[Grammatik] Endung -e im Imperativ
Hallo Community.
Ich habe eine Frage zur -e Endung im Imperativ. Unsere Lehrerin hat gesagt, dass die Endung aus dem umgangssprachlichen fast erloschen ist. Zum Beispiel könne man bei der Befehlsform Lauf(e)! Das e weglassen.
Meine Frage jetzt: Wenn ich in einer Arbeit das e trotzdem mitschreibe, wird mir dies als Fehler angerechnet?
Danke für eure Antworten.
7 Antworten
Ich denke nicht, dass das Weglassen der Endung -e nur umgangssprachlich ist. Mit dieser Endung klingen Imperative doch sehr „gestelzt“. Selbst Nachrichten-Sprecher würden niemals „Komme mit mir mit!“ oder „Schlafe jetzt ein!“ oder „Dusche dich mal wieder!“ sagen. Das hat mit Standard-Deutsch/Hochdeutsch nichts zu tun.
Etwas anderes ist es, wenn der Wort-Stamm auf ein e endet. Dann endet der Imperativ natürlich auch auf ein e, das ist dann aber keine Nachsilbe.
Im Fremdsprachenunterricht wird Deutschlernern beigebracht, dass der Imperativ gebildet, indem man von der Verbform der 2. Person Indikativ Aktiv Präsens die Endung -st wegfallen lässt (oder ggf. nur -t, falls schon ein s zum Stamm gehört).
Beispiele:
Du gehst. Geh weg!
Du bleibst. Bleib da!
Du arbeitest. Arbeite weiter!
Du liest. Lies das Buch!
Beachte beim letzten Beispiel vor allem, dass nach der Methode auch starke /unregelmäßige Verben richtig in den Imperativ gesetzt werden können. Denn - auch wenn es uns die Werbung manchmal anders verlaufen will - Es heißt richtig: Lies... Wirf... Triff... etc.! und eben nicht: Lese... Werfe... Treffe...! Hier scheitert der Versuch, die Endung -e anzuhängen, kläglich!
Mehr dazu:
www.canoo.net/services/OnlineGrammar/InflectionRules/FRegeln-V/Texte/Imper1.html
Ich sekundiere den Kalifen und setze noch eins drauf mit meiner Theorie:
Die Form mit -e ist kein Imperativ, sondern Konjunktiv I, der einen Wunsch, einen Rat oder eine Bitte ausdrückt: "Zieh, Fremder!" ist ein Befehl, aber "[Der Leser] Ziehe eine Gerade durch P und Q." ist nur eine Bitte, deren Nichtbeachtung man wahrscheinlich überleben wird :)
In der Schriftsprache ist der Imperativ selten, weil unhöflich und wirkungslos. Dort findet man vorwiegend den Konjunktiv I. Mit der falschen Annahme Schriftsprache=Hochsprache erliegt man nun leicht dem Trugschluß Imperativ (ohne -e)=Mundart.
Fazit: Wird explizit der Imperativ verlangt, ist die Endung -e falsch (sofern nicht zwingend). Man muss sich aber darauf einstellen, dass der Imperativ etwas barsch klingt:
"Lass das!" -- "[Ihr] Lasset uns beten."
"Leg das weg!" -- "[Er] Lege die Karte zurück."
"Folg Deiner Mutter!" -- "[Er] Folge der Stimme."
Nach dieser Theorie wären die klassischen Fehler (nehme, gebe, lese, ...) gar nicht mal so falsch, sondern nur gekünstelt und altmodisch:
"Iß den Teller leer!" -- "[Er] Esse viel Obst."
Gegen meine Theorie spricht, dass dieser Konjunktiv immer in der dritten Person steht, aber dann wie in der zweiten Person fortgesetzt wird: "[Er?] Folge Deinem Verstand.".
Deitsches Sprache schweres Sprache!
Ich denk mal nicht, weil es ja eigentlich richtig ist. Ohne -e ist es nur Umgangssprache. Aber ich bin nicht deine Lehrerin, also weiß ich das auch nicht so genau.
nein, das ist kein Fehler.. ich hätte die Kurzform eher als "Umgangssprache" abgestempelt. Ich persönlich würde das in einem Aufsatz nie so verwenden
Nein, das wird dir wohl eher positiv angerechnet :D
Die Antwort ist hoffentlich nicht ernst gemeint.