mich das ganze massiv mitgenommen hat, nicht nur die Fehleinschätzung meiner Freunde, meiner Brüder, nein auch die zuweilen beängstigen und bedrohlichen Situationen die daraus entstanden.
Es ist dann doch schwieriger als gedacht, das ganze nicht an sich ran zu lassen.
Zu ein paar wenigen davon habe ich noch engen kontakt, eben zu jenen die mich seit Jahren oder gar beinahe 2 Jahrzehnten kennen und damit eben kein Problem damit haben. Auch hier, weiß ich nicht wie ich da weiter verfahren soll. Es sind meine Freunde, aber dennoch eben gehörig zu der Vereinigung, die mich rauswarf, die mir drohte und droht...
Ich weiß einfach gerade nicht wie ich mit all dem und auch mit meinem dort verbliebenen Kumpels noch umgehen soll.
Wie seid ihr damit umgegangen, mit Freunden oder gar Familie die euch verstießen?
3 Antworten
Jedem Southpark Staffel 13 Folge 12 schicken.
Ansonsten, Scheiss auf die, alles Sammeln, was von denen kommt und bei Bedarf an die Polizei weiter leiten.
Das tut mir leid. Wenn du Drohungen erhältst, bewahre diese auf bzw. leite die an die Polizei, solange das technisch noch nachvollziehbar ist.
Leider gibt es ja Übergriffe gegen Schwule wirklich, das müssen nicht nur leere Worte sein.
Ansonsten kann ich dir nur raten, dir einen alternativen Freundeskreis aufzubauen / zu erweitern, der deine Homosexualität akzeptiert.
Tja, wenn du das Thema immer vermieden hast (und wohl auch keine nennenswerten sexuellen Bedürfnisse hast?) und die anderen dich durch dein Äußeres getäuscht haben... Jetzt weißt du es.
MC ist doch Motorcycle, oder? Es gibt doch bestimmt auch schwule Gruppen von Bikern, da findest du doch bestimmt Anschluss.
Ich bin auch nur ein kerl und habe sexuelle bedürfnisse, die ich eben mit meinem Freund auslebe, wie auch jene mit ihren Frauen, Händen oder gott weiß was. Ich renn allerdings nicht herum und sabbere jedem halbwegs attraktivem kerl hinterher, das ist der feine unterschied. :)
Ich empfand es nicht als wichtig. Ja, natürlich unterhielt man sich am Feuer oder auf ner Ausfahrt durch Kroatien auch mal über das, was daheim abgeht. An dieser stelle, habe ich es jedoch nicht für erwähnenswert gehalten, das geschlecht zu nennen, wie auch keiner von denen alle 5 Sekunden einbauen musste "meine Frau" oder ähnliches.
Ich sprach von meiner Besseren hälfte, meinem schatz oder ähnlichem. Wie gesagt, ein Outing wollte ich so nicht heraufbeschwören, da es immernoch meine sache sein sollte, wann dies geschieht und ich es als völlig uninteressant empfand.
Das waren leute, mit denen ich feierte, motorrad fuhr, gemeinsame unternehmungen plante und durchzog, die frage welche sexualität man hat, so erschien es mir zumindest, war von geringster bedeutung.
Ja, ein Stückchen weit oder unbewusst hast du sicher geahnt, dass dein Schwulsein Ablehung hervorrufen könnte. Da darfst du jetzt ehrlich zu dir sein. Wobei, ändert ja jetzt nichts mehr.
Schau dir mal die Welt an, wie zentral die Geschlechterrollen und die Sexualität für die meisten sind, leider. Ist ständig politisches Thema in den Medien.
Die meisten Menschen definieren sich und ihren Wert extrem über diese Dinge. Ich wünschte, es wäre anders, ist aber leider so.
Mit Vernunft wirst du da auch niemandem beikommen.
Nun, jeder weiß wie die Gesellschaft bzw. teile der Gesellschaft zu Homosexualität steht und was die ein oder andere Gruppierung und Minderheit, bzw. deren selbsternannte Sprachrohre, derzeit versucht und anrichtet, macht es nur noch schlimmer und gießt öl ins feuer der Ablehnung.
Daher erwähne ich das ohnehin nicht, mich interessiert es nicht, ob jemand Schwul, Lesbisch oder sonst was ist, ob er/sie/es sich als Fuchs, Bauzaun oder Interkontinentalrakete identifiziert. Ob er vegan oder fleischesser ist, welcher Glaubensrichtung er angehört, ob er an Chemtrails, die Hohlerde oder sonst einen blödsinn glaubt... es ist mir schlicht egal, es zu wissen oder eben nicht, ändert faktisch nichts an meiner Existenz. Geh einfach damit niemanden auf den Nerv und Leb dein Leben.
Ich hoffte das wir schon weiter sind, sind wir offenbar aber nicht.
Leider stimmt das.
Nein, ändern werde ich niemanden davon, das ist korrekt.
Ich bin nur überfragt, wie ich mit meinen verbleibenden kumpels dort umgehe, ich weiß nicht wie ich all das einordnen soll.
Nun weißt du wie sich Diskriminierung anfühlt. Glückwunsch.
Wenn du Leute kennst die dich nun ablehnen, dann sollten diese keine Freunde mehr sein. Auch ich habe mich umorientiert und meine eigene "Familie" aufgebaut. Man muss eben lernen jene hinter sich zu lassen die sich als Flachwixxer und Arschgeigen entpuppen. Bedeutet nur dass du bisher nur dachtest dass sie Freunde seien. Falsche Annahme.
Wie sich Diskriminierung anfühlt, weiß ich als übergewichtiges Schulkind, aus Harz IV Haushalt und junge der eher Rock als Rap in der schule mochte, ohnehin. :)
Aber ich verstehe, was du meinst. An die meisten dort, kann ich getrost einen Haken setzen, korrekt, die wenigen, um genau zu sein Zwei, die mich schon seit jeher begleiteten, finde ich äußerst schwer los zu lassen, zumal es eben die sind, die sich für mich einsetzten.
Ich versuche freundschaft von Club zu trennen und sie nicht als meine ehemaligen Brüder, sondern eben noch Freunde zu sehen, aber es gelingt mir immer schwerer.
Traurig, dass die sexuelle orientierung in kreisen, in denen die überhaupt kein gewicht hat, überhaupt eine Rolle spielt. Ich bin erstaunt, wie dumm und blind ich war, nicht zu erkennen, dass das so ist.