Haben sich die Menschen von Antike auf Mittelalter nicht zurückgebildet?

14 Antworten

Im Zeitalter der Völkerwanderungen während der Spätantike ging schriftliches Wissen verboten. Die irischen Mönche im Frühmittelalter, die damals die einzigen waren, die lesen und schreiben konnten, hatten noch nicht die Übersetzungen der antiken Schriften, die im Hoch- und Spätmittelalter aus dem maurischen Spanien kamen, wo Moslem, Juden und Christen die alten Schriften übersetzten.

Das kann man nicht verallgemeinern. Wie hier schon richtig geschrieben wurde, haben sich die Länder in Nordeuropa und auch Osteuropa durch Fortschritte verbessert (obwohl es gerade im letzten auch hin und wieder Rückschritte gab, z.B. durch Mongolen und Krim-Tataren-Überfälle und -Versklavung). In Südeuropa gab es im Frühen Mittelalter lange Rückschritte, aber im Hoch- und Spätmittelalter war Italien einer der reichsten Gebiete weltweit.

Allerdings ist es auch eine Sache der Zeit. Das Mittelalter ist mindestens 1000 Jahre alt. Und in der Geschichte gibt es Höhen und Tiefen, auch in dieser Zeit.

Zudem war die Antike auch nicht immer so toll. Schon in der Spätantike gab es viele Krisenerscheinungen mit stetigen Verschlechterung, einschließlich der Pest, die auch zwischen 530 und 550 weiter Teile Europas entvölkerte...von Vulkanausbrüchen in derselben Zeit ganz zu schweigen.

Woher ich das weiß:Hobby

Nein, nicht zurückgebildet sondern in andere Richtungen.

Es gab durchaus auch fähige Mediziner und das Mittelalter fand nicht nur in Europa statt. Durch den extremen Einfluss der Kirche waren bestimmte Forschungen untersagt während sich die Klostermedizin weiterentwickelte und dort die Grundlagen für heutige Verfahrensweisen gelegt wurden.

Wissen ging verloren, wurde neu entdeckt, wieder ausgegraben, verworfen, überdacht etc. Es ist immer im Wandel und was vor 100 Jahren eine absolute Wahrheit war ist heute Grund zum Schmunzeln.
Dabei hat sich nicht der Mensch weiterentwickelt sondern lediglich sein Bildungsgrad und seine Denke haben sich verändert. Heutige Menschen würden das Mittelalter nicht lange überleben und umgekehrt gäbe es sicher ganz ähnliche Probleme. Dabei würde der jeweilige "Zeitreisende" sicherlich als geisteskrank angesehen :D

Akaitori  22.06.2022, 13:02

*Foucault-Moment*

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Zu dieser Zeit sind die Menschen im Schnitt 35 Jahre alt geworden. Klingt mir nicht so, als wären sie wesentlich weiter gewesen als wir.

MonkeyKing  22.06.2022, 12:35

Na das stimmt so nicht ganz. Bei solchen Berechnungen wird die Kindersterblichkeit mit einberechnet. Wer aber die Kindheit überlebt hat, hatte gute Chancen deutlich älter zu werden.

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AnglerAut  22.06.2022, 12:44
@MonkeyKing

Und die Kindersterblichkeit ergibt sich woraus? Womöglich wegen der schlechteren medizinischen VErsorgung?

Und so viel älter wurden auch die "Alten" nicht. In Rom erreichten gereade einmal 5% das Alter von 60 Jahren.

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MonkeyKing  22.06.2022, 12:46
@AnglerAut

Wenn man das so sagt

Zu dieser Zeit sind die Menschen im Schnitt 35 Jahre alt geworden

entsteht der Eindruck dass die Menschen durchschnittlich mit 35 gestorben sind. Das ist aber nicht richtig. Sehr viele sind schon im Kindesalter gestorben, dann aber deutlich älter geworden im Schnitt.

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AnglerAut  22.06.2022, 12:48
@MonkeyKing

5% haben das Alter von 60 errreicht in der Antike. Bei uns dürfte das irgendwo bei 95% liegen.

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MonkeyKing  22.06.2022, 13:02
@AnglerAut

Quelle für diese Behauptung? Aber ich habe auch nichts gegenteiliges gesagt.

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woflx  22.06.2022, 13:20
@AnglerAut

Besonders hoch war die Kindersterblichkeit vor allem bei den mangelhaften hygienischen Verhältnissen in den Städten der frühen Neuzeit.

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Zurückentwickeln finde ich ein zu schweres Wort. Es waren andere Probleme vorrangig und manches geriet in Vergessenheit und wurde später neu entdeckt.

Nach der, für weite Teile Europas, lange friedliche Epoche der Römer folgte der Hunneneinfall und die Völkerwanderung. Bis wieder Ruhe einkehrte (jetzt stark verkürzt) waren fast 400 Jahre rum. Weite Teile Europas waren danach entvölkert. Erst mit der Kaiserkrönung im Jahr 800 kam wieder Stabilität zurück. Doch die sich gefundenen Staatengebilde führten stetig untereinander Krieg. Selbst die Städte gönnten es sich nicht gegenseitig - nicht umsonst hatte fast jede mittelalterliche Stadt eine Mauer.

Ab 1346 kam der schwarze Tod und raffte schätzungsweise 25 Millionen Europäer hin, wohl 1/3 aller Menschen. Mit ihnen starb viel Wissen und Entwicklung, aber auch Arbeiter - diesen Verlust musste man erst wieder kompensieren. Auch hiernach waren ganze Landstriche entvölkert.

Ab 1525 überzog mit der Reformation Bauernkriege, Religionskriege und schließlich der 30jährige Krieg Mitteleuropa. Auch hier starben bis zu 1/4 der Bevölkerung, was wieder leere Landesteile zur Folge hatte, Wissen und Entwicklung ging verloren und natürlich Arbeiter, die Lebensmittel anbauten, Rohstoffe abbauten usw.

Stabilität ist wichtig für den Aufbau von Wissen und Fortschritt. Schau in die Urkaine - dort forscht gerade niemand und Wissen wird kaum weitervermittelt, weil die Schulen zu haben. Die Menschen haben andere Probleme - Männer müssen kämpfen, Frauen und Kinder müssen täglich ums Überleben kämpfen. Nach dem Krieg muss erstmal wiederaufgebaut werden, bevor es mit dem Fortschritt weitergeht. Das dauert!

Woher ich das weiß:Hobby