Habt ihr eine Definition vm erweiterten Kunstbegriff und Zitate+Erklärungen zu Beuys?

2 Antworten

Hier mal  ein paar Worte/ Zitate von Beuys zum Thema aus seinem Vortrag:
"Eintritt in ein Lebenwesen" von 1977, in dem er den veränderten Kunstbegriff anschaulich beschreibt und andeutet, in welche Richtung der konventionelle Kunstbegriff erweitert werden sollte/ könnte/ müsste:

Beuys, „Eintritt in ein Lebewesen“, 1977 - Teile aus Vortrag

"Kunst kann nicht das erfüllen was beispielsweise Pablo Picasso von der Kunst gefordert hat, das sie „wie ein scharfes Messer wäre“, wie eine Waffe sein müsste, um beispielsweise Miss-stände, Ungerechtigkeiten, Verletzungen von Menschenrechten oder Krieg zu verhindern.In diese Situation ist die Kunst bisher nicht hinein gewachsen. Historisch ist die Kunst an einem Punkte, wo sie das, was viele, die sich in diesem Tätigkeitsfelde die Erneuerung, die Transformation, also das Revolutionäre von ihr fordern, ist sie in einer Situation, wo sie eher das Gegenteil ist . Sie ist in einer Lage von der man eher sagen kann, sie ist in einer Isolation, die man beschreiben kann als den „modernen Kunstbetrieb“, der wie ein Freiraum dargestellt wird, durch die in diesem Kunstbetrieb tätigen, der auch als ein Freiraum zur Verfügung gestellt wird, von den politischen Systemen des Westens zunächst einmal (…) - als einer Spielwiese, wo sich sogenannte „Kreative“ eher austoben dürfen und Narrenfreiheit genießen, als das sie dort etwas entwickeln dürfen, was sich auf etwas Weitergehendes bezieht, als eben auf diesen traditionellen Kunstbetrieb, der sich erschöpft in sogn. „Innovationen“, In Innovationen innerhalb der Disziplinen, also in formalen Wandlungsformen innerhalb dieser Disziplinen, stilistischer Art, das genommen für die Skulptur, die Architektur, die Malerei, die Dichtkunst und auch die anderen Kunstdisziplinen. Als kleine umwandelnde Schritte, die aber durchaus nicht das erreichen, was Picasso von der Kunst gefordert hat.“Die bekannten Kunstrichtungen und Stile haben sich von den Bedürfnissen der Menschen so weit entfernt, das ein großer Teil der Menschen auf diesen Betrieb, auf dieses isolierte, was sich aus der Vergangenheit in einem traditionellen, bürgerlichen Kunstbegriff bis in dieses Gefängnis hinein begeben hat, nur hinschauen kann als auf die Tätigkeit von Menschen, die erst einmal nicht verstehen können und die sie zweitens aufgrund ganz bestimmter Verhältnisse in der Gesellschaft nur wie Spinner zu sehen trachten, die etwas machen, was jedenfalls ihre Grund-Lebensbedürfnisse nicht abzudecken in der Lage ist.“

Saragoza  02.03.2015, 18:42

und hier noch als weitere Zusatz aus diesem Vortrag:

"Nun wo ich vom Kunstbegriff spreche und von dem Revolutionär.Wo ich versuche in Einklang zu bringen, wie der Prozess der Transformation auf dieses Lebewesen hin verlaufen soll.Ich hatte gesagt das der Kunsthistoriker auf diese Entwicklungslinie schaut, der kleinen Revolutionen im Kettenkasten. Also von diesen kleinen Innovation von der die Mehrheit der Menschen nicht mehr berührt sein kann, weil sie ihre Lebens-Bedürfnisse, ihre Lebensfragen nicht mehr erreichen kann.Der Revolutionär im Menschen (…) fordert also von dieser Art von Vorgehensweise in der Weiterentwicklung dieses Begriffes der Kreativität und der Kunst fordert er viel mehr er fordert Transformation.Erzeugen Innovationen in Disziplinen die Transformation des Kunstbegriffes oder wie es es darum bestellt, oder bleibt es durch Innovationen in Disziplinen beim Alten.?

