Hannoversches Reithalfter oder Micklem bridle?

9 Antworten

das reithalfter ist nicht dazu gedacht, dem pferd das maul zuzubinden.

wenn sie sperrt und das früher nicht getan hat, liegt das problem woanders. mit einem reithalfter kannst du das problem zwar kurzfristig kaschieren, aber nicht beseitigen.

ich würde das problem eher in der beweglichkeit in der ganaschengegend, dem genick oder dem übergang rist/hals anlegen. auch ein sattel, der die schulter einschränkt, kann zum sperren führen.

ebenso wie ein gebiss, das zu selten ausgetauscht wird und grate bildet. das wäre immer das erste, was ich ansehen würde.

das zweite wären die zähne und das ganze maul.

danach ganaschen und kiefergelenk. und natürlich den sattel.

das micklem kann eventuelle ganaschen- und genickprobleme verstärken.

die wirkungsweise des micklem ist ausserdem ein hebel, der aufs maul und stark auf den nasenrücken einwirkt.

ein hannoversches reithalfter ist dazu da, dass pferden mit langer maulspalte das gebiss nicht gegen die vorderzähne schlägt. zu mehr aber auch nicht.

----------------------------

wenn alles, was ich genannt habe, kontrolliert wurde und sich das problem nicht beheben lässt, würde ich an deiner stelle das hannoversche testen, bzw. den tierarzt fragen, ob er das für sinnvoll hielte.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!

Trotz allem muss die Ursache gefunden werden. Oft sind die Pferde einfach so vorbelastet, dass sie sich auch gegen eigentlich feine Hand wehren (da hilft dann vorübergehend eine alternative Zäumung, um mal einen "Reset" zu machen) oder die Hand ist so "fein", dass sie wieder unverständlich wird und das Pferd lieber etwas satter, aber dafür klarer hinfassen haben möchte.

Oder es passt was gesundheitlich nicht.

In keinem der Fälle stellt ein Zuschnüren das Problem ab, sondern bastelt nur am Symptom und somit ist es keine Option.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981

Na ja das mit der angeblich nicht harten Hand sagen alle. Ich kenne keinen Reiter, der von sich sagt: "Mein Pferd geht nicht gut, weil ich so eine harte Hand habe, weil es etwas verritten ist, weil es schief ist und ich ein schlechter Reiter bin." Praktisch alle Reiter behaupten von sich, ein Muster von reellem und korrektem Reiten zu sein.

  Und  RL sein und eine weiche Hand zu haben, muss längst nicht immer zusammenpassen. Meistens leider nicht.  Ich kenne sehr viele RL, die absolut brutale Betonhände haben. Die gewinnen S-Dressuren und werden bei olymp. Spielen plaziert und wissen trotzdem nicht, was eine weiche Reiterhand ist.

Du kannst dem Pferd natürlich das Maul zubinden, dann merkt niemand mehr, dass es sich gegen die Zügelhilfen wehrt. Aber ein gut gerittenes Pferd wehrt sich nicht gegen die Zügelhilfen, da es Vertrauen in die Reiterhand hat.

Aber gut....mach wie du meinst. Es ist relativ wurscht, ob man das Micklem nimmt oder das hann. Halfter.

Positiv auf sperrende Pferde wirkt sich eine gute und "vornehme" Reiterhand aus. Alles andere ist Lug  und Trug. Das ist für mich so ein bißchen wie mechanisches Doping.

Das Hannoversche Reithalter passt heute den wenigsten Pferden, weil sich die Kopfform ( Maulspalte ) durch die Zucht mit verändert hat.

Mit Micklem Bridle habe ich selber noch keine Erfahrung, wird aber anscheinend von unterschiedlichen Pferden unterschiedlich angenommen.

Mit was reitest du denn bisher? Wenn das Pferd mit einem " normalen" englischen Reithalfter sperrt, wird das mit einem anderen auch nicht besser sein.

Was empfehlen  denn deine Reitlehrer zu dem Thema?

Ich würde mal ganz was anderes vorschlagen: es mal gebisslos zu versuchen fur den Fall, dass das Problem im Maul liegt.  Mit einem  gutes Hackamore hast Du  ein Pferd unter Kontrolle. 

Und: versuchen, das Training so zu gestalten, dass das Pferd sich daran gewöhnt, sich willig durchparieren zu lassen. Aber das kann man nicht von weitem steuern, weil du dazu dein Pferd gut beobachten und das reiten entsprechend anpassen mußt. Viele Übergänge, aber auch gnügend galoppieren, dass dem Bewegungsdrang des  Pferdes  taglich völlige Genüge getan wird.



Dahika  18.07.2017, 19:21

Ich würde mal ganz was anderes vorschlagen: es mal gebisslos zu versuchen

Bloß nicht. Gerade beim gebisslosen Reiten braucht man eine sehr feine Reiterhand.

2

Wenn das Pferd "aufsperrt", dann kann ich es nicht davon abbringen, in dem ich ihm den Mund mit einer schärferen Zäumung zuschnüre. Irgendwas ist da im Argen. Und den Grund sollte man herausfinden.

Hast Du schonmal in jüngster Vergangenheit den Sattel kontrollieren lassen? Wenn der nämlich drückt, kann es durchaus zu Reaktionen wie dem Maulaufreissen, dem auf die Hand liegen, gegen die Hand gehen auch zu Zungenfehlern bis hin zu Lahmheiten kommen. Manchmal ist es auch ein falsches Gebiss, falsche Gymnastizierung oder etwas, was der Reiter macht, mit dem sich das Pferd unwohl fühlt.

Eines unserer Pferde wird nun seit 2 Jahren mit Micklem geritten und fühlt sich damit sehr wohl. Irgendwie hat der Gute Schwabbelbacken und sämtliche andere Trensen scheuerten ihn nach kurzer Zeit auf. Das Micklem erwies sich als Lösung. Es sitzt prima und soll ja auch der Anatomie eines Pferdekopfes sehr entgegen kommen, weil der Druck angeblich gleichmäßiger verteilt wird. Auf jeden Fall funktioniert diese Trense auf diesem Wallach. Er fühlt sich wohl. Doch Maulsperren kann sie definitiv nicht verhindern. Unter nachfolgendem Link findest Du einen Erfahrungsbericht, der sehr informativ ist: https://www.reitsport.ch/blog/das-micklem-bridle-ein-erfahrungsbericht

Ein hannoversches Reithalfter ist meiner Meinung nach, eine scharfe Zäumung, deren Sinn und Zweck darin besteht, das Pferd am Aufsperren des Maules oder dem seitlichen Verschieben des Unterkiefers zu hindern und es ihm so nicht möglich zu machen sich der Zügelwirkung zu entziehen. Das Maul wird zugebunden. Eben genau hier sollte sich aber doch jeder Reiter die Frage stellen, warum das Pferd sich eigentlich dem Zügeldruck entziehen möchte. Anstatt dem Pferd Unwillen oder gar Böswilligkeit zu unterstellen sollte man sich überlegen, was der Auslöser des Sperrens tatsächlich ist.