Hättet ihr gewusst, dass man selbst bei einem Gehalt von 1200 € Netto noch zusätzlich aufstocken kann?

5 Antworten

Nun was soll die Rechnung uns sagen. Dass es sich nicht lohnt zu arbeiten? Der Tausch seiner Lebenszeit für ein paar Euro, sofern ein die Tätigkeit nicht voll erfüllt lohnt sich nie, sondern ist ein Kompromiss, ein notwendiges Übel, wirkliche Erfüllung finden die wenigsten in ihrer Arbeit.

Und ja unser Sozialsystem is löchrig und ermöglicht es, dass man es ausnutzt. Letztlich sollte sich die Frage aber gar nicht stellen. Warum sollte mein Nachbar für mich aufkommen und härter schuften dürfen, um Geld einzuzahlen, weil ich mir zu schade dazu bin zu arbeiten und es sich "nicht lohnt"?

Wobei da natürlich auch die Verteilung ein Problem ist, dass man überhaupt in diese Situation kommt. Wo die Chefetage hunderte Male mehr Kohle als Entschädigung für ihre Lebenszeit bekommt als der Facharbeiter. Von Hilfskräften brauchen wir da gar nicht erst anfangen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Softwareentwickler/Projektleiter seit 2012

Nein, allerdings finde ich die Vorstellung schon erschütternd dauerhaft für 1200 € zu arbeiten. Als kurzzeitige Überbrückung wäre das ok, ich hab auch mal für einen so niedrigen Stundenlohn (damals 5€ pro Stunde) gearbeitet um eine Notsituation zu überbrücken, allerdings ist das nichts, was ich langfristig gemacht hätte.

Der aktuelle Mindestlohn liegt bei 9,60 € brutto in der Stunde. Vollzeit kommt man etwa auf 1665,00 € Brutto im Monat. Das entspricht etwa 1200 € netto.

Jetzt zu deiner Anrechnungsfrage: Ja es lohnt sich arbeiten zu gehen... denn dann erwirbt man wenigstens Rentenansprüche, wenn es auch kaum zur Mindestrente reichen wird. "Nur" mit ALG2 hat man keine Rentenansprüche, sondern fällt dann in die Grundsicherung/Sozialhilfe als Rentner.

Mit Lohn, Wohngeld und ggf Kinderzuschlag on top aufs Kindergeld ist man nämlich nicht mehr "hilfsbedürftig" nach dem SGB2 und untersteht nicht mehr der Fuchtel dieser Behörde.

Und mit einem zusätzlichen Nebenjob hat man durchaus genug Geld,um ein bescheidenes aber unabhängiges Leben führen zu können.

Viele gehen nicht zum JC, weil sie keine Lust auf die ständigen Forderungen haben, noch diese und jene Unterlagen vorzulegen oder unbezahlt freizunehmen, weil man gefälligst persönlich vorzusprechen hat (ok, aktuell läuft das übers Telefon).

Meine Haushaltshilfe wusste nicht einmal, dass sie Anspruch hat auf Wohngeld und Kinderzuschlag... ich habe ihr geholfen das zu beantragen, das entlastet die Frau dann finanziell doch erheblich.

Nein, arbeiten gehen würde sich unter diesem Standpunkt nicht lohnen. Wenn wir von so geringen Gehältern sprechen empfinde ich es als rationaler nicht zu arbeiten und etwas an der Gesamtsituation zu ändern als für 200€ zu arbeiten.

Mit Gesamtsituation meine ich Umschulung, Ausbildung oder Weiterbildung

Dea2019  03.01.2021, 09:48

Wer nicht arbeiten geht, erwirbt keine Rentenansprüche. Und aus einem Job heraus ist es leichter, sich auf etwas besser bezahltes zu bewerben als aus der ALG2-Arbeitslosigkeit heraus... egal wie gut die Ausbildung sein mag.

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WamboomBam  03.01.2021, 09:56
@Dea2019

Wenn du zu diesem Lohn arbeitest musst du in Zukunft in deiner Rente sowieso vom Staat Leben weil du garnicht genügend Rentenbeiträge ansammeln kannst um damit über die Runden zu kommen

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Dea2019  03.01.2021, 09:58
@WamboomBam

Ich habe zu so einem Lohn angefangen nach der Scheidung und 4 Jahren ALG2. Heute habe ich einen gut bezahlten Job im ÖD.

Natürlich bleibt man nicht in so einem mies bezahlten Job, aber es ist wenigstens ein Sprungbrett nach "oben" und allemal besser als "nur ALG2".

Außerdem ist die Mindestrente im kommen.

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WamboomBam  03.01.2021, 10:51
@Dea2019

Finde ich nicht. Ich habe ebenfalls einen solchen Werdegang. Ich hatte eine beschissene Ausbildung doch anstatt ein Sprungbrett zu sein wollte das Amt mir keine Umschulung bezahlen sondern ich sollte weiter auf Job suche gehen. Ich durfte mich auch nicht weiterbilden weil ich zu alt für Bafög war.

Der Job indem ich war fesselte mich zugleich. Es blieb mir keine andere Möglichkeit. Ich lebte unterhalb der Armutsgrenze um eine zweite Ausbildung auf meine eigene Kosten anzufangen. Ich hatte streckenweise nichtmal etwas zu essen.

Hochkommen ist wahnsinnig schwer in diesem System. Wenn man nicht selbst 102% gibt kannst du das mit dem Hocharbeiten meiner Meinung nach vergessen. Für gewöhnlich bist du in einer schlechten Firma bleibst du in einer schlechten Firma

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Hättet ihr gewusst, dass man selbst bei einem Gehalt von 1200 € Netto noch zusätzlich aufstocken kann?

Nö, das ist auch etwas, was mich schon immer mal nicht interessiert hat.

MuItipIe 
Fragesteller
 03.01.2021, 09:36

Es ist ja eigentlich auch unwahrscheinlich, weniger als 1200 € Netto zu verdienen, wenn man in Vollzeit arbeiten geht. Laut Mindestlohn von derzeit 9,50/h muss jeder der monatlich 160 Stunden arbeiten geht, mindestens 1200 € Netto verdienen.

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Vampire321  13.06.2021, 10:59
@MuItipIe

Wer Vollzeit (40std) arbeitet kommt auf 172stunden/Monat = 1634€brutto (1211€netto) … 160 std arbeitet man bei einer 37 std/Woche - was 1146€ netto entspräche ;)

bedenke: das jahr hat 52 Wochen die sich auf 12 Monate verteilen, also grob gerundet 4,3 Wochen pro Monat, demnach sind 4,3 x 37 = 159,1 std/Monat und 4,3 x 40 = 172

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