Kann durch Innovationen in den Disziplinen der Kunstbegriff gewandelt werden? Diesen gewandelten Kunstbegriff als eine neue Disziplin, die sich auf das, was gesucht wird auf die Menschen also beziehen muss.Wie ist es aber dann, wenn ich nicht nur die Kunst-Disziplinen innoviere und transformiere, wie ist es dann wenn ich den Begriff Kunst selbst transformiere und sich nicht mehr beziehen lasse auf das was in den modernen, eingeengten, reduzierten Kunstbetrieben und in ebensolchen Wissenschaftsbetrieben, auf diese zurückwirken lasse? Aus diesem heraus muss zu einer anthropologischen Erweiterung kommen. Die sich nicht nur auf Wissenschaftler und Künstler und deren Praxis bezieht, (Galeriewesen, Museen, etc.) sondern der sich auf Menschen beziehen kann im Sinne einer anthropologischen Totale.In diesem Augenblick ist der Kunstbegriff jedenfalls der Beschreibung nach, bezogen auf die Menschen, als den Begriff der aus der Kunst selbst stammen muss, dem Mensch als einem Künstler, und von hier aus lässt sich rechtfertigen, das man folgert, es ist jeder Mensch ein Künstler, weil er weil man in ihm das kreative Wesen erfährt, das Wesen was gestalten kann und er bezieht sich auf alle Problemfelder des Lebens, in dem diese Menschen leben und es bezieht sich auf alle Kraftfelder der Gesellschaft.Hier sind wir auf einen bestimmten Punkt angelangt, jetzt totalisiert sich der Begriff auf das Leben. Ist aber damit schon eine Aussage gemacht worden über die Möglichkeit der Mensch tatsächlich das was gefordert wird, umzusetzen. ...)"

"Aus welcher Quelle heraus, aus welchen dem Menschen innewohnenden kreativen Quellpunkten heraus ließe sich so etwas rechtfertigen, wie die These: „Jeder Mensch ist ein kreatives Wesen“, Denn in diesem kreativen Wesen, in diesem schöpferischen Element jedes Einzelnen. kann ja von Kreativität und Schöpfung nur so lange gesprochen werden, wie auch diese Schöpfung eine freie ist. Denn auch wiederum, aus dem Begriff kann sich nicht rechtfertigen etwa, eine unfrei Kreativität, eine unfreie Kreativität kann nicht unmittelbare Schöpfung sein, von einem in und auf sich selbst beruhenden Anfangspunkt aus.Hier ist die Frage gestellt an den Künstler, an den Revolutionär zu begründen, ob er den Punkt findet ab dem jeder Mensch ein kreatives Wesen ist durch das hindurch der Schöpfungsvorgang in die Welt hinein-fließen kann, als einen den Weltzustand transformierenden. (...)"

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Viele Worte helfen selten, wenn das Anschauliche dabei fehlt.

Eine konkrete Aktion macht seinen "Erweiterten Kunstbegriff" deutlich (= vereinfacht gesagt: Zusammenführung von Kunst und Leben statt Museum, Kunsthandel und Akademie) und das ist - neben der "Honigpumpe" - die Aktion 7000 Eichen:

http://de.wikipedia.org/wiki/7000_Eichen

Saragoza  02.03.2015, 18:48

,... sicherlich  recht anschaulch, zeigt aber bei weitem  nicht das "politische" Element udnerweiterte Spektrum  und verdeutlich es kaum,  was Beuys auch in der Gründung (der immer  noch bestehenden) "Organistaion für direkte Demokratie" bezweckt hat, die  weiter von Johannes Stüttgen u.a. betrieben wird, und als Aktivitätsgrundlage von ihm erheblich angesprochen wurde,..

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